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IT vs. Marketing – oder doch ein Dreamteam?

IT vs. Marketing

Warum eine enge Zusammenarbeit zwischen Marketing und IT unerlässlich ist.

In unserem digitalen Zeitalter scheinen die Bereiche IT und Marketing oftmals noch immer getrennte Wege zu gehen. Während sich ITler mit komplexen Technologien und Infrastrukturen beschäftigen, fokussiert sich (klassisches) Marketing vor allem auf kreative Kampagnen und Kund:innenansprache. Der technologische Turbo-Boost durch künstliche Intelligenz eröffnet Marketingabteilungen aktuell einen weiten Horizont an Möglichkeiten, von denen diese vor allem dann richtig profitieren können, wenn das Zusammenspiel mit der IT gut funktioniert.

Blicken wir einmal zu unseren deutschen Nachbar:innen: Laut einer aktuellen Befragung des Brand Science Institutes von 300 Marketingverantwortlichen in Deutschland haben „rund 83% aller Befragten bisher keine Erfahrungen mit KI im Marketing. Lediglich 12% haben erste rudimentäre Erfahrungen, rund 5% behaupten, intensive Erfahrungen gesammelt zu haben.“

Muss das so sein und wie ist die Lage im Österreichischen Marketing? Am LSZ Future of Marketing Kongress 2024 haben wir zwei Marketer mit IT-Fokus um ihre Einschätzungen zum Thema gebeten: Julia Pleyer (Leitung Marketing, KI & Innovation, Videoproduktion bei TOGETHER CCA, Lektorin bei Leaders of AI) und Nikolaij Schmid (Teamlead CX Sales, Service, Marketing bei ALL FOR ONE CUSTOMER EXPERIENCE). Den Blickwinkel aus der IT bringt Dominik Achleitner (Head of IT bei NÖM AG) ein, den wir beim diesjährigen LSZ Security Risk Mangement-Kongress in Pörtschach abgefangen haben.

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KI im Österreichischen Marketing – eine Einschätzung

„KI wird in Österreich im Bereich Marketing eher noch rudimentär genutzt,“ so Nikolaij Schmid. „Inzwischen sind ein Verständnis und eine gewisse Offenheit dafür da, aber es wird noch zu wenig genutzt für das, was es schon an KI-Möglichkeiten gibt. Das ist so, weil das Verständnis noch nicht zu 100 % vorhanden ist, was man alles damit machen kann.“ Und die Möglichkeiten sind breit: von Datenanalyse, Automatisierung bis hin zur Personalisierung können viele Prozesse wesentlich effizienter gestaltet werden.

Von einem "verhaltenen und abwartenden Einsatz von KI" sprechen auch die Studienergebnisse des BSI. "Der Einsatz von KI im Marketing [unter den Befragten in Deutschland] konzentriert sich hauptsächlich auf die Bereiche Kommunikation, Consumer Insights und Kundenservice. Die strategische Marketingplanung, der Bereich Sales und die Verbesserung von Marketingprozessen bleiben nach der Aussage der Marketingverantwortlichen in humaner Hand."

„Ich glaube, dass sich viele Unternehmen in Österreich gerade ausprobieren und herausfinden, was für sie funktionieren kann. Jetzt ist gerade noch das Stadium, wo alle lernen, sich KI-Skills aneignen und dann in die Umsetzung gehen,“ so Julia Pleyer. „Wir nutzen KI in unserem Unternehmen bereits täglich. Beispielsweise ChatGTP & Co als Sparring Partner für Ideen, aber auch direkt in unseren Prozessen integriert für Content Generierung (Text und Bild). Ich sehe KI als Möglichkeit, eine gute Grundlage zu schaffen und dann braucht es immer gut ausgebildete Leute, die dem Ganzen den letzten Schliff geben.“

 

it und marketing

Silodenken und Abteilungsgrenzen adé

Marketing profitiert von IT-Know-how vor allem dann, wenn es um Datenanalyse, Automatisierung und Personalisierung geht. Die IT wiederum braucht das kundennahe Wissen des Marketer für eine optimale User Experience, Bedarfsanalysen und die Erfolgsmessung der eingesetzten IT-Lösungen.

