Resilienz zählt zu den wichtigen Faktoren, die heutzutage dringend gebraucht werden. Gerade in Zeiten von Corona hat sich gezeigt, wie entscheidend es für Unternehmen in Österreich ist, für eine systemische Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen zu sorgen. Der Moderator Ronald Subkus führte die Teilnehmenden gemeinsam mit den geladenen ExpertInnen durch das Seminar im virtuellen Raum.
Das Ziel des Webinars
Alles kreist rund um das Thema Resilienz. Doch wie kann man Resilienz erreichen? Ein entscheidender Faktor ist die Agilität. Doch können Agilität und agile Organisationsformen den Unternehmen wirklich helfen, resilienter zu werden? Im Web Cafe erhielten die Webinar-TeilnehmerInnen diesbezüglich interessante Tipps dafür von einigen sehr erfahrenen und renommierten Experten.
Speaker des Webinars
- Gregor Habinger, Head of Agile Services & DevOps | TietoEVRY
Video-Beiträge gab es zudem von
- Thomas Steininger, Agile Competence Center Lead, Dynatrace
- Stefan Böck, Geschäftsführer Alpha Awards
- Herbert Moldan, Head of digital Business Solutions & Infrastructure | Allianz Elementar Versicherung
- Cordula Pröfrock, Agile Coach | Organisationsentwicklung Bosch Powertrain Solution
Was hat Resilienz mit einem Baum zu tun?
Was ist eigentlich Resilienz? Der Experte Gregor Habinger verwies auf die Metapher des Baums. Ein Baum ist fest im Boden verankert. Seine Äste jedoch passen sich laufend an, um mit starken Winden (Krisen) umgehen zu können. Der Baum verändert sich, um in gewissen Situationen überlebensfähig zu bleiben. In die Ausgangsposition kehrt der Baum erst dann wieder zurück, wenn der Sturm vorüber ist. Die fest im Boden verankerte Pflanze kann sich aber sehr wohl mit der Zeit auf bestimmte Windeinflüsse einstellen. Die Veränderung zeigt sich im Wuchs des Baumes. Auf diese Weise ist er zukünftig besser auf Krisen vorbereitet.
Resilienz bedeutet somit, widerstandsfähiger und gerade in schwierigen Situationen handlungsfähiger zu sein. Es geht auch darum, diese Schwierigkeiten antizipieren zu können. Aus Krisensituationen gilt es dann schnell wieder in eine Erholungsphase zu kommen bzw. zu einem Normalzustand zurückzukehren. Mit der Zeit ist es für Unternehmen essenziell, aus diesen Situationen zu lernen.
Unternehmens-Resilienz und persönliche Resilienz
Es gibt zwei Formen von Resilienz: die Unternehmens-Resilienz und die persönliche Resilienz. Also all das, was eine Organisation bzw. ein Unternehmen machen kann, um resilienter bzw. widerstandsfähiger zu sein. Und all das, was rund um einen selbst, also um eine Person herum passiert. Die persönliche Resilienz ist der größere Hebel der beiden und die Basis für Unternehmens-Resilienz. Der wahre Schlüssel zum Erfolg eines Unternehmens führt über die einzelnen MitarbeiterInnen, indem sie resilienter gemacht werden. Die persönliche Ebene wurde im Laufe des Webinars stark hervorgehoben. Wahre Resilienz startet gemäß dem Experten Habinger bei den Führungskräften.
Das ist doch nur Bäume umarmen!
Die Teilnehmenden des Webinars bekamen Hintergrundwissen geliefert und wurden mit entsprechenden Tipps und Tools versorgt. Doch es ging Habinger nicht darum, das Gefühl zu erwecken, dass es hierbei um einen der typischen Vorträge geht, wo alles darauf hinauszulaufen scheint, irgendwie spirituell Bäume zu umarmen. Nein, der Experte setzte in seinem Vortrag ganz speziell seinen Fokus darauf zu vermitteln, dass gelungene Resilienz den TeilnehmerInnen hilft ihre Ziele zu verwirklichen. Mit Resilienz können die Führungskräfte eines Unternehmens folgendes erreichen:
- Mehr Leistung
- Höhere Motivation bei den MitarbeiterInnen
- Mehr Erfolg
- Höhere Compliance
- Höhere Qualität
Stress bedeutet zu viel Arbeit
Wie kann man mehr Leistung bringen, ohne in Stress zu kommen? Die traditionelle Denke ist, dass Stress durch zu viel Arbeit entsteht. Dem widersprach Habinger vehement. Denn seiner Auffassung nach, macht zu viel Arbeit lediglich müde. Zu viel Arbeit macht keinen Stress. Denn Stress bedeutet zu viel Arbeit, die keine Freude macht. In der man keinen Sinn erkennen kann. Nur wer Freude bei seiner Arbeit erfährt, kann auch einen Sinn in seiner Tätigkeit erkennen. Auf diese Weise kommen Menschen erst gar nicht in Stresssituationen. Und was kann mehr Freude bieten als ein gemeinsamer Erfolg?
