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CIO Kongress Web Cafe #12 | Hub & Spoke is dead, long lives Hub & Spoke!

Die klassische Netzwerkarchitektur verliert zunehmend an Bedeutung. Die Applikationen wandern in die Clouds und die Nutzer arbeiten von überall aus. Dementsprechend kommt dieses Modell an seine Grenzen. Warum aber stößt es denn an seine Grenzen? Und wie kann die IT-Sicherheit in Hinblick auf die neue, digitale Arbeitswelt – fern vom klassischen Büro – weiterhin gewährleistet werden?

Woher kommt „Hub & Spoke“?

Allgemein wird beim System „Hub and Spoke“ im Bereich der Logistik ein fixer Umschlagpunkt eingerichtet. Alle Güter aus den kleineren Umschlagspunkten laufen im Hub zusammen, wo die Waren gesammelt werden und über Spoke an die Enddestinationen verteilt werden. Im Büro werden Daten gesammelt, gespeichert und weitergegeben.

Die zentralen Fragen des Web Café #12

Ganz neue Modelle werden gefordert. Veränderungen in der Arbeitswelt bestimmen die zukünftigen Arbeitsweisen. Es ging im Webinar konkret um neue Formen und Beschäftigungsmethoden, wie zukünftig Büroflächen und andere Räumlichkeiten den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zur Verfügung gestellt werden könnten. Oder andersrum gefragt: Sind denn Büros samt den gigantischen Bürogebäuden heute noch wirklich vonnöten bzw. zeitgemäß? Es ergeben sich aber auch im digitalen Bereich neue Herausforderungen. Wie schaut diese „New Novel“ denn eigentlich in der IT-Security aus? Und wie wird man in Zukunft diese Change fördern können?

Die Speaker des Webinars:

Durchs Webinar führte Roland Subkus, die geladenen Experten waren:

Ist das Ins-Büro-Gehen noch klug bzw. sinnreich?

Kevin Schwarz war lange bei der DHL tätig und dort für die Netzwerksicherheit verantwortlich. Im Zuge dieser Arbeit gelang es ihm zwar, Projekte durchzuführen. Doch insbesondere in der IT erkannte der Experte, dass es auch einfachere Wege geben kann als die bis dato gängigen Arbeitsmethoden.

Die Veränderung, die angestrebt werden sollte und die alle antreibt, basiert auf der Frage: Gehen wir denn nun alle wieder zurück ins Büro? Zumal die Corona-Pandemie anscheinend doch so gut wie überstanden zu sein scheint. Und noch ärger: Warum machen wird das eigentlich? Woher kommt das denn her? Der Speaker verlautbarte, er könne sich kaum mehr daran erinnern, wie denn ein Büro von innen aussieht.

Woher kommt der Begriff „Büro“?

Das Wort „Büro“ kommt aus dem Lateinischen. Seit dem antiken Rom gilt die Arbeitsräumlichkeit als ein eigenständiger Mikrokosmos. Im vergangenen Geschehen gab es einen jungen Adeligen, der Schwierigkeiten hatte, sich an die Form und an die Ordnung im Büro zu halten. Denn der Noble musste sich erst ans frühe Aufstehen gewöhnen sowie auch an das pünktliche und regelmäßige Erscheinen. Was er dort dann alles zu liefern hatte, das gefiel ihm ganz und gar nicht. Im Zuge der Corona-Pandemie war es komplett andersherum. Denn zahllose Menschen mussten sich weltweit erst an das Arbeiten von zu Hause bzw. von überall aus gewöhnen.

Ist das herkömmliche Büro schon tot?

Das Büroflächenangebot und die Zahlen von Wien: Der Experte Kevin Schwarz warf diesbezüglich die Frage in den virtuellen Raum, ob sich denn diesbezüglich in den letzten 18 Monaten etwas Drastisches verändert hat bzw. ob es inzwischen einen enormen Leerstand von Büroräumlichkeiten gibt. Dieser liegt in Wien lediglich bei 3,9 Prozent. Im Vergleich dazu liegt der Leerstand von Büroflächen in Deutschland im Durchschnitt bei 4,6 Prozent. So gesehen ist das Büro per se alles andere als tot. Betriebe schauen zwar nach vorne, wägen ab, was sich so alles verändert könnte. Zurzeit geben die Unternehmen aber zum Großteil noch nicht ihre Büros auf.