„Wir müssen als Marketing sehr nah an der IT-Abteilung dranbleiben, damit wir alle neuen Entwicklungen mitbekommen und den Kunden gut informieren können. Das bedeutet enge Abstimmung sowie Verständnis zwischen den Abteilungen zu schaffen. Was sind deine Pain Points, was sind meine und was haben wir für ein gemeinsames Ziel? Das ist eine absolut spannende und sehr, sehr wichtige Führungsaufgabe,“ so Julia Pleyer.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit von Marketing und IT erfordert gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung. Beide Bereiche sollten offen für neue Ideen, Technologien und Prozesse sein und dafür voneinander zu lernen. Regelmäßiger Austausch und gemeinsame Projekte fördern die Zusammenarbeit und stärken das Teamgefühl.

Bei der NÖM AG gibt es eine übergreifende Strategie für IT und Marketing. Entstanden ist diese im Zuge der Entwicklung einer Mitarbeiter:innen-App, wo es die enge Zusammenarbeit zwischen Kommunikation und IT brauchte. Win-win also. Nicht vergessen werden darf der Faktor der persönlichen Chemie, betont Dominik Achleitner: "Das Gelingen einer guten Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen läuft viel auf einer persönlichen Ebene ab. Bei uns funktioniert es sehr gut, weil die Marketingleiterin und ich uns persönlich gut verstehen. Das ist sicher auch dem geschuldet, dass wir gleich alt sind, und deswegen passt die Connection. Wenn ich ein Mitte 50-jähriger CIO mit weißen Haaren und tollem Firmenauto wäre, der alle anderen wie das Fußvolk behandelt, dann würde es natürlich nicht funktionieren.“

Nikolaij Schmid dazu: „Es ist wichtig, offen für neue Themen zu bleiben, sich weiterzuentwickeln, zu lernen, als Unternehmen oder auch als Individuum. Zudem ist es sehr wichtig Barrieren und Abteilungsgrenzen (trotz politischer Hürden) abzuschaffen. Es geht darum agile Teams zu schaffen und in Form von Agilität fachbereichsübergreifende Themen im Bereich KI umzusetzen.“

IT vs. Marketing?

Die vermeintliche Kluft trügt also: In unserer datengetriebenen Welt ergänzen sich IT und Marketing ideal und bilden gemeinsam ein unschlagbares Team. Nur durch die Bündelung der Expertise beider Bereiche können Unternehmen ihre Kund:innenansprache auf ein neues Level heben und in puncto Effizienz, Effektivität und Kund:innenzufriedenheit neue Maßstäbe setzen.

„Zukünftig müssen die einzelnen Fachbereiche in Unternehmen, sei es jetzt IT, Marketing, Service oder E-Commerce sehr stark zusammenarbeiten, um eine Botschaft (die der Marketingkampagnen etwa) nach außen transportieren zu können,“ betont Nikolaij Schmid.

Julia Pleyer blickt positiv in die Zukunft: „Was sich durch KI geändert hat, ist die gegenseitige Begeisterung. Ich (als Marketer) kann jetzt mit mit Kollegen aus der IT über Large Language Models sprechen und darüber, was sie für einen (Grafik)Prozessor brauchen und warum. Und die Entwickler kriegen mit, dass wir uns (noch mehr) für IT- Prozesse interessieren. Das KI-Thema schafft also einen Common Ground bzw. mehr Nähe zwischen IT und Marketing.“

Ein Tipp vom Head of IT: „Reden, reden! Es menschelt immer und jeder geht in die Arbeit und will einen Spaß haben. Am Ende des Tages geht es ums Miteinander - auch wenn das für ITler manchmal schwer ist,“ sagt Dominik Achleitner schmunzelnd. 

It’s a match

Fazit: IT und Marketing sind keine Konkurrenten, sondern Partner. Durch die Bündelung ihrer Expertise können sie gemeinsam Großes erreichen und Unternehmen im digitalen Zeitalter zum Erfolg führen. In diesem Sinne: Schluss mit "IT vs. Marketing" – es lebe Teamwork!

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Quellen: