Datengetriebene Organisationen, was hat den größten Impact? Dazu diskutierten v.l.n.r.: Veranstalter Jürgen Spitzbauer, Verena Dorner (WU Wien), Carina Zehetmaier (Women in AI), David Eschwé (RBI), Andreas Moser (Bundesministerium Arbeit&Wirschaft), Moderator Mario Meir-Huber (Magenta Telekom) ©LSZ
Das Data Business Forum bot 140 Teilnehmer:innen aus Data- und IT-Teams aller Branchen höchst relevante Einblicke in die Welt des Data Managements. Im Eröffnungs-Panel, moderiert von Mario Meir-Huber, Vice President Data & AI von Magenta Telekom, wurden zentrale Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für datengetriebene Unternehmen beleuchtet.
Einigkeit bestand darüber, dass ein datengetriebener Ansatz der Schlüssel zum Erfolg ist. Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Implementierung der Data Strategy sind zudem erfahrene Data Architects, die das Grundkonstrukt konzipieren. Diese sind jedoch Mangelware, während Data Scientists am Markt relativ "einfach" verfügbar sind.
"Das Data Business Forum hat deutlich gemacht, dass Daten nicht mehr nur eine IT-Angelegenheit sind, sondern eine zentrale Säule der Unternehmensstrategie und des Change Managements darstellen", fasst Jürgen Spitzbauer, Veranstalter des Forums, zusammen. „Die Bedeutung von Daten als Grundlage für KI-Anwendungen, die als treibende Kraft in nahezu allen Branchen zunimmt, und die Notwendigkeit robuster Data Governance-Strukturen wurden besonders hervorgehoben. Es ist also an der Zeit, ins Handeln zu kommen! Das Forum hat viele inspirierende Ideen und Möglichkeiten aufgezeigt, die es nun zu ergreifen gilt.“
Langfristig planen, zeitnah handeln: Den Business Impact im Fokus behalten
Daten langfristig zu denken bedeutet, sie nicht nur als Mittel zur kurzfristigen Problemlösung zu betrachten, sondern als strategisches Asset für die Zukunft des Unternehmens. „Data Governance muss man in Unternehmen langfristig durchboxen, um erfolgreich zu sein. Und man muss auch den Vorständen klar machen, dass man hier keine kurzfristigen finanziellen Mehrwerte generiert,“ betont Mario Meir-Huber. Es geht darum, Daten zu sammeln, zu analysieren und zu nutzen, um langfristige Geschäftsziele zu erreichen und so die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken.
Victoria Rugli, Co-Autorin des Handbook of Data Science and AI, unterstrich die Bedeutung der Mitarbeiter:innen im Aufsetzen neuer Prozesse. "Data Governance hilft den Unternehmen langfristig eine Wissensbasis über ihre Daten für ihre Mitarbeiter aufzubauen. Um das Thema den Mitarbeitern näher zu bringen, ist es wichtig, sie in den Prozess einzubeziehen und die Bedeutung von Datenverantwortung und -qualität in ihrer täglichen Arbeit zu unterstreichen. Dafür muss man auch incentives geben und den Abteilungen anhand von konkreten Beispielen die für sie relevant sind zeigen, dass auch sie davon einen Nutzen ziehen können."
Der Fokus auf den Business Impact ist dabei unerlässlich. Datenprojekte sollten nicht alleine um ihrer selbst willen durchgeführt werden, sondern immer einen klar definierten Mehrwert für das Unternehmen liefern. Es ist wichtig, vorab „einen Use Case wirklich zu Ende zu denken, um beurteilen zu können, ob er sinnvoll ist. Man muss die rechtlichen Rahmenbedingungen prüfen und es zu einem gemeinsamen Projekt des ganzen Unternehmens machen. Sonst wird es nicht stattfinden,“ berichtet David Eschwé, Head of Group Advanced Analytics bei Raiffeisen Bank International, aus eigener Erfahrung.
Es ist also zentral, die Bedürfnisse des Business zu verstehen und Daten so einzusetzen, dass sie zu messbaren Verbesserungen in Bereichen wie Effizienz, Produktivität, Kundenorientierung und Innovation führen.
R.I.P Data Lake
Data Lakes wurden als möglicher Schlüssel zum Misserfolg identifiziert, da sie ohne Datenqualität und Governance schnell zu einem unüberschaubaren Datenfriedhof verkommen können. Stattdessen sollten Unternehmen auf dezentrale und datengetriebene Geschäftsbereiche setzen, in denen Fachabteilungen wie Marketing und Vertrieb die treibende Kraft sind und die relevanten Fragen stellen.
Die Veranstaltung verdeutlichte einmal mehr, dass Data Management nicht nur eine technische Herausforderung ist, sondern auch eine Frage der Unternehmenskultur und des Mindsets. Um den vollen Nutzen aus Daten zu ziehen, müssen Unternehmen datengetrieben denken und handeln – von der Geschäftsleitung bis hin zu den einzelnen Mitarbeiter:innen. „Data muss überall im Unternehmen stattfinden. Es geht darum, Awareness zu schaffen und das nicht nur im Vorstand, sondern auch bei den einzelnen Mitarbeiter:innen“, fasste Moderator Mario Meir-Huber zusammen.
Wir müssen uns mit KI beschäftigen
Neben den Herausforderungen und Learnings der datengetriebenen Organisationen, war KI und der bald in Kraft tretende EU AI Act ein omnipräsentes Thema. Wie schaffen wir es in Europa nicht nur zu verbieten und zu regulieren, sondern ein innovationsfreundlicheres Klima zu schaffen? „Bildung“, fordert David Eschwé. „Wir alle wissen zu wenig über künstliche Intelligenz, über Machine Learning über Data Science. Meine Aufforderung lautet deshalb: wir müssen uns mehr mit KI beschäftigen. Wir müssen lernen, wie sie wirklich funktioniert, Grenzen kennenlernen und Möglichkeiten ausloten. Wenn das alle machen würden, kommen wir auch zu Regulations, die uns weiterbringen.“
Mehr Neugier KI gegenüber, fordert auch Carina Zehetmaier, Präsidentin von Women in AI Austria. Es brauche in Unternehmen - quer durch alle Abteilungen hindurch - „ein gewisses Grundverständnis von KI. Nicht nur, um zukünftig fit im Job zu sein, sondern auch um zu erkennen, wo die Business Use Cases sind, damit langfristig Mehrwert generieret wird.“
Lisa Höllbacher, Data-Spezialistin und Co-Founder von nexyo, dazu: "Daten und KI sind das Steuer für nachhaltige Veränderung in Unternehmen, essenziell für ein proaktives Change Management. Der Schlüssel liegt in der menschlichen Kreativität, die aus Daten Innovationen schmiedet, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen.“
Nicht zuletzt dürfen aber die rechtlichen Rahmenbedingungen für KI nicht außer Acht gelassen werden, mahnt Stephan Winklbauer, Rechtsanwalt bei aringer herbst winklbauer, Experte für Datenschutz- und IT-Recht: „Wir wissen derzeit nicht, wo die Daten herkommen, mit der eine GenAI trainiert wurde – und wir wissen nicht, was die KI mit unseren Daten macht, die wir hineinladen. Auch die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen: Möglicherweise verletzen sie Rechte Dritter (Stichwort Copyright). Daher sollte man vorher genau überlegen, für welchen Use Case mit KI einsetzt“.
Diskutieren Sie mit - am Data Business Forum 2025
Das nächste LSZ Data Business Forum findet am 8. April 2025 in Wien statt. Der Fokus wird dann auf neuen Erkenntnissen und Trends im Data Management liegen.