Der erste Impuls ist jetzt wahrscheinlich der: Wie kann man erfolgreich sein und wie können die Ziele gemeinsam erreicht werden? Der Weg ist hierbei von entscheidender Bedeutung. Anlehnend an die Anekdote einer Bergwanderung bedeutet das: Nicht das Erreichen des Gipfels, sondern die Wanderung selbst ist von zentralem Interesse. Das wiederum spiegelt sich in puncto Erfolg bei den engagierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wider.
Nicht Erfolg macht glücklich, vielmehr macht Glück erfolgreich!
- 31 Prozent höhere Produktivität
- 37 Prozent mehr Verkäufe
- 3-mal höhere Kreativität
Die Kundenerfahrung
Der Umsatz ist stark vom angestellten Personal abhängig. Zwei Drittel der Kundenerfahrung ist laut Studien durch das Engagement der MitarbeiterInnen erklärbar. Schon ein geringer Prozentsatz der Steigerung der Kundenzufriedenheit (5 Prozent) kann jedoch für das Unternehmen selbst bereits eine Umsatzsteigerung von 20 Prozent bewirken. Es gibt gemäß dem Experten somit einen direkten Zusammenhang zwischen dem Engagement, der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen und dem Umsatz. Deshalb ist es für UnternehmerInnen lohnenswert, hier zu investieren. Doch wie macht man das?
Glauben Sie an Ihre MitarbeiterInnen?
Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei den Führungskräften. Es liegt an den Spitzen von Unternehmen, an das Potenzial ihrer Angestellten zu glauben. Mithilfe von Resilienz-Werkzeugen kann auch die Motivation erhöht werden. Dadurch liefern die Mitarbeitenden in einem Betrieb tolle Leistungen.
Eine extrinsische Motivation, also mit Bonusaussichten (wenn du das schaffst, dann kriegst du das), hemmt laut diversen Experimenten und Studien sowohl die Kreativität als auch die Leistungserbringung von Angestellten. Kurzum: Extrinsische Motivation funktioniert nicht. Sie kann sogar den umgekehrten Effekt haben. Anders sieht es jedoch bei der sogenannten intrinsischen Motivation aus, wodurch eine höhere Motivation erreicht werden kann. Es gilt, die Motivation von innen heraus als Antrieb zu nutzen. Es gibt drei Dinge, die eine derartige Motivation auslösen:
- Autonomy (Die Möglichkeit, etwas selbstständig lösen zu können.)
- Mastery (Die Möglichkeit, immer besser zu werden.)
- Purpose (Einen Sinn in der Arbeit bzw. in den Aufgaben sehen.)
Alle drei Komponenten führen gemeinsam zur intrinsischen Motivation. Doch wie kann man das machen? Die Antwort haben die allermeisten UnternehmerInnen bereits im Haus.
Agile Teams
Diese Teams sind per Definition schon autonom. Sie sind selbstorganisiert und funktionieren auf Basis von Selfmanagement. Agile Teams kümmern sich um Mastery, denn sie sind unentwegt in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess und versuchen somit laufend besser zu werden. Agile Teams, so der Experte Habinger, sind bereits Abbildung von Autonomy, Mastery und Purpose.
Communities of Practice
Hier treffen sich Erfahrene und ExpertInnen, um Ideen und Wissen auszutauschen. Die TeilnehmerInnen erforschen Neues, stellen neue Regeln auf. Das soziale Netzwerk kann über verschiedene Organisationsbereiche hinweg gestärkt werden. Viele Organisationen verankern diese Communities of Practice auch im Unternehmen (Beispiel Spotify).
Purpose – die Bedeutung einer bedeutenden Arbeit
Mit Purpose (Zweck) hat man eine magische Zutat, wie man in fünf Minuten den Umsatz in einem Callcenter verdoppeln kann. Bei einer Studie in Michigan (USA) wurden die Probanden in drei Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe konnte vor dem Verrichten der Telefonate tun, was sie wollte. Der zweiten Gruppe wurde ein persönlicher Benefit, also die Arbeit in einem Callcenter nahegelegt. Der dritten und schlussendlich erfolgreichsten Gruppe der teilnehmenden AnrufInnen wurde fünf Minuten vor den Telefonaten ein Purpose mitgegeben. Was alles mit den eingeholten Spenden und Zusagen getan wird, welche Forschungsprojekte mit den Geldern der SpenderInnen finanziert werden können.
