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KI in Österreich: Welchen Status sollten Unternehmen erreicht haben?

Foto: Shutterstock

KI ist nicht mehr die Zukunft, sie ist die Gegenwart. Das gilt umso mehr für Österreich, das international wohl nicht den Ruf hat, an vorderster Spitze in Puncto Digitalisierung zu stehen. Wie steht es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz? Haben wir das Potenzial dieser Technologie wirklich ausgeschöpft?

20% aller Unternehmen in Österreich setzen KI ein

Aktuelle Zahlen von Statistik Austria (Stand 16.10.2024) zeigen: Während 20% der Unternehmen zumindest eine KI-Technologie nutzen, verwenden 11% der Unternehmen zumindest zwei und 7% der Unternehmen zumindest drei dieser Technologien. Dabei nutzen 23% der Unternehmen im Dienstleistungsbereich KI-Technologien, aber nur 15% der Unternehmen im produzierenden Bereich. Am höchsten ist die KI-Nutzung (wenig überraschend) im Kommunikation-Bereich mit 61%.

Ist es für jedes Unternehmen sinnvoll, KI einzusetzen?

Nicht jedes Unternehmen muss KI in jedem Bereich einsetzen. Die Wahl der richtigen Anwendungsfälle hängt von der Branche, der Unternehmensgröße und den individuellen Zielen ab. Kleine und mittelständische Unternehmen können mit einfachen KI-Anwendungen beginnen, während große Konzerne komplexe KI-Lösungen entwickeln.

Das zeigen auch die Zahlen von Statistik Austria: KI-Technologien werden von kleinen Unternehmen (10–49 Beschäftigte: 18%) deutlich weniger genutzt als von mittelgroßen (50–249 Beschäftigte: 29%) und großen Unternehmen (250+ Beschäftigte: 50%). 

Was sagt die LSZ Community dazu?

Lisa Höllbacher, Trendscout & KI-Beraterin:
Künstliche Intelligenz kann für viele Unternehmen enorme Potenziale freisetzen, aber der Einsatz ist nicht für jedes Unternehmen notwendig. Besonders relevant ist KI in Bereichen, in denen Prozesse optimiert, Entscheidungen auf Basis von Daten verbessert oder Kundenbedürfnisse besser adressiert werden können. 

Ein sinnvolles ‚Minimalprogramm‘ könnte darin bestehen vorbereitend mit KI-Training zu beginnen und strategische Anwendungsfelder für KI zu identifizieren. So fungiert KI als Change-Vehikel, um die Organisation langfristig wettbewerbsfähiger zu machen.

Dominik Achleiter, Lisa Höllbacher, Jürgen Bogner
Foto: Dominik Achleitner (NÖM), Lisa Höllbacher (Trendscout) und Jürgen Bogner (biteme.digital)

Jürgen Bogner, Captain biteme.digital Agentur: 
Wie bei jeder Technologie muss der Einsatz von KI strategisch und zielgerichtet erfolgen. Nicht jedes Unternehmen benötigt die gleichen Lösungen, und es ist entscheidend, die Unternehmensziele klar zu definieren, bevor man Zeit und Geld investiert. Für einige Unternehmen kann der einfache Einsatz von Chatbots oder Automatisierungssoftware bereits große Fortschritte bedeuten, während andere umfassendere Machine-Learning-Modelle oder Datenanalysen benötigen, um Wettbewerbsvorteile zu schaffen.

Der Schlüssel ist, zu verstehen, wo KI einen echten Mehrwert liefert und wo sie möglicherweise unnötig komplex oder kostspielig ist.

Nächstes LSZ-Event mit Lisa Höllbacher und Jürgen Bogner: 

Dominik Achleitner, Head of IT, NÖM AG:
Der Einsatz von KI, insbesondere von Large Language Models (LLMs) bietet in nahezu jeder Branche beeindruckende Möglichkeiten. Bei der NÖM setzen wir auf LLMs, um in Echtzeit auf komplexe Fragen unserer Mitarbeiter:innen zu reagieren, Datenstrukturen schnell zu durchsuchen und Wissen standortübergreifend zugänglich zu machen. 

Das 'Minimalprogramm' ist hier eine gezielte Anbindung von LLMs, die auf firmeneigenen oder branchenspezifischen Daten basieren. Unternehmen, die im Tagesgeschäft mit vielen Dokumenten, Prozessen und Informationen jonglieren, können damit einen deutlichen Effizienz- und Wissensvorsprung gewinnen. 

Häufige Anwendungsbereiche für KI in Österreich

Am häufigsten werden dabei KI-Technologien zur Texterkennung und -verarbeitung (Stichwort: ChatGPT & Co) eingesetzt (65% der KI-nutzenden Unternehmen). Ebenso beliebt sind laut Statistik Austria KI-Technologien zur Sprachgenerierung (41%), Datenanalyse (34%), Spracherkennung (29%) und Prozessautomatisierung bzw. als Entscheidungshilfe (24%). KI-Technologien zur Bilderkennung und -verarbeitung (17%) sowie KI-Technologien in autonom fahrenden Maschinen oder Fahrzeugen (6%) werden von weniger Unternehmen verwendet.

