AI wird in Unternehmen immer wichtiger
Webcafe für Vordenker: AI and the company – vom hippen Modethema zum zentralen Unternehmensbestandteil
Durch das Webinar führte der Gastgeber Ronald Subkus. Er stellte einleitend explizite Fragen zum Thema "Artifizielle Intelligenz" (AI). Denn seit einigen Jahren gilt AI in puncto Technologie als Trendthema schlechthin. Laut Experten wird AI Geschäftsprozesse in Unternehmen zunehmend verfeinern und zugleich überwachen. Hat aber Corona der AI-Aspiration einen Dämpfer versetzt? Und wohin kann die Reise gehen?
Die künstliche Intelligenz im Firmeneinsatz
Nach der Einleitung des Webinars überließ Ronald Subkus dem geladenen Experten Clemens Wasner (CEO von EnliteAI) die Vortragsbühne. Dieser konzentrierte sich zu Beginn auf die TeilnehmerInnen des Webinars, welche aus den unterschiedlichsten Arbeitsbereichen kommen. Clemens Wasner wollte sich mithilfe einer kurzen Umfrage ein Bild vom Publikum machen.
Kurzumfrageergebnis: Haben Sie sich im Kontext Ihrer Position/Unternehmen schon mit künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigt?
Ja 82 Prozent
Nein 18 Prozent
In China und in Japan wird das Thema KI extrem wirtschaftlich betrachtet. Doch auch in Europa und allen voran in Österreich, so die Meinung des Experten, könnte Bedarf dafür gegeben sein. Die Agenda für den heutigen Vortrag präsentierte Clemens Wasner mittels einer Folie: AI in der Wirtschaft, im Unternehmen, AI im eigenen Unternehmen, AI-Zulieferlandschaft und AI in der Organisation.
AI in der Wirtschaft
Clemens Wasner begann seinen ersten Vortragspunkt mit folgenden Fragen: Warum ist KI für die Wirtschaft so interessant? Woher stammt jüngst die so große Aufmerksamkeit? Welche Effekte und Auswirkungen sind mit KI vorstellbar und hat man als UnternehmerIn mit irgendwelchen Begleiterscheinungen zu rechnen?
Die gesteigerte Produktivität spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Darum haben Consultingunternehmen, die sich mit KI intensiv auseinandersetzen, die artifizielle Intelligenz sehr früh effizienzthematisch positioniert. Clemens Wasner zeigte den Teilnehmenden des Webinars anhand einer Folie, welche Sektoren und welche Branchen am stärksten von AI profitieren. Dazu zählen insbesondere jene Branchen, die an der Schnittstelle von digital und physisch sitzen. Dort lässt sich auch der größte Effekt von KI erkennen.
AI im Industrieeinsatz
Die optische Qualitätskontrolle steht bei Unternehmen im Bereich der Industrie stark im Fokus. Clemens Wasners Aufgabe besteht darin, Kunden mit dem geeigneten System zu supporten. Damit ist es jedoch laut dem Experten noch lange nicht getan. So geht es vielmehr darum zu schauen, wo genau die Effekte in den einzelnen Branchen herkommen.
AI-Anwendungen im Unternehmen
Die TeilnehmerInnen des Webseminars wurden von Clemens Wasner mit diversen einführenden Fragen konfrontiert, die sich auf die Unternehmen selbst beziehen. Welche Branchen sind am meisten
betroffen und wie können branchentypische Lösungen aussehen? In weiterer Folge stellt sich natürlich auch die Frage, in welcher zeitlichen Fristigkeit es in den Branchen interessant wird. Fakt ist: Jede Branche kann und wird durch AI verändert. Die Veränderung geschieht aber branchenspezifisch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Tech-Unternehmen liegen hierbei weit vorn.
Laut den jüngsten Studien, so der Vortragende, haben rund 60 Prozent der untersuchten Unternehmen relativ viele AI-Projekte im Einsatz. Mehr als die Hälfte davon wird jedoch nicht in den Produktivbetrieb gesetzt. Das heißt, dass mehr als die Hälfte der Projekte letztendlich im Sand verlaufen. Entweder weil es dem Unternehmen nichts bringt oder weil sich Prioritäten dazwischen geschiftet haben.