Das sollte hierbei beachtet werden:
- Purpose: Sinn in der Arbeit sehen.
- Purpose: Es geht nicht um mich.
- Purpose: Schafft eine höhere Compliance (Beachtung).
Die Unternehmenskultur ist der Schlüssel
Gemäß dem Experten Stefan Böck ist die Unternehmenskultur essenziell. Die Führungskräfte müssen Ihren Angestellten mit gutem Beispiel vorangehen. Voll und ganz hinter dem Team und seinen Zielen zu stehen, das ist enorm wichtig.
Auch die Benennung von Arbeitsprojekten spielt hier mit hinein. Dadurch kann, so Habinger, sowohl das Potenzial der MitarbeiterInnen als auch die Qualität der Arbeit erhöht werden. Chefs sollten somit stets eine adäquate Wertschätzung zeigen. Führungskräfte sollten zudem im Team für Phasen der Entspannung sorgen. Es geht auch darum, die Qualität der Entscheidungen zu optimieren. Das bedeutet natürlich auch: Fokussieren Sie sich als Führungskraft im Feedback auf Stärken.
Für mehr Erfolg und Qualität im Unternehmen sorgen:
- Growth Mindset – kontinuierliches Lernen
- Cross-funktionale Teams
Wie gelingt es Ihnen als Führungskraft, aus einer Gruppe ein erfolgreiches und ziel- bzw. lösungsorientiertes Team zu bilden? Auf die folgenden sechs Stellschrauben/Eigenschaften kommt es an:
- Kleine Größe
- Ergänzende Skills
- Gemeinsamer Purpose
- Gemeinsame Ziele
- Gemeinsames Vorgehen
- Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Psychologische Sicherheit
Google konnte feststellen, dass die psychologische Sicherheit ausschlaggebend dafür ist, ob nun ein Team erfolgreich oder weniger bis gar nicht erfolgreich ist. Den Erfolg eines Teams bzw. einer Arbeitsgruppe ist nach der Auffassung des Speakers und TietoEVRY Agile Service Experten Habinger immer in einem Verbesserungsprozess. Team-Coaches oder Scrum Master können Teams in Bezug auf die psychologische Sicherheit unterstützen.
Erste Kurzumfrage:
Wir verwenden Agile Methoden und Praktiken in unserem Unternehmen. Für das Umfrageergebnis war von den Webinar-Teilnehmenden eine Antwort erforderlich.
1 Trifft gar nicht zu |
4 Prozent |
2 |
16 Prozent |
3 |
32 Prozent |
4 |
32 Prozent |
5 Trifft vollkommen zu |
16 Prozent |
Zweite Kurzumfrage:
Wir beschäftigen uns im Unternehmen aktiv mit der Stärkung der Resilienz.
1 Trifft gar nicht zu |
13 Prozent |
2 |
29 Prozent |
3 |
25 Prozent |
4 |
25 Prozent |
5 Trifft komplett zu |
8 Prozent |
Dritte Kurzumfrage:
Ich empfinde Resilienz als wichtige Eigenschaft für Unternehmen.
1 Trifft gar nicht zu |
0 Prozent |
2 |
0 Prozent |
3 |
0 Prozent |
4 |
54 Prozent |
5 Trifft gar nicht zu |
46 Prozent |
Fazit aus unserem spannenden Webinar mit dem renommierten Digitalisierungsdienstleister TietoEVRY:
Die Corona-Pandemie hat viele österreichische Unternehmen hart getroffen. Doch während die einen um ihr Überleben kämpfen, schauen die anderen bereits wieder Richtung Zukunft. Wie kann es sein, dass selbst innerhalb derselben Branche manche Unternehmen viel resilienter sind als andere? Die Führungsqualität des Managements ist diesbezüglich ein entscheidender Faktor. Denn um Unternehmen resilient aufstellen zu können, müssen Führungskräfte in der Lage sein, vorausschauend zu handeln. Die Agilität spielt hierbei eine sehr wichtige Rolle. Wird bewusst in die Resilienz eines Unternehmens investiert, können Krisen viel effektiv überwunden werden. So hat TietoEVRY in Österreich selbst auf eine Agile respektive Purpose-driven-Organisationsforum umgestellt und wurde selbst damit noch resilienter. Mehr Informationen, wie TietoEVRY Unternehmen mit Agile Coachings unterstützt, finden Sie unter: https://www.tietoevry.com/at/services/applications/devops-und-agile/agile-coaching/