Tech Trendscout Kolumne von Lisa Höllbacher
Wie uns die KI wieder mehr Mensch sein lässt
Vergangene Woche saß ich mit einem Geschäftsführer zusammen, der mir stolz eine neue AI-Strategie präsentierte. Automatisierte Prozesse, intelligente Kundenberatung, optimierte Risikoanalyse. Alles klang beeindruckend. Dann fragte ich nach den Zahlen. Schweigen. Wie bei knapp 80 Prozent aller Unternehmen kann auch sein Unternehmen noch keinen messbaren Einfluss von generativer AI auf das operative Ergebnis vorweisen.
Das ist 2025 in einem Satz zusammengefasst: Wir haben die coolste Technologie der Welt – und wissen immer noch nicht, was wir damit anfangen sollen.
Die unbequeme Wahrheit über AI 2025
Während alle von AI-Revolution sprechen, zeigen die Daten ein anderes Bild. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen sehen (noch) keinen greifbaren Einfluss von generativer AI auf ihr EBIT. Was darin resultiert, dass knapp 40 Prozent der Unternehmen in 2025 keine zusätzlichen Mittel mehr für KI bereitstellen. Das ist keine Technologie-Krise. Das ist eine Erwartungs-Realitäts-Krise.
ch erlebe das täglich in meinen Gesprächen: CEOs, die AI als Allheilmittel verkaufen wollen, aber keine konkreten Anwendungsfälle definiert haben. IT-Leiter, die sich zwischen Marketing-Hype und Budget-Realität zerreiben. Mitarbeiter, die Angst vor Jobverlust haben, während ihre Chefs ihnen versichern, AI würde "nur" Arbeitsplätze "transformieren".
Die Realität hinter dem Hype
Was 2025 wirklich verändert hat, ist nicht Claude 4 oder die nächste ChatGPT-Version. Es ist die Erkenntnis, dass AI-Erfolg nichts mit der Technologie zu tun hat – und alles mit Menschen. Ich habe Unternehmen gesehen, die Unsummen in AI-Tools investiert haben und gescheitert sind, weil sie vergessen haben, ihre Teams mitzunehmen. Und ich habe kleine Firmen erlebt, die mit simplen AI-Lösungen ihre Effizienz verdoppelt haben, weil sie ihre Mitarbeiter von Anfang an eingebunden haben.
42 Prozent der Unternehmen beklagen mangelnde Datenverfügbarkeit. Das ist ein Symptom, nicht die Ursache. Die wahre Herausforderung: AI-Projekte scheitern, weil Unternehmen Technologie implementieren, statt wirklich hin zu hören und Probleme zu lösen.
Was sich ändern muss
Die Tech-Industrie muss aufhören, AI als Selbstzweck zu verkaufen. Stattdessen brauchen wir ehrliche Gespräche über Grenzen, Risiken und realistische Erwartungen. 2025 wird das Jahr, in dem wir AI als "Value Play, nicht als Volume Play" behandeln müssen. Das bedeutet konkret: Weniger Tools, mehr Strategie. Weniger Features, mehr Fokus. Weniger Hype, mehr Handwerk.
Für CIOs heißt das: Schluss mit AI-Experimenten ohne klare KPIs. Schluss mit Pilotprojekten, die nie skaliert werden. Schluss mit Technologie-getriebenen Entscheidungen, die Menschen ignorieren.
Der Blick nach vorn
Ende 2025 werden wir an einem Wendepunkt stehen. Die Unternehmen, die AI erfolgreich einsetzen, werden deutlich von denen zu unterscheiden sein, die nur darüber geredet haben. Die Gewinner werden eine einfache Erkenntnis verinnerlicht haben: AI ist nur so gut wie die Menschen, die sie einsetzen.
Das macht den #CIO-Kongress im Herbst so entscheidend. Hier geht es nicht um die neuesten AI-Features oder technische Benchmarks. Es geht um die Frage, wie wir Technologie so einsetzen, dass sie Menschen stärkt, statt sie zu ersetzen. Wie wir AI-Projekte so gestalten, dass sie echten Wert schaffen, statt nur Kosten zu verursachen.
Die wichtigste Entscheidung
Ich bin überzeugt: 2025 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem wir gelernt haben, dass AI-Erfolg eine menschliche Disziplin ist. Technologie entwickelt sich exponentiell – aber Menschen ändern sich linear. Und genau deshalb entscheiden am Ende immer Menschen über Erfolg oder Misserfolg von AI-Projekten.
Die Frage ist nicht, ob AI die Zukunft verändert. Die Frage ist, wer diese Veränderung gestaltet. Algorithmen können rechnen, analysieren und optimieren. Aber sie können nicht entscheiden, welche Welt wir bauen wollen.
Das können nur wir.
Was sind eure Erfahrungen mit AI-Projekten? Wo habt ihr echten Wert geschaffen – und wo seid ihr gescheitert? Ich freue mich auf eure Geschichten und den Austausch beim CIO-Kongress im Herbst.