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Umfrage unter CIOs: GenAI krempelt die IT-Organisation um

AI

Eine Umfrage unter CIOs aus der DACH-Region zeigt, wie tiefgreifend generative KI sowohl die IT-Organisation als auch die Rolle der Fachabteilungen verändert. 

IT-Verantwortliche sehen in generativer KI nicht nur eine Technologie, sondern einen Hebel für den organisatorischen Wandel. Die klassische IT-Organisation verändert sich grundlegend: Sie stellt künftig vor allem Plattformen bereit und konzentriert sich auf die Architektur von Datenökosystemen. Entwicklung und Betrieb von IT-Produkten wandern zunehmend in die Fachabteilungen. 

Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt die Studie „GenAI – Die neue Realität der IT-Organisation 2026+“. Befragt wurden dazu rund 230 CIOs und IT-EntscheiderInnen aus Unternehmen in der DACH-Region. Zu den Initiatoren gehören die Managementberatung kobaltblau, der Softwareanbieter Iteratec, das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Lünendonk sowie der Bundesverband der IT-Anwender, VOICE. 

GenAI verschiebt die Rolle der IT

„GenAI verschiebt die Rolle der IT“, lautet eine Hypothese der Studienautoren: „Das Business übernimmt E2E-Produktentwicklung, während die IT zum strategischen Partner, Berater und technischen Enabler wird.“  

Insbesondere die in Sachen GenAI schon fortgeschrittenen Unternehmen bestätigen diese Einschätzung. So stimmten 68 Prozent der Aussage zu, dass GenAI die Rollenveränderung der IT beschleunige. Das Bereitstellen von Plattformen und die Beratung der Fachbereiche stehen demnach künftig im Vordergrund. 53 Prozent gehen davon aus, dass GenAI Low-Code- / No-Code-Anwendungen befeuert. Die Bedeutung der klassischen IT in der (Weiter-)Entwicklung von Anwendungen nehme tendenziell ab. 58 Prozent glauben zudem, dass generative KI generell die Verschmelzung von Business und IT vorantreibt. 

In diesem Kontext verändert sich nicht nur die IT selbst, sondern auch die Rolle der Fachabteilungen. In einem von kobaltblau entworfenen Zielbild wandern die IT-Produktteams zunehmend ins Business. Sie übernehmen künftig nicht nur die Anforderungsdefinition, sondern auch die Verantwortung für Entwicklung und Betrieb. Die IT stellt dafür Self-Service-Plattformen zur Verfügung und gewährleistet, dass diese benutzerfreundlich, sicher und integriert sind.  

Personalbedarf in der IT steigt kurzfristig

Auf dem Weg zur AI-nativen IT-Organisation seien alle IT-Capabilities betroffen, erläutern die Autoren. Die Transformation erfordere einen massiven Umbau von Technologie, Kompetenzen und Rollen. Das führe temporär zu einem höheren Personalbedarf in der IT-Funktion. Langfristig ließen sich Effizienzpotenziale ausschöpfen. 

Tatsächlich schätzen die Interviewten die Auswirkungen von GenAI auf den IT-Personalbedarf überwiegend moderat ein. 85 Prozent erwarten entweder gar keine oder nur leichte Veränderungen. Konkret rechnen 46 Prozent mit einem steigenden, 24 Prozent mit einem sinkenden Personalbedarf. Durchschnittlich wird ein Personalzuwachs von vier Prozent erwartet. 

Blickt man auf einzelne Rollen, ergibt sich ein differenzierteres Bild: Daten- und KI-nahe Profile wie Data Scientist, Data Engineer und Machine Learning Engineer verzeichnen die höchsten Kapazitätszuwächse. Besonders gefragt sind auch Security-Experten und Architekten. Rückgänge zeigen sich vor allem in den Bereichen Support, Entwicklung und UI-Design. 

GenAI verändert die Anwendungslandschaft

In einer weiteren These formulieren die Studienautoren, welche Veränderungen durch GenAI in der Applikationslandschaft und der Architektur zu erwarten sind: „GenAI bringt neue Arten von Applikationen hervor, transformiert Prozesse in bestehenden Applikationen und erfordert neue Architekturprinzipien.“ 

Zu den neuen Arten von Anwendungen gehören etwa virtuelle Assistenten, Berater und Tutoren für eine personalisierte Unterstützung, Tools für automatisierte Codeentwicklung, Debugging und Datenverarbeitung sowie intelligente Systeme zur Entscheidungsunterstützung und Vorhersagemodelle. 

Am stärksten betroffen von den durch GenAI ausgelösten Veränderungen sind Wissensmanagement- und Dokumentenmanagement-Systeme, BI- und Data-Analytics-Anwendungen sowie CRM-Systeme. In Bereichen wie Cloud-Transformation und Security-Architekturen erwarten die Befragten eine deutliche Beschleunigung durch den Einsatz generativer KI. 

Daten, Mindset und Know-how sind die größten Hürden

Auch die Hürden auf dem Weg zu einem breiten GenAI-Einsatz beleuchten die Initiatoren der Studie. Die zentrale Erkenntnis: „Nicht die Technologie ist der Engpass – sondern die Datenqualität, Data Governance, Datensicherheit sowie fehlendes AI-Mindset und Know-how der Anwender.“  

Nicht zu unterschätzen sind laut der Studie auch Akzeptanzprobleme unter den Mitarbeitenden. Skepsis, Vorbehalte und fehlendes Vertrauen in die Technologie würden verstärkt durch kulturelle und psychologische Barrieren. Das alles hemme den Einsatz und bremse die Integration von GenAI. Ein starkes Change-Management sei deshalb unabdingbar. 

GenAI erfordert neue Ansätze für Cybersecurity

Das Thema Security ist im GenAI-Kontext ein zweischneidiges Schwert. Zwar gilt KI als Treiber moderner Sicherheitsarchitekturen, in stärkerem Maß aber auch als Katalysator neuer Bedrohungsszenarien. So erwarten 84 Prozent der Befragten, dass Organisationen mit neuartigen und zunehmenden Cyberangriffen Schritt halten müssen. Dagegen rechnen nur 64 Prozent mit einer Stärkung der Cybersicherheitsmaßnahmen durch KI. 

„Mit dem Einsatz von GenAI entstehen neue Angriffsvektoren, etwa durch automatisierte Social-Engineering-Angriffe oder Deepfakes, kommentieren die Studienautoren. Gleichzeitig könnten KI-gestützte Systeme Sicherheitsaufgaben wie Threat Detection, Anomalieerkennung oder Incident Response stärker übernehmen. Cyber-Security entwickle sich damit weiter zu einem strategischen Steuerungsthema statt einer eher operativen IT-Aufgabe. 

Nur 27 Prozent erzielen mit GenAI nachhaltig Wertschöpfung

Wieviel Arbeit noch vor den IT-Chefinnen und -Chefs liegt, illustrieren die Studienautoren anhand des berüchtigten Hype Cycles von Gartner. Für eine aktuelle Bestandsaufnahme in Sachen GenAI-Einsatz sollten sich die Befragten darauf selbst verorten. 73 Prozent müssen demnach erst noch das „Tal der Enttäuschungen“ durchschreiten. Nur 27 Prozent der Studienteilnehmer erzielen mit dem Einsatz generativer KI bereits nachhaltig Wertschöpfung. Die komplette Studie ist über die Website von kobaltblau beziehbar. 

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