Wie KI die Rolle von HR grundlegend verändert – und was das für Unternehmen bedeutet
Die Digitalisierung hat HR verändert – doch 2025 geht es um mehr als nur Tools. Es geht um ein neues Selbstverständnis: HR als strategische Kraft, die Technologie nutzt, um Menschlichkeit neu zu gestalten. Der Wandel betrifft nicht nur Prozesse – er verändert das Wesen der HR-Funktion.
Der alte Tech-Mythos: Effizienz oder Menschlichkeit?
Lange Zeit galt Technologie – vor allem KI – als kühle Rationalisierungsmaschine. Automatisierung bedeutete Effizienz, aber oft auf Kosten von Menschlichkeit. Wer digitalisierte, optimierte. Wer empathisch agierte, tat das analog. Dieses Entweder-oder-Denken prägt viele HR-Systeme bis heute – dabei ist es längst überholt.
Denn der eigentliche Wendepunkt liegt genau hier: Technologie kann mehr als Routineprozesse beschleunigen. Sie kann Freiraum schaffen. Für Gespräche, die nicht standardisiert sind. Für Entscheidungen, die kulturelle Passung statt nur CVs berücksichtigen. Und für Führung, die auf Nähe statt Kontrolle setzt.
Wenn repetitive Aufgaben delegiert werden – etwa durch KI-gestütztes Onboarding, automatisierte Abfragen oder Self-Service-Tools – gewinnen HR-Teams Zeit für das, was wirklich zählt: persönliche Entwicklungsgespräche, das Stärken von Führungskräften im Wandel oder die gezielte Gestaltung von Teamkulturen.
Das bedeutet auch: Menschlichkeit wird nicht ersetzt, sondern strategisch eingebettet. Die besten Tech-Stacks 2025 setzen daher nicht nur auf Integrationen und Schnittstellen, sondern auf den Purpose dahinter. Sie machen HR nicht technischer – sondern menschlicher.
Gerade jetzt, wo Retention zur Schlüsselfrage wird und die Arbeitswelt neue Werte verlangt, zeigt sich: Technologie und Empathie sind kein Widerspruch. Sie sind ein starkes Duo – wenn HR den Mut hat, die Spielregeln neu zu definieren.
Ein Unternehmen, das diesen Wandel früh begonnen hat, ist IBM. Dort wurde KI bereits 2017 im HR implementiert. Die Folge: „Mittlerweile haben wir eine vollständige kulturelle und technologische Transformation hingelegt“, sagt Madeleine Bauer-Eder, Head of HR und Board Member bei IBM Österreich.
Wenn 94 % automatisiert laufen – was macht HR dann?
Im globalen HR-System von IBM werden heute 94 % aller Anfragen fallabschließend über digitale Assistenten abgewickelt. Der Rest? Bleibt bei den Menschen – und wird intensiver denn je bearbeitet. Bauer-Eder erklärt: „Spätestens jetzt dürfen wir uns die Frage stellen: Wo ist unser Selbstverständnis? Wie schaut unser Rollenbild zukünftig aus?“
Die Antwort: HR wird zur Strategiearchitektin, Change-Coachin und Technologiemanagerin. Der Fokus liegt auf Reskilling, interner Mobilität, ethischer Steuerung von KI-Prozessen – und vor allem auf der menschlichen Seite der Transformation.
Ethik first: Governance can make or break a business
Technologieeinsatz in HR braucht Leitplanken. Bauer-Eder rät: „Effizienz ohne Ethik ist kein Fortschritt.“ Deshalb sei es essenziell, ein Ethik-Board zu etablieren – auch in kleinen Strukturen. Warum? „Ein KI-System ist ein sehr dynamisches System“, so Bauer-Eder – es verändert sich ständig und braucht laufende Kontrolle.
Co-Creation mit Betriebsrat und Führungskräften
Erfolg entsteht durch Beteiligung. Unternehmen, die Betriebsrat, Führungskräfte und Mitarbeitende von Beginn an einbinden, schaffen Akzeptanz. IBM hat beispielsweise eine Rahmenvereinbarung zur Klassifizierung von Risiken abgeschlossen – das erleichtert die Umsetzung und stärkt das Vertrauen.
HR braucht neue Skills
HR-Professionals müssen künftig Businessprozesse verstehen, technologische Konzepte einordnen und den Wandel aktiv gestalten. Bauer-Eder nennt das Dreigespann: Strategie, Technologiekompetenz und Change Leadership. Besonders wichtig: „Never automate a bad process“ – jede KI-Lösung braucht ein sauberes Fundament.
Fazit: HR neu denken – jetzt
Der HR Tech Stack 2025+ ist kein reines IT-Projekt. Er ist Ausdruck eines neuen Rollenverständnisses. Wer heute beginnt, kann nicht nur effizienter und agiler arbeiten, sondern auch empathischer und zukunftsorientierter führen.
Bauer-Eder bringt es auf den Punkt:
„Human-friendly Automation ist kein Widerspruch – sondern unser Anspruch.“
Aus einem Mitschnitt von der FOW 2025.
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