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Firmenkultur bremst KI-Effekte aus

Büro
AI am Arbeitsplatz

Deutsche Erwerbstätige sparen durch den Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT höchstens drei Stunden Zeit pro Woche. Häufig fehlt eine offene Unternehmenskultur. 

Generative künstliche Intelligenz (GenAI) am Arbeitsplatz bringt oft nicht den erhofften Produktivitätsschub. Das berichtet die Jobseite Indeed unter Berufung auf eine aktuelle Befragung von rund 500 Erwerbstätigen in Deutschland. Drei Viertel der Interviewten sparen durch den Einsatz von KI-Werkzeugen wie ChatGPT demnach höchstens drei Stunden pro Woche. Nur acht Prozent berichten von einer Zeitersparnis von mehr als sechs Stunden. 

„Die reine Verfügbarkeit von KI-Tools führt nicht automatisch zu den erwarteten Produktivitätssteigerungen“, kommentiert Frank Hensgens, Geschäftsführer Indeed Deutschland, die Ergebnisse. Unternehmen bräuchten dafür auch eine geeignete Kultur, die sowohl den Austausch in Sachen KI als auch deren Einsatz fördere. Genau daran fehle es in der Praxis häufig. 

Laut der Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Appinio im Auftrag von Indeed organisierte, schätzen rund 39 Prozent ihren Zeitgewinn durch KI auf nur ein bis drei Stunden pro Woche. Weitere 20 Prozent gehen von weniger als einer Stunde aus, 16 Prozent sehen gar keinen Unterschied. 

Den durch KI-Tools geschaffenen Freiraum nutzen die Befragten zudem nur selten für kreative oder weniger produktive Aufgaben. Vielmehr geben 20 Prozent an, sie machten dafür mehr private Pausen, weitere 23 Prozent kümmern sich um Verwaltungsaufgaben. „Somit verwendet die Hälfte der Erwerbstätigen ihre gewonnene Zeit für Aufgaben, die keinen strategischen oder innovativen Mehrwert erzeugen“, interpretiert Indeed die Zahlen. 

Mangelnde Kommunikation zum KI-Einsatz

Ein Problem sehen die Studienautoren auch in der Kommunikation über KI. So vermieden es 13 Prozent der Befragten, sich in Sachen KI-Nutzung auszutauschen. 46 Prozent entschieden situativ, wann und wie sie darüber sprechen. Ausschlaggebend dafür seien mehrere Faktoren: fehlende Zeit, Unsicherheit beim Thema Datenschutz sowie die Angst, dass die eigene Arbeit als weniger kompetent oder kreativ angesehen werde. Hinzu kämen taktische Motive: 20 Prozent der Interviewten hielten sich zurück, um den eigenen Wissensvorsprung nicht zu verlieren. Weitere 23 Prozent verschwiegen Effizienzgewinne aus Sorge vor zusätzlichen Aufgaben. 

KI-Kultur führt zu höheren Effizienzgewinnen

Unternehmen mit einer „gelebten KI-Kultur“ schneiden dagegen deutlich besser ab. Hier sei insbesondere der offene Austausch in Sachen KI ausgeprägter, beobachtet Indeed. So sparen 18 Prozent der Befragten aus dieser Gruppe durch KI mehr als sechs Stunden pro Woche ein. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Durchschnitt der Studie. Zudem halbiert sich der Anteil der Teilnehmer, die die gewonnene Zeit für private Pausen verwenden. „Unternehmen müssen daher klarere Richtlinien im Umgang mit KI schaffen, Datenschutzbedenken adressieren und vor allem eine offene Kommunikationskultur etablieren“, fordert Indeed-Manager Hensgens. 

Fotocredit: shutterstock/Gorodenkoff