Neue KI-Rollen und -Kompetenzen verändern den Markt für IT-Fachkräfte in den G7-Staaten nachhaltig. Soft Skills gewinnen weiter an Bedeutung.
Künstliche Intelligenz transformiert nicht nur Prozesse und Geschäftsmodelle, sondern auch die auf dem IT-Arbeitsmarkt nachgefragten Rollen und Qualifikationen. Das belegt eine Studie des AI Workforce Consortium, einer Initiative von zehn international tätigen Technologiekonzernen. Sie beleuchtet rund 50 Berufsbilder in der Informations- und Kommunikationstechnik (ITK) in den G7-Staaten.
Im Zeitraum zwischen Juli 2024 und Juni 2025 hat das Konsortium dazu Stellenanzeigen auf Cornerstone und Indeed in den G7-Ländern ausgewertet. Die Daten beziehen sich also vor allem auf Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien und die USA.
KI-Rollen mit dem größten Wachstum
KI-Fähigkeiten entwickeln sich zur Kernkompetenz in der IT-Branche, lautet eine zentrale Erkenntnis der Studie. Sieben der zehn am schnellsten wachsenden ITK-Positionen haben einen direkten KI-Bezug. Dazu gehören unter anderem:
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AI/ML Engineer (+145 Prozent)
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AI Risk & Governance Specialist (+234 Prozent)
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NLP Engineer (+186 Prozent)
Rund 78 Prozent der analysierten ITK-Rollen erfordern mittlerweile explizit KI-Kompetenzen. Dabei zeigt sich, dass sich die Schwerpunkte von der rein technischen Implementierung in Richtung Security und Verantwortung im Umgang mit KI verschieben. Besonders stark wächst die Nachfrage in diesen Bereichen:
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LLM Security & Jailbreak Defense (+298 Prozent)
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Responsible AI Implementation (+256 Prozent)
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Foundation Model Adaptation (+267 Prozent)
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Multi-Agent Systems (+245 Prozent)
Daneben fordern Personalverantwortliche in den G7-Staaten verstärkt Qualifikationen im Bereich Governance und Ethik. So verzeichnet der Bereich „AI Governance“ ein Wachstum von 150 Prozent gegenüber dem Vorjahr, „AI Ethics“ legt um 125 Prozent zu.
Technik-Know-how reicht nicht mehr
Um in einer KI-geprägten Welt erfolgreich zu sein, reicht technisches und organisatorisches Know-how nicht mehr aus. Auch das zeigt die Studie. So ist der Stellenwert klassischer Soft Skills im Vergleich zu früheren Erhebungen deutlich gestiegen. Dazu gehören etwa Kommunikation, kritisches Denken, Führung, Problemlösung und Teamarbeit.
Fachkräftemangel bremst den KI-Erfolg
Ob all diese Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind, steht auf einem anderen Blatt. Der Bericht des AI Workforce Consortium nennt eine ganze Reihe von Bereichen, die aktuell von Personalengpässen betroffen seien, darunter LLMs, Prompt Engineering, Generative AI, KI-Sicherheit und -Ethik. Abhilfe könnten gezielte Upskilling-Initiativen schaffen.
Unternehmen empfiehlt das Konsortium, „Skills-first-Strategien“ zu formulieren, die eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Mitarbeitenden sicherstellen. Dazu gehöre auch eine agile Unternehmenskultur mit personalisierten und KI-gestützten Trainingsangeboten. Im Bereich der öffentlichen Hand fordern die Autoren etwa den Aufbau regionaler AI-Skilling-Hubs auch außerhalb urbaner Zentren.
Neue Hotspots für KI-Fachkräfte
Die bedeutendsten Wachstumsregionen für KI-bezogene Arbeitsplätze sehen die Studienautoren zwar vor allem in Technologiezentren wie dem Silicon Valley, London, Toronto, New York und Manchester. Doch Standorte wie Paris, Berlin, Mailand, Tokio und Osaka seien dabei, aufzuholen. Sie entwickelten sich zu neuen Clustern für KI-Innovation und zögen sowohl Talente als auch Investitionen an.
Über das AI Workforce Consortium
Das AI Workforce Consortium ist ein Zusammenschluss von zehn internationalen Konzernen. Dazu gehören Accenture, Cisco, Cornerstone, Eightfold, Google, IBM, Indeed, Intel, Microsoft und SAP. Durch gemeinsame Forschung und offene Daten wollen die Mitglieder laut eigenen Angaben eine KI-kompetente, inklusive und zukunftsfähige Arbeitswelt fördern. In den kommenden zehn Jahren sollen dazu weltweit 95 Millionen Menschen weitergebildet werden.
Zu den Veröffentlichungen der Initiative gehören unter anderem das AI Workforce Playbook, ein strategischer Leitfaden zur Workforce Transformation, sowie das AI Skills Glossary 2025, das eine einheitliche Begriffssystematik für KI-Kompetenzen bereitstellen soll. Darüber hinaus gibt es rund 200 Learning Recommendations für eine Weiterqualifizierung in Sachen KI.
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