Warum gibt es Büros eigentlich?

Wenn man an ein Büro denkt, so Kevin Schwarz, dann assoziiert man diesen Ort oft mit einer Firma. Man steht vor dem Gebäude und fühlt sich nicht gerade als Teil davon. Ist die arbeitende Person aber im Haus bzw. im Büro, dann fühlt sie sich in der Regel wahrhaftig als Teil eines Ganzen. Es wird einem auch durchaus eine Form von Firmenkultur mitgegeben.

Große Konzerne haben in der Vergangenheit riesige Gebäudekomplexe voll mit Büros hochgezogen. Im Büro haben die MitarbeiterInnen ihren Schutz. Es gibt Schlüssel für die Büros und all die anderen Räumlichkeiten. Am Eingangstor sorgt eine Sicherheits-Crew für das Wohlbefinden und den leiblichen Schutz aller im Gebäude befindlichen Menschen. Und ganz wichtig: Im Büro haben allesamt die gewisse notwendige IT-Security.

Was macht denn überhaupt ein Büro aus?

Bei einem Büro gilt es Folgendes zu beachten:

1. Das Gebäude muss gekauft oder angemietet werden. Es sollte hierbei auf eine gegebene Verkehrsanbindung geachtet werden. Die Nutzung der Fläche sollte optimal sein.

2. Die Ausstattung mit Büromöbeln, Wasser, Strom. Sanitäranlagen usf. ist essenziell.

3. Die Konnektivität umfasst die IT-Sicherheit, Computer, Laptops etc. sowie Netzwerke (WLAN/LAN, WAN) und Telefonie.

4. Die Sicherheit im Büro umfasst das Sicherheitspersonal und alle standardisierten Sicherheitsmaßnahmen. Des Weiteren fallen Feuermelder, Alarm, Support und Versicherungen auch mit hinein.

 „Büro ist wie Jazz, nur ohne Musik“

Dieses Zitat stammt von Bernd Stromberg, einem ulkigen Büro-Napoleon aus der deutschen Kultserie „Stromberg“. Kevin Schwarz richtete sich wieder an die Webinar-TeilnehmerInnen mit den bereits gestellten Fragen: Wie oft waren wir in den letzten eineinhalb Jahre in unseren Büros? Wann haben wir zuletzt all die Vorteile, die einem so ein Mikrokosmos von Büro bietet, wirklich genutzt? Die Infrastruktur war in dieser Zeit immer da, auch die Fixkosten mussten bezahlt werden. Also fragte der Experte: Brauchen wir das alles noch?

Genau das ist jetzt für viele Unternehmen eine spannende Herausforderung, die in Zukunft womöglich branchenübergreifend neue Weisen und Wege von Büroarbeiten hervorbringen wird. In den Produktionsstätten gelten andere Voraussetzungen physikalischer Natur. Dort muss vor Ort produziert werden. Autoteile im Homeoffice zusammenzubauen, geht eben nicht. Aber gerade die flexible Büro-Arbeitsweise könnte die fixe Idee eines konventionellen Büros mit festem Standort infrage stellen.

Muss man denn wirklich im Büro sein?

Kann man Corona tatsächlich als Beschleuniger des sogenannten „Bürosterbens“ hinstellen? Ja, denn wenn man das Büro in den letzten 17 Monaten nicht mehr gesehen hat, warum sollte man es dann zukünftig im altherkömmlichen Sinne noch nutzen wollen? Kevin Schwarz präsentierte allen Teilnehmenden des Webinars diesbezüglich interessante sowie aufschlussreiche Zahlen aus Österreich.

Im Homeoffice arbeiteten in Österreich unmittelbar nach dem Pandemieausbruch deutlich mehr Menschen im Homeoffice als je zu vor. Dann hat es sich wieder eingependelt, bis der Status von Vor-Corona wieder erreicht wurde. Die Zahlen hierfür belegen, dass gewisse Teile der arbeitenden Bevölkerung in Österreich bereits vor dem Covid-19-Wahnsinn sehr gut auf das Arbeiten im Homeoffice eingestellt waren und es dementsprechend genutzt haben, um von überall aus ihren Büroverpflichtungen nachzugehen. Im Vergleich zu Deutschland wurde der Anstieg erst nach der schrecklichen Lockdown-Zeit ersichtlich.

Was wird das neue Normal?

Der Experte Schwarz befasste sich im Zuge des Seminars im virtuellen Raum mit der Frage der Veränderung. Hat Corona irgendwie ein Umdenken bei der Art und Weise des Arbeitens bewirkt? Oder geht der Trend wieder ganz stark ins Alte und bereits Dagewesene zurück? Ein brandaktueller Slogan unserer Zeit lautet: Ortsunabhängiges Arbeiten ist gekommen, um zu bleiben!

Mit folgenden Headlines sorgten renommierte Tageszeitungen für Gesprächsthemen:

  • „Viel Lob für dezentrales Arbeiten.“
  • „Das Homeoffice wird den Büromarkt verändern.“
  • „Deutsche Bank-Mitarbeiter dürfen künftig 3 Tage die Woche ins Homeoffice.“
  • „Ins Großraumbüro will nach Corona fast niemand zurückkehren.“
  • „Greenpeace-Studie: Homeoffice verringert CO2-Ausstoß um Millionen Tonnen.“

Sehr viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Büros befürworten das ortsunabhängige Arbeiten. Es gibt darunter aber auch einige, die sehr wohl ab und zu das Bedürfnis haben, sich im Firmenbüro sehen zu lassen, sich mit ArbeitskollegInnen auszutauschen. Auch außerhalb der Arbeitszeit etwas gemeinsam zu unternehmen, wird von vielen ArbeitnehmerInnen gerne praktiziert. In Bezug auf das Thema „Anfahrt“ (ökologischer Fußabdruck usw.) hat der IT-Experte während der Corona-Zeit von so gut wie keiner Staumeldung gehört.

Es geht lange nicht mehr um ein IT-Thema!

In den vergangenen Monaten wurde etwas klar und deutlich aufgezeigt: Beim ortunabhängigen Arbeiten geht es lange nicht mehr um Punkte wie Sicherheit, Zeitersparnis und dergleichen. Laut dem IT-Berater Schwarz sind wir in einer Situation angelangt, wo sich Gesellschaften verändern. Wo man sich wirklich einmal die Frage stellen muss, ob nicht auch etwas Gutes in einer Krise passiert ist, ob denn das Arbeiten von überall aus vielleicht auch auf den gesamten Globus bezogen eine gute Sache darstellt. Sollten wir uns nicht in Zukunft darauf konzentrieren, dieses Arbeiten von zu Hause aus breitenwirksam zu ermöglichen?

Zum Thema „Hub & Spoke“

Kevin Schwarz konfrontierte die Webinar-TeilnehmerInnen mit zentralen Fragen wie: Was passiert, wenn MitarbeiterInnen von zu Hause arbeiten? Verbinden sich die MitarbeiterInnen mit dem Netzwerk, um so ein Teil des alten Büros zu sein? Bei der Darstellung von „Hub & Spoke“ nahm der Experte das Büro als sinnbildliches Beispiel. Im Klartext heißt das: Wenn man drin ist, dann ist man automatisch sicher. Ist man draußen, dann ist man es nicht. Man gehört dazu, wenn man drinnen ist. Ähnlich verhält es sich mit der IT. Das Firmennetzwerk setzt sich zusammen aus „Hub und Spoke“. Die Spokes sind kleine Locations und die werden dann verbunden im Hub, dem Rechenzentrum. Alles zusammen ergibt im Endeffekt das Firmennetzwerk.

Was ist während der Pandemie passiert?

Viele MitarbeiterInnen arbeiten von daheim aus. Das bedeutet, sie wählen sich über VPN, VDI oder andere Technologien in das Netzwerk ein. Ungefähr 60 Prozent des Datenverkehrs eines Nutzers geht in Richtung Internet. Der Experte stellte hier zwei Positionen gegenüber. Entweder hat man zu viel Hardware, was zwar Sicherheit bietet, aber hohe Kosten mit sich bringt. Oder man hat zu wenig Hardware, was schlussendlich eine geringere bis gar keine Sicherheit darstellt.

