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Nachhaltige Clouds: So werden globale & lokale IT-Infrastruktur grün

Foto: Shutterstock

Die Auslagerung zentraler IT-Abläufe in Clouds und das damit einhergehende Downsizing des hauseigenen Setups bringt Unternehmen zahlreiche Vorteile, in deren Zentrum klar Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung stehen. Was dabei allerdings nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist der immens hohe Energiebedarf der notwendigen Rechenzentren.

Wie lassen sich Clouds also nachhaltiger gestalten? Welche Maßnahmen setzen die Vorreiter? Gibt es Best Practice Beispiel aus Österreich? Der vorliegende Artikel liefert Antworten auf diese Fragen, u.a. auch von Dr. Tobias Höllwarth und Gernot Hofstetter aus der LSZ IT-Community.

Drei Ebenen für die umweltfreundliche Cloud

Um die Umweltverträglichkeit und die Nachhaltigkeit von Cloudservices zu optimieren, existieren verschiedene Hebel, die an ebenso verschiedenen Punkten ansetzen. Im Grunde geht es um die drei folgenden Ebenen:

  • Ebene 1: Alle Emissionen, die direkt auf eine Organisation und deren Aktivitäten zurückgehen. Im Falle einer Cloud sind das zum Beispiel die Abgase der Notstromaggregate, welche in jedem Rechenzentrum zu finden sind.
  • Ebene 2: Für den Betrieb von Rechenzentren und anderen Einrichtungen braucht es Strom. Bei dessen Erzeugung entstehen Emissionen, die der jeweiligen Organisation nur indirekt angerechnet werden. (Stichwort: Öko- vs. Kohlestrom)
  • Ebene 3: Weitere indirekte Emissionen, die beispielsweise beim Bau von Rechenzentren oder bei der Herstellung und dem Transport der dort eingesetzten Hardware entstehen.

Ebene Nr. 3 liegt zu einem großen Teil außerhalb des (alltäglichen) Einflussbereichs der Unternehmen bzw. der Organisationen. Sie können maximal bei der Auswahl ihrer Businesspartner besonderen Wert auf einen entsprechenden Wertekodex legen. In den anderen beiden Bereichen existiert hingegen enormes Potenzial, um Clouds nachhaltiger zu gestalten. Der nächste Absatz zeigt, wie die „Großen“ es machen und welche Maßnahmen sie bereits umgesetzt haben.

Dr. Tobias Höllwarth

Was sagt der Cloud-Experte Österreichs dazu?

„Für den Cloud-Kunden besteht der einfachste Hebel zur Reduktion von cloudnutzungsbasierter Emissionen darin, deren Nutzung zu optimieren. Sprich nur genau so viel Cloud-Services „aktiv“ nutzen, wie unbedingt erforderlich ist. Auch wenn eine 7/24 Nutzung im Vertrag inkludiert ist – wer bestimmte Services nur 14h an Wochentagen benötigt, kann diese 98h pro Woche abschalten. Das entspricht einer Reduktion um über 50%.“ (Dr. Tobias Höllwarth, Managing Partner Sourcing International)

Tobias
Foto: Tobias Höllwarth von Sourcing International beim LSZ-Event 360° Cloud 2023 ©LSZ/Jenia Symonds

Die nachhaltige Cloud und der internationale Status quo

Wie in so vielen anderen Bereichen sind es auch hier die Big Player, die vorangehen. Cloudanbieter wie Google Cloud Platform (GCP), Microsoft Azure oder Amazon Web Services (AWS) haben die Notwendigkeit eines nachhaltigeren Cloud-Universums bereits vor langer Zeit erkannt und agieren entsprechend. Den wichtigsten Baustein stellt die Nutzung erneuerbarer Energien dar. 

  • AWS will den Betrieb seiner globalen Infrastruktur bis 2025 zu 100 % mit erneuerbaren Energien decken. Gelingen soll das durch den Bau eigener Wind- und Solarparks sowie durch Kooperationen mit lokalen Energieversorgern.
  • Microsoft Azure hat sich nicht nur dazu verpflichtet, bis 2030 einen negativen CO2-Fußabdruck zu erreichen. Man strebt zudem den Ausgleich aller historischen CO2-Emissionen seit der Gründung im Jahr 1975 an. Das Unternehmen investiert deshalb in erneuerbare Energien sowie in CO2-Abscheidungstechnologien und treibt Aufforstungsprojekte voran.
  • Alle Rechenzentren von GCP werden bereits seit 2017 mit erneuerbarer Energie betrieben. Der Mutterkonzern Google will zudem bis 2030 alle Produkte und DienstleistungenCO2-neutral anbieten.

