Im letzten Teil dieser Kolumne ging es um Reskilling als Change Management Prozess und wie man es schafft, den Skills Gap zu schließen. Reskilling erfordert eine neue Denkweise - darum und über die strategische Notwendigkeit sowie die Rolle der Führungskräfte im Upskilling-Prozess geht es im zweiten Teil.
Reskilling erfordert eine neue Denkweise
Traditionell wurde Reskilling als Teil der unternehmensweiten Lernfunktion betrachtet, wobei die Verantwortung für die Gestaltung und Umsetzung des Programms oft innerhalb der Personalabteilung (HR) lag. Doch diese isolierte Sichtweise reicht nicht mehr aus. Eine aktuelle Studie von BCG zeigt, dass nur 24% der befragten Unternehmen eine klare Verbindung zwischen Unternehmensstrategie und Reskilling-Bemühungen herstellen. Reskilling-Investitionen erfordern eine tiefgreifende Verpflichtung von HR-Führungskräften, aber ohne das Verständnis der gesamten Organisation für die strategische Relevanz dieser Investitionen ist es sehr schwer, den notwendigen kontinuierlichen und verteilten Einsatz zu erreichen.
In vielen Organisationen werden Reskilling-Initiativen sichtbar von Führungskräften, oft CEOs und COOs, vorangetrieben. Diese arbeiten hart daran, für den Rest des Unternehmens die Verbindung zwischen Reskilling und Strategie zu verdeutlichen und sicherzustellen, dass Führungs- und Managementteams ihre gemeinsame Verantwortung für die Umsetzung dieser Programme verstehen.
Reskilling als strategische Notwendigkeit
Nehmen wir das Beispiel von Ericsson: Im Rahmen seiner laufenden digitalen Transformation, hat das Unternehmen eine mehrjährige Strategie entwickelt, die sich der Upskilling- und Reskilling-Initiative widmet. Der Aufwand umfasst die systematische Definition kritischer Fähigkeiten, die mit der Unternehmensstrategie verbunden sind, sowie eine Vielzahl von Accelerator-Programmen, Skill Journeys und Skill-Shifting-Zielen – die meisten davon sind darauf ausgerichtet, Telekommunikationsexpert:innen in KI- und Datenwissenschaftsexpert:innen zu verwandeln. In nur drei Jahren hat Ericsson mehr als 15.000 Mitarbeiter:innen in den Bereichen KI und Automatisierung weitergebildet.
Ein weiteres Beispiel ist CVS, dessen Führungsteam Reskilling zu einem integralen Bestandteil der Geschäftsstrategien gemacht hat. Jede/r einzelne Geschäftsleiter:in ist jetzt für die Gestaltung und Umsetzung von Reskilling-Plänen verantwortlich, die dem Unternehmen helfen sollen, seine Ziele zu erreichen. Amazon hat Reskilling als zentrales strategisches Ziel in sein Führungsmanifest aufgenommen, was wesentlich dazu beiträgt, dass das Unternehmen seine Reskilling-Programme in großem Maßstab umsetzen kann.
Die Rolle der Führungskräfte im Upskilling-Prozess
Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle im Upskilling-Prozess und tragen maßgeblich zum Erfolg von Weiterbildungsinitiativen bei. Sie sind nicht nur dafür verantwortlich, die Vision und Strategie des Unternehmens zu vermitteln, sondern auch dafür, eine Kultur des kontinuierlichen Lernens zu fördern. Führungskräfte müssen als Vorbilder fungieren, indem sie selbst aktiv an Weiterbildungsprogrammen teilnehmen und deren Bedeutung unterstreichen. Sie sollten ihre Teams ermutigen, neue Fähigkeiten zu entwickeln und dafür sorgen, dass die notwendigen Ressourcen und Zeit zur Verfügung stehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Unterstützung und Anerkennung der Mitarbeiter:innen, die sich auf den Weg des Upskilling begeben. Durch regelmäßiges Feedback und das Aufzeigen von Karrieremöglichkeiten, die sich aus neuen Fähigkeiten ergeben, können Führungskräfte das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter:innen steigern. Darüber hinaus müssen sie Barrieren abbauen, die dem Lernen im Wege stehen, und eine offene und unterstützende Umgebung schaffen, in der Fehler als Lernchancen betrachtet werden.
Nur wenn Führungskräfte aktiv und sichtbar an den Upskilling-Bemühungen beteiligt sind, können Unternehmen den vollen Nutzen aus ihren Investitionen in die Weiterbildung ziehen und sicherstellen, dass ihre Belegschaft für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet ist.
Fazit: Weiterbildung als Schlüssel zum Erfolg
In einer Zeit, in der sich die Arbeitswelt rapide verändert, ist Weiterbildung wichtiger denn je. Reskilling ist mehr als nur eine Notwendigkeit – es ist ein strategisches Werkzeug, das Unternehmen dabei hilft, wettbewerbsfähig zu bleiben und ihren Mitarbeitern eine sichere Zukunft zu bieten. Die Investition in die Weiterbildung der Mitarbeiter ist die beste Investition, die ein Unternehmen tätigen kann. Sie stärkt nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch die Motivation und Loyalität der Mitarbeiter:innen.
Die Zukunft der Arbeit mag unsicher erscheinen, doch sie bietet auch immense Chancen für diejenigen, die bereit sind, sich anzupassen und neue Fähigkeiten zu erlernen. Die KI-Revolution ist in vollem Gange, und die Unternehmen, die ihre Mitarbeiter unterstützen und weiterbilden, werden diejenigen sein, die in dieser neuen Ära erfolgreich sind. Seid mutig, seid neugierig und bleibt lernbereit – die Zukunft gehört denjenigen, die sich weiterentwickeln.