KI als Wettbewerbsvorteil

Unternehmen, die KI erfolgreich einsetzen, können sich zahlreiche Vorteile verschaffen:

  • Effizienzsteigerung: Automatisierung von Routineaufgaben, Optimierung von Prozessen
  • Kostenreduzierung: Senkung von Produktionskosten, Energieverbrauch
  • Innovation: Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen
  • Kundenzufriedenheit: Personalisierte Angebote, bessere Kundenservice

Was sagt die LSZ Community dazu?

Jürgen Bogner, Captain biteme.digital Agentur:

Sinnvolle Einsatzbereiche von KI:

Kundenservice: Chatbots & virtuelle Assistenten für schnelle Antworten, Entlastung des Teams, 24/7-Service.
Marketing & Vertrieb: Datenanalyse für Zielgruppen-Segmentierung, personalisierte Kampagnen, Predictive Analytics.
HR: Rekrutierungs-Tools für schnelleres Screening, personalisierte Weiterbildung.
Finanzwesen: Automatisierung von Rechnungsverarbeitung, Buchhaltung, präzisere Risikoanalysen.
Produktentwicklung: Marktdatenanalyse für schnellere & bessere Produktoptimierung.

Schnelles „Minimalprogramm“:
E-Mail-Automatisierung: Filter & automatische Antworten für effizienteres Arbeiten.
Chatbots: Beantworten von FAQs und Lösen einfacher Anliegen.
Automatisierte Berichte: Marketing- & Vertriebsanalysen für schnelle Einblicke.
Prozessoptimierung: Tools zur Automatisierung wiederkehrender Aufgaben (z.B. HR-Workflows, Finanztransaktionen).

Dominik Achleiter, Lisa Höllbacher, Jürgen Bogner
Foto: Dominik Achleitner (NÖM), Lisa Höllbacher (Trendscout) und Jürgen Bogner (biteme.digital)

Lisa Höllbacher, Trendscout & KI-Beraterin:
Der Einsatz von KI macht besonders dort Sinn, wo repetitive Aufgaben automatisiert, datenbasierte Entscheidungen verbessert und Kundeninteraktionen personalisiert werden können. 

Ein einfaches ‚Minimalprogramm‘ könnte darin bestehen, mit klar abgegrenzten Pilotprojekten zu starten, z. B. in der Datenanalyse oder Prozessautomatisierung, um erste Erfolge zu erzielen und Vertrauen in die Technologie aufzubauen. Wenn jedoch noch Unsicherheit besteht, wo der Einsatz beginnen sollte, können KI Use Case Development Workshops ein wertvoller erster Schritt sein, um gemeinsam potenzielle Anwendungsfälle zu identifizieren und zu priorisieren. Hierbei ist es essenziell, die Mitarbeitenden frühzeitig in den Wandel einzubinden und durch gezielte KI-Trainings die Grundlagen für eine erfolgreiche Integration zu schaffen.

Dominik Achleitner, Head of IT, NÖM AG:
In Abteilungen wie Kundenservice, Wissensmanagement und Compliance sorgt die KI dafür, dass unsere Teams nicht nur schneller, sondern auch präziser arbeiten können. Der direkte Zugriff auf unternehmensspezifisches Wissen durch LLMs unterstützt Mitarbeiter:innen dabei, Antworten auf Fragen in natürlicher Sprache zu erhalten und komplexe Dokumentationen mühelos zu durchsuchen. 

Das 'Minimalprogramm' ist hier eine LLM-basierte Wissensplattform, die Mitarbeiter:innen, Partner:innen und Kund:innen gleichermaßen effizient mit relevanten Informationen versorgt.‘

Nächstes LSZ-Event mit Dominik Achleitner:

Fazit: KI ist ein Muss, aber nicht für alle dasselbe

KI ist zweifellos ein Game-Changer. Unternehmen, die die Chancen der Künstlichen Intelligenz nutzen, werden langfristig erfolgreicher sein. Aber: Es ist wichtig, realistische Ziele zu setzen und die richtigen Anwendungsfälle zu wählen.

Ein Rat an alle Digital Executives: Es ist wichtig zu starten und nicht abzuwarten. Beginnen Sie klein, denken Sie groß und seien Sie bereit Step by Step in die Zukunft zu investieren. 

Vernetzen Sie sich mit IT Executives aus der LSZ IT Community, die vor denselben Herausforderungen stehen wie Sie. Die nächste Chance haben sie dazu beim CIO Kongress WEST vom 20.-21. November in Tirol, am 26. November beim AI-Summit in Wien oder am 27. November beim Industry Summit in Graz