Direkt zum Inhalt

Mutig neue Arbeitswege gehen

Foto: Thumbs up von Zukunftsforscher Franz Kühmayer bei seinem Workshop am Future of Work-Kongress ©LSZ/Jenia Symonds de Montfort

„Ich glaube, dass wir aktuell in einer Welt leben, in der wir ganz viele Experimentierfelder vorfinden, und daher Mut zeigen sollen und dürfen, uns auch auszuprobieren. Im Wissen, dass wir Fehler machen werden.“ (Franz Kühmayer)

Unsere Arbeitswelt wandelt sich rasant. Dieser Wandel hat nicht erst durch künstliche Intelligenz einen Turboboost bekommen. Fachkräftemangel, Disruption usw. - Unternehmen wie Arbeitnehmer:innen müssen sich mit den Veränderungen unserer Gesellschaft und Arbeitswelt auseinandersetzen.

“Mutig in die neuen Zeiten” war das Motto des diesjähriges HR-Kongresses FUTURE OF WORK, der von 15.-16. Mai 2024 in Bad Loipersdorf stattgefunden hat. Rund 400 Personalverantwortlichen aus ganz Österreich diskutierten über die Zukunft der Arbeit. Wir haben mit dem Zukunfts- und Trendforscher, Franz Kühmayer, am Kongress über mutige Wege in die Zukunft der Arbeit gesprochen.

Omni-Krise als Möglichkeit

34 % der österreichischen Unternehmen sagen, sie glauben, dass dieses Jahr schlechter sein wird als das letzte Jahr. (KSV Wirtschaftsdaten Mai 2024) Der renommierte Zukunftsforscher machte den HR-Verantwortlichen Mut, die aktuelle Omni-Krise als Möglichkeit zu sehen. Es sei wichtig sich nicht von Angst lähmen zu lassen, sondern positive Zukunftsszenarien zu entwickeln. Denn „wenn die Maschinen bessere Maschinen werden, müssen wir Menschen bessere Menschen werden,“ so der Trendforscher.

There's a crack in everything. That's how the light gets in

Wenn in der aktuellen Omni-Krise oftmals Katerstimmung herrscht, ist es „unsere Aufgabe als Führungskraft, lohnende Zukunftsbilder zu schaffen,“ so der Zukunftsforscher. Denn damit "so etwas wie Zukunft" gelingen könne, sei es notwendig Menschen ermutigende Zukunftsbilder zu vermitteln und ihnen sie Sicherheit zu geben, diese aktiv mitgestalten zu können. Er bringt das Zitat von Leonard Cohen „There's a crack in everything. That's how the light gets in.“ Ein schönes Bild für mehr Optimismus.

Wo müssen Unternehmen in Österreich mutiger werden?

Hier sieht der Arbeitsexperte vor allem die Experimentier- und Entscheidungsfreude von Organisationen gefragt. „Wir haben eine unvollständige und unvollkommene Welt. Und bei den großen Fragen, die sich uns stellen, merkt man das noch mehr. Es ist eine natürliche, auf wirtschaftlicher Logik, begründete Vorgehensweise zu sagen - ich warte, bis ich mehr Wissen habe,“ so Kühmayer. Abwarten, noch keine Entscheidung treffen und schon gar nicht auf neue Systeme setzen, bevor nicht ganz klar ist, ob sich dieses bewähren.  

Kühmayer plädiert für mehr Mut zum Experimentieren, für mehr Pilotversuche und gewohnte Erfolgsrezepte ein Stück weit loszulassen: „Ich glaube, dass wir aktuell in einer Welt leben, in der wir ganz viele Experimentierfelder vorfinden, und daher Mut zeigen sollen und dürfen, uns auch auszuprobieren. Im Wissen, dass wir Fehler machen werden.“

Franz Kühmayer
Foto: Franz Kühmayer bei seinem Vortrag "Mutig in neue Zeiten" ©LSZ/Jenia Symonds de Montfort

 

Mutige Entscheidungen

In einer wirtschaftlich schwierigen Situation wie heute, ist es nicht verwunderlich, dass Entscheidungen vorsichtig(er) getroffen werden und manches sogar on hold gesetzt wird. Ist A oder B richtig? Keiner weiß das gerade so genau.

Was bedeutet das für Unternehmer:innen? Kühmayer: „Ich glaube, dass wir prototypische Aufbruchszeiten haben. Wir werden in zehn, 20 Jahren auf die Jetztzeit zurückschauen und sagen: `du kannst dir nicht vorstellen, mit welchen Fragen wir uns beschäftigt haben. Du kannst sich nicht vorstellen, wie die Welt ausgeschaut hat. Wie sie sind mit Verbrennungsmotoren durch die Gegend gefahren, auf 5-spurigen Autobahnen quer durch die Städte. Alles völlig unvorstellbar.´ Zwischen dem Jetzt und diesen Morgen liegt massive Veränderung. Und diese massive Veränderung funktioniert nur, wenn Entscheidungen getroffen werden.“
 

Wie schaffen es Unternehmen resilient(er) zu sein?

Drei Schritte beschreibt der Trendforscher: Vielfalt vorantreiben; Neugier, sich damit auseinanderzusetzen und Mut zu Fehlern.

Ein Mischwald ist, ist resilienter gegenüber Umwelteinflüssen als eine Monokultur. Und so sei es auch in der Arbeitswelt. „Was zu Resilienz beiträgt, ist Vielfalt. Diversität heißt, vielfältige Ansätze zu fahren.“ Je bunter die Welt ist, umso resilienter ist sie.

Damit man Vielfalt vorantreiben könne, brauche es Neugier, sich damit auseinanderzusetzen. Übliche strukturierte und manchmal festgefahrene Organisationsrahmen müssten aufgebrochen werden, was bekanntlich nicht die Natur von Organisationen ist. Dinge „quasi chaotisch, ungeordnet und unvollkommen zu lassen“, sei aber ein Schritt in Richtung Resilienz, so der Zukunftsforscher.

Als dritter Aspekt, führe eine gute Fehlerkultur zu mehr Resilienz in Unternehmen: Fehler machen und aus Fehlern lernen.

Get things done

Zu guter Letzt führte Kühmayer Tatkraft ins Treffen. „Tatkraft heißt auch einfach get things done“ Nicht nur darüber reden und endlose Meetings abhalten. Erfolgreich und resilient seien jene Unternehmen, die die Ärmel aufkrempeln und Sachen anpacken würden und dann schauen was funktioniert und daraus Schlüsse ziehen würden. 

Um diesen Artikel mit dem zuvor beschworenen positiven Zukunftsbild zu beenden, ein letztes Zitat von Kühmayer, der auf der Bühne das Bild eines Wasserglases zeigte. Ist es halb leer oder halb voll? Der Zukunftsforscher: „Ob das Glas halb voll oder halb leer ist, hat nur für Menschen Bedeutung, die nicht dran glauben, dass man Wasser nachschenken kann.“

Die nächste Möglichkeit sich über die Zukunft der Arbeit auszutauschen, gibt es von 18.-19. September 2024 bei FUTURE OF WORK WEST!

Tipp: Podcast von und mit Franz Kühmayer