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WEBINAR: Future of Work Experten Talk: Ego als Karriereinstrument oder -hemmer?

Ego als Karriereinstrument oder -hemmer? Sebastian Körber

Mag. Sebastian Körber, seines Zeichens klinischer Psychologe, ist ein viel gebuchter Speaker. Ihm zufolge ist das Ego im Wandel begriffen. Der Experte wurde eingeladen, um über Charakterzüge von Menschen zu diskutieren. Wie wirken sich diese auf das Arbeitsleben aus?

 

 

Die TeilnehmerInnen erfuhren im Laufe des Webinars wertvolle Inputs. Im Zentrum des einführenden Talks zwischen Sebastian Körber und dem Moderator Benedikt Weiss stand die Frage, ob nun das Ego eher als Karriereinstrument oder als Karrierehemmer verstanden werden will. Im Zuge einer Kurzumfrage stimmten rund 83 Prozent der Webinar-TeilnehmerInnen mit Ja. Der Rest empfand das Ego als karrierehemmend.

Ego-Thema ist topaktuell!

Zu Beginn seines Vortrages berichtete Sebastian Körber über zwei aufregende Tage in der Schweiz. Er war im April 2019 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Bei seiner Arbeit flog er förmlich auf Dopamin. Doch dann bewahrheitete sich der Spruch: Fly High. Fall Deep. Am ersten Mai brach er förmlich zusammen. Sensorische Ausfälle am rechten Bein und die Gefahr einer Lähmung, bedingt durch einen extremen Bandscheibenvorfall, brachten ihn ins Krankenhaus. 

Zuvor war Sebastian Körber total wichtig, ein extrem gefragter Ansprechpartner, körperlich und geistig topfit. Er hatte einen perfekten Tagesablaufrhythmus und war enorm gut gebucht. Und dann? Der Psychologe konnte keinen Sport mehr machen und seinen geliebten Job nicht mehr ausüben. 

Wie wird die Welt wahrgenommen?

Der Mensch erzählt sich selbst Geschichten. Damit diese funktionieren, benötigt er eine Vorstellung von der Welt. Konzepte spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Menschen beginnen die Welt zu erfassen, Konzepte zu entwickeln und mit Konzepten zu arbeiten. Diese stellen aber auch eine Begrenzung dar. Es gibt immer einen Preis, in dem Fall ist es die Kreativität. Das Gegenteil vom Erschaffen ist das Definieren. Der Mensch setzt auf diese Weise der Welt Grenzen.

Das Konzept ist das komplette Ende der Kreativität und Offenheit

In den Augen des geladenen Gastes wird das Leben aufgrund von Konzepten fad. Kinder sind da ganz anders. Sie leiden normalerweise nicht an Motivationsmangel oder an Depressionen. Ihr Lebensmotto lautet: Wir wollen die Welt erfahren, entdecken und erkunden! Das Erwachsenenstadium ist hingegen voll von Konzepten, die eine einschränkende Wirkung haben. Anscheinend weiß man eh je nach Konzept schon immer, was auf einen zukommen wird.

Ego = Das Konzept, das Du von Dir selbst hast

Das ursprünglich lateinische Wort "Ego" bedeutet nichts anders als "Ich". Das Selbstkonzept wird in einem Kind geboren, sobald es versteht, wer es ist, wenn es beim Namen gerufen wird. Mit dem Konzept kommt auch der freie Wille. Das Ego wird also mit dem Namen geboren. Der Name selbst ist ein Konzept. Indem der Mensch sich definiert, begrenzt er sich.

Alte Konzepte sterben und neue Konzepte werden

Sebastian Körber geht davon aus, dass man als Mensch ab und zu das Ego aufblasen muss. Aber auch das fakultative Einfalten des Egos ist vonnöten. Als Person können einen die verschiedenen Rollen, die im Leben eingenommen werden, sehr gut vor den Shitstorms der Welt schützen.
Sebastian – Rolle Speaker. Sebastian – Rolle Geschäftsführer. Sebastian – Rolle Vater. Sebastian – Rolle Kind. 

Die Devise lautet: Über die eigene Rolle selbst entscheiden

Gemäß dem Experten ist das Leben eines Menschen geprägt von Rollenübertragungen. Es geht um die Rollenbewusstheit. Der Mensch muss sich seiner gegebenen Rollen bewusst werden. Denn nur das Bewusste kann gesteuert werden. Die Rolle ist eine reine Verhaltensweise, ist also genau das, was ein Mensch tut. Rollenbewusstheit erzeugt Verhalten. Ist der Mensch aggressiv, so wird das Ego aufgeblasen. Ein Ego wird präsentiert. Ein Speaker muss überzeugend wirken. Er muss strukturiert und klar seine Message rüberbringen können. Die Rolle ist somit immer das, was ein Mensch tut. Der Mensch ist hingegen das, was er ist.

