Stellen Sie sich vor, Sie starten Ihren Arbeitstag nicht mit einer E-Mail-Flut oder dem Durchscrollen Ihres Kalenders, sondern mit einem Podcast – maßgeschneidert für Sie, von einer Künstlichen Intelligenz. Darin: Ihre heutigen Termine, Hinweise zu Projektständen, Insights zu Gesprächspartnern – sogar die Erinnerung, dass ein Kunde letzte Woche Geburtstag hatte.
Was nach Zukunftsmusik klingt, ist bei Jürgen Bogner, Geschäftsführer der Kreativagentur biteme.digital, bereits Realität.
Vom Tool zum Sparringspartner: KI verändert Rollenverständnis
Bogner versteht KI nicht als Allzweck-Tool, sondern als vielseitiges Teammitglied. Sein Arbeitstag beginnt mit einem KI-generierten Podcast, der alle wichtigen Informationen zusammenfasst – aus Kalendern, Mails, Projektplänen und öffentlichen Quellen. Die Informationen werden im Dialogformat aufbereitet und beim Morgenkaffee gehört. Ergebnis: bessere Vorbereitung, weniger Reibungsverluste, mehr Fokus.
Die Zahlen sprechen für sich: Laut dem neuen AI Jobs Barometer 2025 von PwC konnte in KI-intensiven Branchen das Produktivitätswachstum seit 2022 fast vervierfacht werden – von 7 % auf 27 %. Unternehmen mit gut eingebundener KI-Lösung erzielen dreimal höheres Umsatzwachstum pro Kopf als solche, die noch zögern.
Prototyping: Ideen testen statt lange planen
Einer der eindrucksvollsten Aspekte: Bogner erstellt in kurzer Zeit funktionierende Prototypen – Webseiten, interaktive Games oder sogar Kampagnenlayouts. Nicht mit klassischem Code, sondern durch Sprach-Prompting, Screenshots oder Visuelles Prompting.Bogner erklärt: "Ich rede mit der KI und feedbacke sie wie eine/n Kolleg:in".
So entstehen:
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Webseiten aus Screenshots bestehender Seiten
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Mini-Spiele im Stil von Pac-Man – aus einer Bildidee heraus
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Marketing-Templates im Look bekannter Plattformen
Das ist mehr als nur „Spielerei“: Es geht um das Senken von Einstiegshürden in Innovationsprozesse. Laut dem aktuellen Kreativwirtschaftsbericht 2025 der WKO investieren 61 % der heimischen Kreativunternehmen gezielt in Digitalisierung und KI – insbesondere, um schneller Konzepte testen zu können und in neuen Märkten Fuß zu fassen.
Multi-Agenten-Workflows: KI arbeitet im Team – wie wir auch
Statt auf eine „Super-KI“ zu setzen, nutzt Bogner spezialisierte Modelle, die wie ein internes Team zusammenarbeiten. Ein Modell erstellt ein Konzept, das zweite überprüft es, ein drittes korrigiert stilistische Ungenauigkeiten. Über Plattformen wie Make oder n8n werden diese Modelle verknüpft und orchestriert.
Der Vorteil: Jedes KI-Modul hat seine klare Aufgabe. Das steigert Qualität und Präzision – besonders in Bereichen wie Marketing, PR oder Contentproduktion, wo Tonalität, Stil und Zielgruppenrelevanz entscheidend sind.
Beispiel: In einer Wiener PR-Agentur prüft eine interne KI, ob Pressetexte zu den kommunikativen Leitlinien einzelner Kunden passen. Neue Mitarbeitende erhalten sofort Feedback – und die Geschäftsführung spart monatlich rund 10 Stunden an Korrekturaufwand.
Vom CIO zum Kurator – was diese Entwicklung für IT-Führungskräfte bedeutet
Für CIOs ändert sich die Perspektive auf Technologie grundlegend. Nicht mehr nur Systeme betreiben oder Prozesse automatisieren, sondern kreative Freiräume schaffen – und dabei Sicherheit, Datenschutz und Governance mitdenken. Die Rolle wandelt sich vom „Enabler“ zum strategischen Kurator einer neuen Arbeitslogik.
Wichtige Fragen, die sich CIOs jetzt stellen sollten:
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Welche Prozesse in meinem Unternehmen wären durch Assistenzsysteme entlastbar?
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Welche KI-Anwendungen lassen sich datenschutzkonform intern pilotieren?
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Welche Kompetenzen brauchen Teams, um mit KI produktiv zu arbeiten – nicht nur Tools zu bedienen?
Fazit: Wer KI wie PowerPoint behandelt, bekommt Präsentationen. Wer sie wie ein Teammitglied behandelt, bekommt Transformation.
Der Wandel hat längst begonnen. KI wird zur unsichtbaren Infrastruktur für Entscheidungsfindung, Prototyping, Kommunikation – vorausgesetzt, sie wird klug eingebunden. Der Schlüssel liegt nicht in der perfekten Plattform, sondern im richtigen Mindset: Mut zum Experiment, gepaart mit strukturiertem Pilotieren.
Oder wie Jürgen Bogner es ausdrückt: „Heute ist der dümmste Tag von KI – ab morgen wird sie klüger.“
Die nächste Gelegenheit Jürgen Bogner zu sehen ist am CIO Kongress 2025.
Fotocredit: Shutterstock/Roman Samborskyi
Quelle: https://www.pwc.de/de/pressemitteilungen/2025/KI-sorgt-fuer-vierfaches-…
https://www.wko.at/oe/news/oesterreichischer-kreativwirtschaftsbericht-…
Mitschnitt aus dem Vortrag beim Forum Industrie West 2025