LSZ war mit der österreichischen Delegation bei der weltgrößten Digital-, Innovations-, Kreativ- und Zukunft-Konferenz SXSW in den USA. In nur einer Woche kommen in Austin, Texas so viele schillernde und zukunftsorientierte Persönlichkeiten aus Tech, Film und Musik zusammen, dass einem schwindlig werden kann. Wir haben uns in das sich rasant drehende KI-Karussell gesetzt und sind mit den wichtigsten Learnings ausgestiegen.
Learning 1: KI ist disruptiv
Dass KI Arbeitsplätze zerstört ist natürlich eine steile These und überspitzt formuliert. Ja, KI wird die Arbeitswelt durchrütteln (oder tut es bereits), 70% der Tätigkeiten von Mitarbeiter:innen werden, eher früher denn später, von Künstlicher Intelligenz übernommen. Darüber ist man sich in Texas, ebenso wie in Österreich, einig. On the bright side: Auf Management-Ebene und Mitarbeiter:innen-Seite werden dadurch Kapazitäten freigesetzt, die Work-Life-Balance rückt in greifbare Nähe. Denn monotone und ressourcenfressende Tätigkeiten können mit KI automatisiert werden, was zu einer zukünftigen Steigerung der Rentabilität für Unternehmen führt, und die Mitarbeiter:innenzufriedenheit erhöht. Trotzdem blicken die meisten Arbeitnehmer:innen noch skeptisch in ihre KI-Zukunft.
Begeisterung und Bedenken
Das wurde in Austin anhand des „State of Work“ Report, der von Slack unter 18.000 Schreibtischarbeiter:innwn weltweit durchgeführt wurde, sichtbar gemacht. Die Umfrage ergab, dass die Wahrnehmung von KI gemischt ist. Es gibt sowohl Begeisterung als auch Bedenken. Auffällig ist der Anstieg der KI-Nutzung am Arbeitsplatz um 24 % im letzten Quartal. Derzeit verwendet bereits ein Viertel der Menschen KI-Tools bei der Arbeit, und 80 % sehen eine Verbesserung ihrer Produktivität durch KI.
Learning 2: Mind the AI-Gap
Bei KI muss man höllisch aufpassen, nicht den Anschluss zu verpassen. Wer jetzt zögert, läuft Gefahr, nicht mehr auf den Zug aufspringen zu können. Schon jetzt gibt es eine Kluft zwischen denen, die sich verantwortungsvoll und open minded auf neue Technologien einlassen und denjenigen, die sich skeptisch zeigen und KI als Konkurrenz am Arbeitsplatz sehen. Dass diese Kluft in Zukunft immer weiter auseinanderklaffen wird, darüber war man sich bei der SXSW 2024 einig. Dabei wurde aber betont, dass weiterhin das persönliche Gespräch und der soziale Austausch face to face das entscheidende Momentum für das Finden neuer Ideen, das Aufrechterhalten des gesellschaftlichen Zusammenhaltes und insgesamt ein inspirierendes Miteinander darstellen.
Learning 3: Wir sind die Übergangsgeneration
Früher wurden sog. Supercycles von nur einer GPT (general purpose technology) bestimmt, wie beispielsweise der Supercycle „Industrielle Revolution“, ausgelöst durch die Technologie „Dampfmaschine“. Der aktuelle Supercycle wird von gleich drei Technologien bestimmt, die aufeinander aufbauen
- KI: Die Grundlage des Tech Supercycle
- Vernetztes Ökosystem der Dinge (Connected Ecosystems of Things):
Die zweite Schicht des Supercycle, liefert die Daten für KI
Auf LLM (predict what to say next) folgen Large Action Model (predict what to do next) mit sogenannten "connectables", wie z.B. wie Vision Pro von Apple, von Webb als "face computer" bezeichnet. Diese “connectables” ermöglichen es beispielsweise, in unmittelbarem Anschluss an einen gehörten Vortrag eine PowerPoint-Präsentation zu erstellen, die sofort an den Chef geschickt werden kann. Tagelange Arbeit kann so innerhalb kürzester Zeit erledigt werden. - Biotechnologie: Eng verbunden mit GenAI ist die Generative Biologie auf dem Vormarsch und damit wichtiger Teil des aktuellen Supercycle. Stichworte hier sind "Materialwissenschaft" und "Organoid-Intelligenz"
In diesem technologischen Superzyklus befinden wir uns laut der amerikanischen Futuristin Amy Webb seit Q3 2023, also seit Release von ChatGPT. Und es ist an uns, der „Übergangsgeneration“, durch diesen zu navigieren. So drückte es Webb, CEO des Future Today Institutes, bei ihrer unterhaltsamen Keynote auf dem SXSW 2024 aus. Das bedeutet, dass Unternehmen in dieser „Ära des Wandels Übergangsabteilungen einrichten müssen, um in Zukunft diese aufregenden Technologien verantwortungsbewusst nutzen zu können“.