Alle drei setzen weiters auf KI-gestützte Technologien, um die Energieeffizienz ihrer Rechenzentren zu erhöhen und den Wasserverbrauch zu senken. Die Entwicklung nachhaltiger Materialien steht ebenso auf ihrer Agenda, wie die Unterstützung von Recycling-Initiativen zur Minimierung des ökologischen Hardware-Fußabdrucks. 

Nachhaltige Clouds in Österreich

Zu den führenden Anbietern nachhaltiger Cloud Services zählt hierzulande „Timewarp – Information Technologies“. Bei weit über 200 Projekten liegen alle Daten (DSGVO-konform) in Österreich, Backups existieren an mehreren Standorten, Zertifizierungen bezeugen den hohen Standard. 

Das Unternehmen setzt zudem auf nachhaltige Services, arbeitet CO2-neutral und legt einen Fokus auf umweltschonendes Verhalten. Um die selbst aufgestellten Ziele möglichst rasch zu erreichen, konzentriert sich „Timewarp“ auf folgende Maßnahmen:

  • Einsatz erneuerbarer Energien
  • Ressourcenoptimierung durch optimierte Virtualisierung
  • Abfallminimierung & Recycling
  • Nachhaltige Beschaffung von Hardware und anderen Materialien
  • Transparenz und Verifikation durch externe Unternehmen
  • Unterstützung von Kunden bei der Erreichung ihrer Klimaziele
     

Ein weiterer Anbieter für nachhaltige Cloud-Computing- und Green-IT-Lösungen ist Yorizon. Das Unternehmen betreibt energieeffiziente Rechenzentren, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden und innovative Kühltechnologien nutzen, um den CO2-Ausstoß zu minimieren. Dabei wird bis zu 80 % der Abwärme wiederverwendet, wodurch die Ressourcennutzung optimiert wird. So bietet Yorizon eine Cloud-Infrastruktur, die sowohl umweltfreundlich als auch sicher und lokal verankert ist.

Maßnahmen von Yorizon zur Nachhaltigkeit:

  • Nachhaltige Holzbauweise der Rechenzentren, die selbst umweltfreundlich errichtet werden
  • Energieeffiziente Rechenzentren mit Nutzung erneuerbarer Energien
  • Wiederverwertung von Abwärme (bis zu 80 %) zur Ressourcenschonung
  • Nachhaltige Hardware-Beschaffung und regelmäßige externe Umweltprüfungen
  • Aktive Unterstützung der Kunden bei der Erreichung ihrer Klimaziele
  • DSGVO-konforme Lösungen, die gleichzeitig umweltfreundlich und sicher sind
Gernot Hofstetter:

„Bei Yorizon betrachten wir Nachhaltigkeit in der Cloud ganzheitlich – von direkten Emissionen wie Notstromaggregaten über den Stromverbrauch bis hin zu indirekten Faktoren wie Bau und Hardware. Mit energieeffizienter Technologie, erneuerbaren Energien und nachhaltigem Rechenzentrumsdesign setzen wir auf Lösungen, um den ökologischen Fußabdruck digitaler Infrastruktur zu minimieren.“ (Gernot Hofstetter, Co-CEO, Yorizon)

Gernot Hofstetter LSZ
Foto: Gernot Hofstetter von Yorizon Cloud ©Pixelcoma

Wer seine IT-Architektur also nicht in die Hände der großen Player legen möchte, der findet auch in Österreich sehr gute, effiziente und vor allem umweltfreundliche Optionen.

Der Faktor AI

Dr. Tobias Höllwarth:

„Noch bedeutsamer wird dieses Thema für die Nutzung von AI-Services. Einige europäische Länder weisen den ungebremsten Energiehunger großer Rechenzentren bereits jetzt gesetzlich in Schranken - was absolut vernünftig ist. Ungebremster Konsum von beschränkten Ressourcen durch einige wenige, ist aus einer volkswirtschaftlichen Perspektive, welche die Interessen aller Stakeholder einbezieht, kein wünschenswerter Zustand.“ (Dr. Tobias Höllwarth, Managing Partner Sourcing International)

Nachhaltige Clouds: Unser Fazit

Dass der Bedarf an Cloudservices in Zukunft wieder sinkt, ist praktisch ausgeschlossen. Im Gegenteil: Die Nachfrage wird enorm steigen – und mit ihr der Energiebedarf. Wer als Unternehmen eine möglichst ausgeglichene Umweltbilanz anstrebt, sollte sich deshalb im Vorhinein eingehend mit potenziellen Cloud-Anbietern auseinandersetzen. Welchen Wert legen sie auf Nachhaltigkeit? Welche Maßnahmen setzen sie, um ihren CO2-Fußabdruck zu senken? Zugpferde der Entwicklung hin zu umweltfreundlichen Clouds sind und bleiben die internationalen Technologieriesen. Für alle, die eine regionale Lösung bevorzugen, gibt es aber auch gute rot-weiß-rote Anbieter.