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KI: Wettbewerbsfaktor für die österreichische Industrie

Foto einer Fertigungshalle von Shutterstock

Foto: Shutterstock

Wie wettbewerbsfähig ist die österreichische Industrie – und welche Rolle spielt dabei Künstliche Intelligenz? Florian Rosenberger, Digitalisierungsexperte der Industriellenvereinigung, gab auf der LSZ Production & IT Konferenz spannende Einblicke in aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Lösungsansätze – mit einem klaren Appell an Politik und Unternehmen.

Industrie: Starkes Fundament mit Frakturen

„Ein knappes Drittel der österreichischen Wertschöpfung kommt direkt aus der Industrie“, betonte Rosenberger in seiner Keynote. Darüber hinaus finanziert die Industrie fast die Hälfte aller F&E-Ausgaben – ein klarer Beleg für ihre strategische Bedeutung. Doch die Zahlen sind ein Warnsignal: Die Industrieproduktion 2024 ist laut Eurostat in Österreich um -9,5 % gesunken – der höchste Rückgang unter den EU-Mitgliedsstaaten.

Hinter diesem Einbruch stehen strukturelle Herausforderungen: Hohe Energiepreise, steigende Lohnstückkosten und massive regulatorische Anforderungen setzen die Betriebe unter Druck. Dazu kommt der stark zunehmende Wettbewerb, besonders bei digitalen Schlüsseltechnologien. „Österreich droht das dritte Rezessionsjahr in Folge – das ist historisch“, so Rosenberger.

Künstliche Intelligenz: Vom Schlagwort zur Standortfrage

Im globalen Vergleich wird deutlich: KI ist längst zum strategischen Faktor geworden. Die großen US-Tech-Konzerne investieren jährlich Milliardenbeträge in Forschung und Entwicklung sowie Infrastrukturen – OpenAI, Microsoft, Google & Co treiben Innovationstempo und Marktstandards.

Europa zieht nach, doch Österreich bleibt zurückhaltend: Nur rund ein Fünftel der heimischen Unternehmen nutzt derzeit KI-Anwendungen – mit großen Unterschieden zwischen Branchen und Unternehmensgrößen - allerdings bei klar steigender Tendenz. „KI ist keine Spielerei. Sie ist ein entscheidender Innovationsmotor und Wettbewerbsfaktor für die österreichische Industrie“, so Rosenberger. Besonders in der Fertigung, Logistik und Beschaffung, aber auch bei Forschung und Entwicklung, ließen sich enorme Mehrwerte erzielen.

Digitalisierung bringt messbare Vorteile

Unternehmen, die KI und digitale Technologien aktiv einsetzen, verzeichnen laut Rosenberger nicht nur höhere Produktivität, sondern auch stärkeres Umsatz- und Beschäftigungswachstum sowie gesteigerte Resilienz. Die ökonomischen Vorteile digitaler Transformation zeigen sich auch deutlich in neuen und robusten Geschäftsmodellen – besonders in volatilen Zeiten.

Ein noch weitgehend ungenutztes Potenzial: Würde die österreichische Industrie ihre digitalen Möglichkeiten umfassend ausschöpfen, ließen sich laut Rosenberger die Wertschöpfung am Standort um 18% steigern.

Was jetzt zu tun ist

Rosenberger verwies in seinem Vortrag auf positive Signale aus der Politik, etwa das Ziel einer F&E-Quote von 4 % bis 2030 und den Aufbau der AI Factory Austria als Netzwerkknoten für KI-Entwicklungen in Österreich. Doch um Wirkung zu entfalten, brauche es konkrete Schritte – unter anderem:

  • Investitionen in digitale Schlüsseltechnologien und Recheninfrastruktur
  • Reallabore und regulatorische Testzonen für KI-Anwendungen
  • Ausbau von Kooperationen und strategische Beteiligung an internationalen KI- und  in Daten-Initiativen
  • Höhere Verfügbarkeit von Daten, Forcierung von Datenaustausch und Datennutzung durch Unternehmen

„Ziel muss sein, das österreichische KI-Ökosystem weiter zu stärken, um die Technologieentwicklung am Standort sowie die Integration von KI-Technologien in der Industrie voranzutreiben. Dies bietet Chancen für Innovation und Wachstum“, so Rosenberger.

Fachkräfte als Engpass

Ein Dauerbrenner bleibt der Fachkräftemangel: Aktuell fehlen in Österreich über 40.000 MINT-Fachkräfte – Tendenz steigend. Expert:innen rechnen damit, dass sich diese Lücke in den kommenden Jahren weiter vergrößert – insbesondere in technisch geprägten Bereichen wie Softwareentwicklung, Automatisierung, Datenanalyse oder industrieller KI. Rosenberger mahnt: Ohne qualifiziertes Personal drohen technologische Rückschritte – trotz Investitionen.

Learnings für Entscheider:innen

  • KI ist längst Realität – nicht nur technologisch, sondern wirtschaftlich.
  • Die Produktivitätspotenziale sind enorm – aber ungleich verteilt.
  • Wer digitalisiert, gewinnt Resilienz, Marktanteile und Innovationsspielraum.
  • Der Einsatz von KI braucht strategische Führung – nicht nur Tools.

Diskutieren Sie mit uns beim Forum Industrie WEST am 7. Mai in Vorarlberg zu aktuellen Trends und Herausforderungen ins Österreichs Fertigungsindustrie. 

Quellenverzeichnis (Stand: 2023/2024)
1. Vortrag von Florian Rosenberger bei der Production & IT Konferenz  am 13. März 2025
2. Eurostat (2023): Industrial production – monthly and annual change rates by EU country.
3. Bloomberg (2023): Microsoft Invests $10 Billion in OpenAI as Tech Giants Race to Dominate AI.
4. Statistik Austria (2023): IKT-Einsatz in Unternehmen – Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in österreichischen Betrieben.