AI: Make/Buy or Sell
"Make versus buy". Welche Phasen oder welche Vorgehensweisen finden sich in Hinblick auf AI im Unternehmen? Clemens Wasner setzte hierbei "Ideenfindung & Use-Cases" als ersten Punkt. Es gibt Kunden, die sozusagen auf der grünen Wiese starten. Doch damit eine gewisse Dynamik entstehen kann, bedarf es Training und Befähigung. Nur dann können auch größere Themen angegangen werden und nicht nur die optische Qualitätskontrolle oder eine reine Zeitersparnis bei der Datenverarbeitung des Unternehmens.
Auch die Konzept- und Produktdefinition ist für die Anwendung von AI-Use Cases relevant. Mit hinein fließt hier außerdem die Entscheidung Make/Buy or Sell. Clemens Wasner unterstreicht dabei Sell und zwar bezogen auf Geschäftsmodell/Erweiterung. Die Make-AI Implementierung umfasst alles, vom Prototyp weg bis hin zum Produktivsystem. Beim Punkt Buy handelt es sich themenspezifisch um die Fremdvergabe. Bei Sell geht es hingegen primär um die Schaffung und auch um den Verkauf unternehmenseigener IP.
Die einzelnen Phasen eines AI-Projektes
Die erste Phase ist PoC bzw. Proof of Concept. Bei der zweiten Phase handelt es sich um MVP bzw. Minimum Viable Product. Die letzte Phase konzentriert sich auf das Produktivsystem. Am Anfang steht jedoch immer eine vertiefende Analyse an. Dort setzt man sich mit der Datenanalyse und der Exploration auseinander. Fragen wie etwa, ob die vorhandenen Daten eigentlich für AI geeignet sind oder welche Methoden der Analyse sich auf die Daten des Unternehmens anwenden lassen, stehen hier im Vordergrund.
Bei der Grobkonzeption wird herausgearbeitet, wie eine eventuell mögliche Lösung bezüglich der Daten oder der Infrastruktur aussehen könnte. Zum Schluss erfolgt eine klare Definition der Umfänge von MVP und PoC. Welche Analysemethoden sind für das Unternehmen geeignet und ist AI überhaupt der richtige Hammer für den Nagel? Das sind die Kernfragen bei der vertiefenden Analyse.
Die Durchlaufzeiten und Kosten von AI-Projekten
Da die Kunden fast all diese Stufen durchlaufen, sind die österreichischen Unternehmen diesbezüglich im Standardbereich. Dies bezieht sich vornehmlich auf dasselbe Preisschema.
Die AI-Zuliefererlandschaft mit Fokus auf Österreich
Die prinzipielle Geisteshaltung von sehr vielen Leuten in Österreich ist die folgende: "AI in Austria? Nein danke, wir doch net!" Clemens Wasner warf die Frage in den Raum, wer sich denn genau in Österreich mit künstlicher Intelligenz beschäftigt.
Q / A Session
Erste TeilnehmerInnen-Frage: Wie hat sich die COVID-Situation auf AI-Projekte ausgewirkt?
Antwort des Experten: Es braucht in Österreich in Hinblick auf AI bzw. auf die Regulierung mit Sicherheit ein Umdenken. Zahlreiche AI-Projekte werden zurzeit – auch wegen Corona – gestoppt. Aufgrund der fehlenden Umsätze möchten sich etliche Unternehmen auf andere, konkretere IT-Projekte konzentrieren. In den letzten Monaten sind zudem viele AI-Anbieter pleite gegangen.
Zweite TeilnehmerInnen-Frage: Ist die europäische Gesetzgebung für AI eher hinderlich?
Antwort: Die DSGVO ist gar nicht so der große Hemmschuh und auch nicht die Patentsituation. Vielmehr liegt das Problem auf dem europäischen Kontinent, in den unterschiedlichen Gesetzgebungen und Gesellschaftsformen.
Fazit aus dem zukunftsweisenden Webinar mit unserem Vorreiter Clemens Wasner:
Die Daten der Digitalisierung gilt es zu nutzen. Riesige Datenmengen können von Experten mit entsprechenden KI-Technologien analysiert und ausgearbeitet werden. Der vertrauenswürdige Umgang mit Firmendaten sowie die Datenqualität sind von eklatanter Bedeutung, um KI-Anwendungen nutzbringend und sicher einsetzen zu können. Noch ist AI in Europa und somit auch in Österreich eine Nischenstrategie. Es ist endlich an der Zeit, kreativ Richtung Zukunft zu blicken.