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Die Gartner Tech Trends 2024: Wo steht Österreich?

Im letzten Teil unserer Technology-Talk Serie zu den Gartner Tech Trends 2024 blicken wir konkret auf Österreich. Dass es "allein aufgrund seiner Größe kein Trendsetting-Land" ist, daraus macht Martin Giesswein kein Geheimnis. Unsere Experten verraten aber auch, wie trotzdem vorne mitgemischt werden kann. Und sie geben Einblicke in ihre beruflichen Learnings 2023.

Alle Trends und die Meinung und Einschätzung der Experten lesen Sie hier.

Gartners zehn strategische Tech Trends

  1. AI TRiSM (AI Trust, Risk and Security Management / KI-Vertrauen-, Risiko- und Sicherheitsmanagement)
  2. CTEM (Continuous Threat Exposure Management / kontinuierliche Gefährdungsverwaltung)
  3. Nachhaltige Technologie
  4. Platform Engineering (Plattformentwicklung)
  5. KI-gestützte Entwicklung
  6. (vertikale) Cloud-Plattformen für die Industrie
  7. Intelligente Anwendungen
  8. Demokratisierte generative KI
  9. Technologieunterstützte vernetzte Belegschaft
  10. Maschinenkunden (Machine Customers)

Thomas Wenninger

Foto: Thomas Wenninger am Podium bei der Production & IT in Linz (li.: Gertrude Schatzdorfer-Wölfel,Schatzdorfer Gerätebau; re.: Jimmy Heschl, Red Bull) ©LSZ

In welchen Bereichen der IT ist Österreich federführend?

Martin Giesswein: Mit z.B. Ikarus Security Software GmbH haben wir weltweit führende Firmen im Cyber-Security und CTEM Bereich.

Thomas Wenninger: Österreich ist in der Forschung und Entwicklung von Quantencomputing-Technologien führend. Insbesondere die Universität Wien und die Österreichische Akademie der Wissenschaften haben bedeutende Beiträge zur Quantenphysik und zum Quantencomputing geleistet. Weiters sind wir führend in der Entwicklung von Technologien für Industrie 4.0, einschließlich Automatisierung, Robotik und IoT. Unternehmen wie B&R Industrial Automation und TTTech sind Beispiele für österreichische Unternehmen, die in diesen Bereichen führend sind.

Martin Giesswein beim Green Business Disruption Summit 2024

Foto: Martin Giesswein bei seinem Workshop am Green Business Disruption Summit 2024 ©LSZ

Was ist nötig, damit Österreich künftig (mehr) Trends setzt?

Martin Giesswein: Österreich ist kein Trendsetting-Land, alleine aufgrund der Größe. Wir können aber das präferierte Arbeitsland (Sicherheit, Klima, Versorgung) für Talente auch in internationalen Konzernen sein, die die Trends setzen durch Forschung und Produktentwicklung.

Thomas Wenninger: Ein förderliches regulatorisches Umfeld kann dazu beitragen, Innovationen zu fördern und den Einsatz neuer Technologien zu erleichtern. Dies könnte durch die Schaffung klarer und stabiler Regeln für Dinge wie Datenschutz, geistiges Eigentum und Cybersecurity geschehen.

Gerhard Kürner: Zielgerichtete Förderungen. Wir brauchen Hilfe bei den Regulativen. Gerade der AI-Act, der kommen wird, ist alles andere als lustig. Und vor allem brauchen wir Firmen, die bereit sind, mit Start-Ups und Co zusammenzuarbeiten. Und als Letztes: Finanzielle Bevorzugung von Angels, nicht von großen Investoren, von kleinen Angels, die ihr versteuerndes Privatvermögen wo reinlegen und hier eine Möglichkeit suchen sollten, wie sie das wieder kostengünstiger raus oder reinbringen.

Gerhard Kürner beim Green Business Disruption Summit

Foto: Gerhard Kürner bei seinem Workshop am Green Business Disruption Summit 2024. ©LSZ

Zum Abschluss: Was war Ihr größtes berufliches Learning 2023? 
 
Martin Giesswein: Wie sehr ich meine Kosten und Produktivität mit generativer KI optimieren kann. Und dass ich täglich mindestens 15 Min in meine Weiterbildung in diesem Bereich investieren muss um am Laufenden zu bleiben.

Thomas Wenninger: Ein wichtiges "Learning" im Jahr 2023 ist die zunehmende Bedeutung von KI-Ethik und verantwortungsvoller KI. Mit dem zunehmenden Einsatz von KI in vielen Bereichen des Lebens und der Wirtschaft wurde deutlich, wie wichtig es ist, KI-Systeme zu entwickeln und einzusetzen, die fair, transparent und verantwortungsbewusst sind.

