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INTEAM: Warum die Zukunft kein Solo wird

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Der CIO Kongress 2025 zeigt, was Führungskräfte in einer KI-getriebenen Welt wirklich verbindet

Loipersdorf. Thermenregion, Ruhepol – und seit Jahren das Epizentrum digitaler Realität. Von 12. bis 14. Oktober treffen sich dort über 400 CIOs, CDOs, COOs und Tech-Leader zum CIO Kongress 2025 – einer Veranstaltung, die mehr ist als Branchentreff. Sie ist Resonanzraum für jene, die Digitalisierung nicht nur verwalten, sondern gestalten wollen.

„INTEAM“ lautet das diesjährige Motto. Es ist ein Begriff mit doppeltem Boden. Im sportlichen Sinne meint er Zusammenspiel – und damit das Gegenteil von Einzelkämpfertum. In der digitalen Realität steht er aber auch für etwas Tieferes: In Koordination, Kollaboration und sogar Co-opetition liegt die vielleicht wichtigste Kompetenz der Zukunft. Denn in einer Welt, in der künstliche Intelligenz nicht nur Tools, sondern Taktgeberin wird, reicht technische Exzellenz allein nicht mehr aus.

Mensch & Maschine: Wer führt hier wen?

Der erste Kongresstag steht ganz im Zeichen der künstlichen Intelligenz – nicht als Hype, sondern als Realität im Alltag von Unternehmen. Der Dialog zwischen Mensch und Maschine wird nicht als Bedrohung, sondern als Kooperationsfrage verhandelt. Schon die erste Keynote von Redner und Coach Peter Baumgartner macht klar: Zukunft braucht Mut – nicht Kontrolle. Im Anschluss diskutieren Expert:innen wie Claudia Pohlink (FIEGE Logistik), Martin Dusek-Lippach (Wiener Linien) und Andreas Thöni (Österreichische Post) über die Frage, wie KI-Projekte gelingen können, ohne dass der Mensch die Deutungshoheit verliert.

Dass künstliche Intelligenz nicht im luftleeren Raum entsteht, sondern wirtschaftliche Relevanz haben muss, zeigt der erstmals verliehene AI Excellence Award Austria, bei dem fünf Projekte antreten, die KI mit echtem Business Impact verbinden. Und auch hier gilt: Die besten Ansätze entstehen nicht im Silo, sondern INTEAM – oft sogar über Branchengrenzen hinweg.

Führung unter Druck: Haltung als Währung

Am Montag wird der Fokus verschoben – vom digitalen zum menschlichen System. Leadership ist kein Titel mehr, sondern ein Härtetest: Wie führt man in Zeiten der Überforderung, wo Wandel Alltag ist und Planbarkeit Illusion?

Sabine Gromer, Leadership-Coach und Transformationsarchitektin, eröffnet den Tag mit einem Plädoyer für „emotional agility“. Wer führen will, muss mit Druck umgehen – nicht indem er ihn wegleugnet, sondern indem er ihm standhält. Danach wird’s konkret: Marcel Lehner (Wiener Stadtwerke) analysiert die Resilienz kritischer Infrastrukturen, Nadine Rass, Ex-Golfprofi, zeigt, warum mentale Stabilität die unterschätzteste Führungsressource der digitalen Ära ist. Und Oberst Markus Reisner bringt strategisches Denken auf ein neues Level: Wie navigiert man in einer Welt ohne Gewissheiten?

Dass Digitalisierung kein Machtspiel ist, sondern Verantwortungsfrage, diskutieren hochkarätige Vertreter:innen aus der BAWAG, dem ORF, der ACP Group und LSZ Future Connections im Panel zu digitaler Souveränität. Der Tenor: Ohne Wertebasis nützt die beste Technologie wenig.

Transformation am Limit: Zeit für Realität

Tag drei bringt die Systeme zum Schwingen. Nicht nur metaphorisch – sondern ganz real: Was kann Transformation leisten, wenn Ressourcen knapp, Märkte volatil und Organisationen überfordert sind? Die Diskussion ist so ehrlich wie notwendig.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit, eröffnet den Tag mit einer Analyse der wirtschaftlichen Zeitenwende. Danach spricht Hermann Kaineder (Hammerer Aluminium Industries) über Digitalisierung, die nicht nur startet – sondern wirklich durchzieht. Im Panel „Kollaps oder Kurve?“ diskutieren Vertreter:innen von OMV, Erste Digital, Neuroth und A1, was geht – und was (noch) nicht.

Doch der vielleicht wichtigste Moment kommt zum Schluss: Armin Wolf – Journalist, Interviewer, Wirklichkeits-Experte – bringt mit seiner Keynote „Realität – warum wir sie brauchen“ einen der großen blinden Flecken der digitalen Transformation auf den Punkt. In einer Welt voller Deepfakes, generativer KI und strategischer Desinformation wird Realität zur Währung. Die Bühne teilt er mit Gastgeberin Martina Kruber, die das Kongress-Finale im Dialog mit ihm gestaltet. Nicht als Show. Sondern als ehrlicher Moment der Reflexion.

Fazit: Allein kommt keiner durch

Der CIO Kongress 2025 zeigt: Digitalisierung ist kein Sprint, sondern ein Systemlauf. Und Systeme funktionieren nur dann, wenn sie gut orchestriert sind. INTEAM heißt dabei nicht „kuscheln“, sondern Komplexität gemeinsam tragen. Zwischen IT und Business, zwischen Unternehmen und Markt, zwischen Mensch und Maschine.

Wer Digitalisierung mit Substanz will, braucht Orte wie diesen. Zum Denken, Vernetzen, Entscheiden. Und zum Erinnern daran, dass die Zukunft nicht alleine kommt. Sondern gemeinsam gestaltet werden muss.

Fotocredit: shutterstock/PeopleImages