Was ist aber das Ego?

Verteidigung und Vergleich, das sind die Grundkomponenten des Egos. Auf Businessebene bedeutet Ego insbesondere, Dominanz auszustrahlen. Dabei sind diverse Verhaltensweisen essenziell:

Der Augenkontakt ist sehr wichtig. Wortflüssigkeit ist vor allem in Stresssituationen ein Zeichen von großer Dominanz. Große Egos setzen am Ende eines Satzes einen Punkt, schwache Egos ein Und oder ein Aber.

Ein weiterer Anhaltspunkt für ein großes Egos ist die Stille. Nach etwas Vorgetragenem einfach eine Pause einlegen (silence). Schnelle Entscheidungen zu treffen, steht für ein großes Ego, Zögern entspricht dem genauen Gegenteil. Große Gestiken und eine laute Stimme sind sinnbildlich für ein großes Ego.

Wird ein Redner verbal angegriffen, so macht ein schwaches Ego, bedingt durch Angst und Fluchtgedanken, ganz automatisch einen Schritt zurück (Todesschritt). Ein großes Ego aber bleibt stehen und verkörpert in diesem Sinne eine explizite Form von Stabilität.

Konjunktive vermeiden, denn ein großes Ego am Rednerpult würde nie mit den Worten anfangen: Ich würde gerne beginnen. Das ist ein No-Go. Es gilt, keine weichmachende Sprache zu benutzen.

 

Fazit aus dem Future of Work Webinar mit unserem Experten Sebastian Körber:

Ein unvorhersehbares Ereignis kann dazu führen, dass das Leben aus den Angeln gehoben wird. Nichts ist mehr, wie es war. Daraus können aber auch neue, positive Impulse geboren werden. Das Ego ist hierbei ein entscheidender Faktor. Ob im Privatleben oder im Business. 


Q&A zum Online Webinar "Ego als Karriereinstrument oder -hemmer?"


Frage: Wie viel vom eigenen Ego ist angeboren und wie viel wurde sozialisiert?

Antwort: Fast alles ist sozialisiert, fast alles ist Umwelt.


Frage: Wie kann das eigene Ego gestärkt werden, wenn es naturgegeben zu schwach ausfällt?

Antwort: Es gilt, die zuletzt besprochenen Verhaltensweisen zu trainieren. Ein geeignetes Hilfsmittel ist, ein Video machen – und zwar von sich selbst.


Frage: Gelten die Regeln auch für Frauen?

Antwort: In Mitteleuropa ja, in anderen Kulturen eher nicht.


Frage: Wie können ÖsterreicherInnen ihr Ego bzw. ihr Selbstkonzept ändern, zumal sie nicht bekannt dafür sind, auf Veränderungen zuzugehen?

Antwort: "Stirb und werde" ist in vielen Fällen der einzig gültige Weg, um nicht lebendig schon tot zu sein.

 

Über Sebastian Körber | Coach - Speaker - Trainer:
Sebastian KörberSebastian steht für schnellen und nachhaltigen Mindset-Change in Unternehmen. Sein Stil ist hart, direkt und gleichzeitig auf Augenhöhe. Nach seinem Studium der klinischen Psychologie (Mag.) wanderte er nach Lateinamerika aus, wo er in einem peruanischen Gefängnis mit Gangs und mit Guerillakämpfern in Kolumbien arbeitet.Sebastian ist Unternehmer und Investor. Seine Unternehmen in Österreich, den USA und Kolumbien sind spezialisiert auf schnelle und effektive Change-prozesse für Großunternehmen. Und sie liefern. Er unterrichtet Leadership und Entrepreneurship an mehreren Universitäten in drei Sprachen und er ist TED-Sprecher. 

Extreme Retreats in Kolumbien für Führungskräfte:
Einmal im Jahr treffen sich adrenalinsuchende Führungskräfte auf seiner Finca in Medellín, Kolumbien. Zwischen Luxus und Überlebenskampf gehen sie über ihre psychischen und physischen Grenzen hinaus. 
>> sk@sekoerber.com


 

Fotoquelle: Header Shutterstock | Jirsak