Gerhard Kürner: Dass es nicht mehr ein bis zwei Jahre dauert, sondern ein bis zwei Monate, dass sich etwas komplett verändert in der Technologie.

Die strategischen Tech Trends von Gartner kurz erklärt

  1. AI TRiSMAI Trust, Risk and Security Management / KI-Vertrauen-, Risiko- und Sicherheitsmanagemen:

AI TRiSM sind Mechanismen für KI-Modelle und -Anwendungen, mit denen Unternehmen sicherstellen können, dass ihre zum Teil neu integrierten KI-Systeme gesetzeskonform, fair und zuverlässig sind und Datenschutzrichtlinien einhalten. Es ist ein „Lösungspaket, mit dem Sie die Bereitstellung von KI effektiver schützen und eine KI-Governance etablieren können.“ (Gartner)

  1. CTEMContinuous Threat Exposure Management / kontinuierliche Gefährdungsverwaltung

Bei CTEM werden fortlaufend Cyberangriffe simuliert, um zu verhindern, dass potenzielle Schwachstellen ausgenutzt werden. Das fünf-Stufen-Programm (Scoping – Discovery – Prioritization – Validation – Mobilization) geht Sicherheitsbedrohungen proaktiv an und stärkt so die Widerstandsfähigkeit von Organisationen gegenüber Cyberangriffen.

  1. Nachhaltige Technologie

Darunter versteht man laut Gartner zum einen das Framework digitaler Lösungen, die ESG-Ergebnisse vorantreiben. Zum anderen optimiert der Einsatz nachhaltiger Technologie Kosten, Energieleistung und Asset-Nutzung. „Nachhaltige Technologie ermöglicht neue Geschäftsmodelle und technologiegestützte Produkte, um Kunden einen besseren Service zu bieten.“ Autumn Stanish, Gartner Principal Analyst

  1. Platform Engineering (Plattformentwicklung)

Soll das zentrale Problem der Zusammenarbeit zwischen Softwareentwicklern und -betreibern lösen. Platform Engineering modernisiert die Bereitstellung von Unternehmenssoftware, vor allem im Bereich der digitalen Transformation von Unternehmen.

  1. KI-gestützte Entwicklung

Der Einsatz von Generativer KI in Unternehmen steht an sich nicht mehr zur Debatte. Laut Gartner wird sich der Einsatz von KI-Codierungsassistenten für Softwareeentwickler bis 2028 stark erhöhen was zur Folge hat, dass die Produktivität der Entwickler gesteigert wird. Die Frage ist dabei, welche Entwicklungstools eingesetzt werden, um das Unternehmen effektiv nach vorne zu bringen und was dabei beachtet werden muss – beispielsweise beim Einsatz von unternehmensfremden Large Language Models wie ChatGPT oder Google Bard.

  1. (vertikale) Cloud-Plattformen für die Industrie

Kombination von Software-, Plattform- und Infrastruktur (SaaS-, PaaS- und IaaS)-Funktionen, um anpassungsfähige und relevante Branchenlösungen anzubieten und Geschäftsinitiativen zu beschleunigen.

  1. Intelligente Anwendungen

Der Einsatz von KI in Apps, um eine personalisierte, adaptive Nutzeroberfächen anzubieten. Davon profitiert die User Experience und die so gewonnenen Einblicke und Erkenntnisse können von den Unternehmen für Anaylsen und Reportings genutzt werden.

  1. Demokratisierte generative KI

Laut Gartner einer der disruptivsten Trends dieses Jahrzehnts. Ein demokratischer Zugang zu Informationen und Fähigkeiten entfaltet das Potenzial, Aufgaben zu automatisieren, Produktivität zu steigern, Kosten zu senken und neue Wachstumschancen zu eröffnen.

  1. Technologieunterstützte vernetzte Belegschaft

Beschleunigung Entwicklung neuer (digitaler) Fähigkeiten für alle Positionen in einem Unternehmen sowie den Onboarding-Prozess neuer Mitarbeiter und fördert intelligenteres Arbeiten.

  1. Maschinenkunden (Machine Customers)

Dabei handelt es sich um die Möglichkeit für Unternehmen, sich ihre eigenen Kunden zu schaffen. Diese vernetzten Produkte, die sich wie Kunden verhalten können, werden zukünftig bedeutender werden als die Einführung des digitalen Handels.