Foto: Shutterstock
Ideen von heute für ein besseres Morgen
Der Mensch braucht Ziele. Etwas, auf das er hinarbeiten kann. Eine intrinsische Motivation. Besonders augenscheinlich ist das im Bereich der Forschung und Entwicklung, wo sich greifbare Ergebnisse eben nur dann einstellen, wenn besagtes Ziel klar definiert ist. Viel zu oft standen bzw. stehen hier aber rein monetäre Interessen im Fokus. Finanzielles Wachstum als Haupttreiber des Fortschritts.
Durch Responsible Innovation soll eine andere Richtung eingeschlagen werden. Ziel ist, dass sich technische Innovationen vermehrt an gesellschaftlichen und ethischen Erfordernissen orientieren und nicht mehr (fast) ausnahmslos an kommerziellen. So gesehen ist Responsible Innovation ein wichtiger Teil der Twin Transition, also dem gleichzeitigen Übergang in eine digitalere und nachhaltigere Zukunft. Erreicht werden soll das unter anderem durch die frühzeitige Einbindung der sogenannten Technikfolgenabschätzung in den Innovationsprozess.
Technikfolgenabschätzung? Eine Begriffsklärung:
Kern der interdisziplinären Forschungsrichtung ist die Untersuchung von Chancen und Risiken technischer Innovationen für die Gesellschaft. Wie profitiert die Allgemeinheit von einer Neuerung? Welche Gefahren entstehen eventuell durch die Einführung?
Responsible Innovation: Woher stammt der Begriff?
Der Begriff „Responsible Innovation“ bzw. die deutsche Entsprechung „verantwortungsvolle Forschung und Innovation“ tauchte erstmals in Strategiedokumenten der Europäischen Union auf. Konkret im Zusammenhang mit der Schaffung eines europäischen Rahmens für die Governance von Wissenschaft. Im Grunde geht es dabei um rechtliche und faktische Leitlinien, die für die Leitung und Überwachung eines bestimmten Teilbereichs oder einer bestimmten Organisation notwendig sind.
Best Practices – Responsible Innovation in der Praxis
Technischer Fortschritt für eine bessere Welt – das ist das Ziel nachhaltiger Innovation. Um der angestrebten Entwicklung immer und immer wieder neuen Schwung zu verleihen, kommen unterschiedlichste Ansätze infrage. Die folgenden drei Best-Practice-Beispiele sollen einen Eindruck darüber geben, was alles möglich ist.
REPS – Road Energy Production System
Das 2023 gegründete österreichische Startup „REPS“ hat einen laut Eigenbeschreibung „bahnbrechenden mechanischen Energiewandler“ entwickelt. Dieser erzeugt effizient grünen Strom auf unseren Straßen und muss dabei nicht auf konventionelle erneuerbare Energien zurückgreifen. Grob umrissen funktioniert das Prinzip folgendermaßen:
- Herzstück des Mechanismus sind im Boden integrierte Platten.
- Diese Platten werden dort installiert, wo ohnehin bereits Energieverlust auftritt – vereinfacht gesagt also überall, wo Autofahrer bremsen müssen.
- Dazu zählen Bereiche wie Ampeln, Mautstationen, Zebrastreifen, Geschwindigkeitsbegrenzungen etc.
- Bremst ein Fahrzeug ab, erzeugt es vertikale Energie, die ohne REPS „im Boden“ verloren gehen würde.
- Das installierte System fängt die kinetische Energie ein und wandelt sie in Elektrizität um.
Der erzeugte Strom kann sowohl direkt genutzt als auch ins öffentliche Netz eingespeist werden. Ein ausgesprochen sinnvoller Beitrag hin zur angestrebten Energiewende und zu mehr Nachhaltigkeit.
Zumtobel AG
Die Zumtobel AG arbeitet unter anderem daran, „innovative Lichtlösungen und -services für die Themen von morgen zu finden.“ Responsible Innovation ist also ein fixer Bestandteil des Selbstbildes. Geht es beispielsweise um Lichtqualität und Energieeffizienz, zeigt sich das in Praxis unter anderem an folgenden zwei Punkten:
- Die gestalteten Produkte sind sparsam und umweltfreundlich.
- Zumtobel versorgt seine Kunden standardmäßig mit Umweltproduktdeklarationen für den ökologischen Fußabdruck.
Marcus Frantz ist seit 2022 Executive Board Member und Digital Transformation Officer (CDTO) der Zumtobel Group: "Nachhaltigkeit ist eine zentrale Selbstverpflichtung der Zumtobel Group. Sie zielt einerseits auf die nachhaltige Entwicklung und Produktion unserer Produkte selbst. Zum anderen entwickeln wir Produkte, die unser gesellschaftlichen Verantwortung Rechnung tragen, bspw. Bio-Diversität sowie Human Centric Lighting, d.h. Human Health, unterstützen. Und durch die Integration datenbasierter Services ermöglichen wir darüber hinaus eine nachhaltige Optimierung des Energieverbrauchs unserer Kund:innen. Diese systematische und integrierte Nachhaltigkeit steht somit im Zentrum unserer Innovationsansätze."
MiAlgae
Responsible Innovation ist auch außerhalb rein technisch orientierter Bereiche wichtig. Ein sehr gutes Beispiel ist die Story des schottischen Unternehmens MiAlgae. Um die von Konsumentenseite gewünschten Standards bezüglich des Omega-3-Levels in Aquakultur-Fischen zu garantieren, ist während der Aufzucht eine Zufütterung von entsprechenden Ölen nötig. Üblicherweise werden dafür wildgefangene Fische verwendet. Also gefangen, verarbeitet und an die Tiere in der Aquakultur verfüttert. Ein immenser Eingriff in die Natur. MiAlgae bietet nun eine umweltfreundlichere und deutlich nachhaltigere Alternative.
- Fische produzieren die benötigten Omega-3-Fettsäuren nicht selbst, sondern nehmen sie über den Verzehr von Algen zu sich.
- MiAlgae hat den Fisch als Omega-3-Boten aus der Gleichung entfernt und ein entsprechendes algenbasiertes Öl entwickelt.
- Für die „Aufzucht“ der Algen setzt das Unternehmen dabei auf nährstoffreiche Nebenprodukte aus der Whiskyindustrie.
Die Vorteile dieses Musterbeispiels für Responsible Innovation sind vielfältig. Die Überfischung geht zurück, der CO2-Fußabdruck wird kleiner, der Produktionsprozess ist als Ganzes viel effizienter, Abfallprodukte aus einem anderen Industriebereich werden einer sinnvollen Verwendung zugeführt. Ein ganz klares Plus in Sachen Nachhaltigkeit.
Responsible Innovation: Stück für Stück die Welt verbessern
Wie verbessert ein Produkt das Leben der Allgemeinheit? Welche langfristig positiven Folgen für unsere Gesellschaft bringt es mit sich? Wie profitiert die Umwelt davon? Derartige und ähnliche Fragen stehen rund um Responsible Innovation im Fokus. Längst dreht sich nicht mehr alles um monetäre Verwertbarkeit. Wo ist der Mehrwert? Wird unsere Welt dadurch ein Stück besser? Es geht eben um mehr als nur Geld. Es geht um eine lebenswerte Zukunft für uns alle. Nachhaltige Innovationen sollen ihren Beitrag dazu leisten, die Europäische Union versucht, den gesetzlichen Rahmen dafür zu schaffen.
Diskutieren Sie mir uns zu diesem und anderen Nachhaltigkeitsthemen beim Green Business Disruption Summit von 31.3.-1.4. in Wien.