Es wird immer wieder die Thematik aufgegriffen, dass doch die Angriffsflächen reduziert werden müssten. Meistens stecken VPN oder Firewall offen im Internet. So können die MitarbeiterInnen auf diese Weise das Tor ins Netz erreichen. Ist man einmal drinnen, so Kevin Schwarz, dann gibt es keinen Schutz mehr. Die Angriffsfläche eines Unternehmens ist aber nicht nur der eine VPN, sondern theoretisch ist jeder eine potenzielle Angriffsfläche. Rund elf Prozent der befragten Unternehmen bestätigten, dass Attacken auf ihren Betrieb existenzbedrohender Natur waren.

Zeit zum Umdenken

Was kann man in punkto Sicherheit besser machen? Welche Ansätze haben zukünftig Hand und Fuß? Jeder hat ein bestimmtes Verständnis von Zero Trust. Ist jedoch eine neumodische Erfindung Zero Trust, geprägt durch Google, Forester und Gartner, wurde sie bereits in den letzten Jahren beschrieben und versucht einzuführen.

Die Sicherheit gilt es insbesondere dort anzuwenden, wo Nutzerapplikationen, wo der Datenverkehr stattfindet. So empfiehlt Gartner eine Architektur für die digitale Transformation. Unternehmen müssen in der Lage sein, Daten zu inspizieren, in die sogenannten Daten-Pipelines reinzugucken. Wie kann aber die Angriffsfläche reduziert werden? Des Weiteren ist es essenziell zu fragen, wie man als Unternehmen die Identität von Nutzern nutzen kann, um zu überprüfen, welcher Nutzer Zugriff zu welcher Applikation bekommen darf. Auf minimalstem Level wird somit der Zugriff für Benutzer respektiert. Die Cloud-Sicherheit hat gemäß den Erfahrungen des Experten enorme Vorteile.

Abgesehen vom Büroambiente erklärte der Speaker das Modell „Hub & Spoke“ für tot. Denn der Trend geht drastisch in Richtung Co-Working. Der physische Kontakt und Austausch ist zwar wichtig, aber im Grunde sind die IT-MitarbeiterInnen froh, die Möglichkeit wahrnehmen zu können, zumindest am einen oder anderen Werktag von daheim aus die Büroangelegenheiten zu erledigen.

Drei Dinge zum Mitnehmen

1. Ihre Nutzer zeigen Ihnen den Weg. Es geht schlichtweg darum, die Chance zur Vereinfachung wahrzunehmen. Wie kann man als mitarbeitende Person in einem Unternehmen all die Komplexität mit der man konfrontiert ist, zu hinterfragen, aufzuräumen bzw. einfacher zu gestalten?

2. Die Ausnahme ist die Regel. MitarbeiterInnen sollten sich bemühen, sich langfristig zu schützen. Es ist entscheidend, sich auf das neue Normal einzustellen.

3. Die Technologie ist der Schlüssel zum Erfolg. Für die Arbeitenden in der IT-Branche ist die Anpassung an ihre eigenen Bedürfnisse ungemein von Vorteil. Der Wechsel sollte von den Agierenden in den Netzwerken vehement vorangetrieben werden.

Fazit zu unserem spannenden und interessanten Web Café #12:

Immer mehr österreichische Unternehmen denken über das „neue Arbeiten von überall“ nach. Christoph Heidler bemerkte jedoch, dass es diesbezüglich noch sehr viele unbeantwortete Fragen gibt. Was heißt Homeoffice im eigentlichen Sinne? Zählt der Strand von Mallorca auch zum Homeoffice? Die Diskussion mit den großen Unternehmen ist in puncto Homeoffice voll im Gange. Zu Beginn der Covid-19-Pandemie sahen viele Firmen das Arbeiten von zuhause als eine Art Überbrückungschance. Da hat sich in den letzten Monaten aber erheblich viel getan. Es gibt zwar noch etliche Hemmschwellen, doch es lohnt sich in Hinblick auf die Zukunft, alle zu nehmen. Unternehmen sollten es ihren IT-MitarbeiterInnen ermöglichen, selber zu entscheiden, von wo aus sie ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und ihre Dienste für die ArbeitgeberInnen leisten möchten. Bezogen auf die IT-Fachkräfte ist es von Belang, flexibles Arbeiten zu ermöglichen. Nur so haben die Unternehmen in Österreich die Möglichkeit, die besten IT-Fachleute zu bekommen und nicht jene, die bereit sind Kompromisse einzugehen, wie etwa einen arbeitsbedingten Wohnortswechsel in Kauf zu nehmen.