„Der Arbeitsmarkt ist im Umbruch. Und zwar ordentlich“, blickt Christoph Monschein, Geschäftsführer einer der führenden heimischen Anbieter von Mitarbeiter-Benefits, auf die vielfältigen Herausforderungen, mit denen Unternehmen seit geraumer Zeit konfrontiert sind.
Krisenumfeld führt zu multiplen Unsicherheiten
Dazu zählt insbesondere das vielfältige Krisenumfeld, das wir seit mehr als zwei Jahren mit der Corona-Pandemie und aktuell etwa dem Ukraine-Krieg sowie allen damit einhergehenden Konsequenzen erleben – Stichwort Lieferkettenprobleme, steigende Marktpreise, Inflation.
- Anknüpfungspunkt: Entlastung mittels Essensgutscheinen
Laut einer aktuellen Studie von Deloitte bereiten gerade die steigenden Lebenshaltungskosten insbesondere den jungen Generationen große Sorgen. Neben Treibstoff- und Energiepreisen betreffen diese vor allem auch Restaurantbesuche und Lebensmitteleinkäufe. „Essens- und Lebensmittelgutscheine vonseiten des Arbeitgebers stellen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer da zum Beispiel eine wichtige Entlastung dar“, erklärt Monschein. Dadurch werden zumindest die Aufwendungen für das Mittagessen etwas abgefedert – und zwar steuerfrei. Pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter und Jahr sind bis zu 1.760 Euro Bezuschussung möglich. „Das gilt auch rückwirkend für das ganze Kalenderjahr“, erklärt Monschein. Die Edenred-Gutscheine Ticket Restaurant und Ticket Service können auch am Wochenende mit der Familie und kumuliert eingelöst werden – sowohl im Restaurant als auch bei Online-Lieferdiensten. „Leider wissen von diesen steuerbegünstigten Mitarbeiter-Benefits die wenigsten Führungskräfte. Nur etwa die Hälfte kennt diese Möglichkeit, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas Gutes zu tun. So kommen aktuell noch immer etwa 80 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich nicht in den Genuss eines steuerfreien Essenszuschusses“, gibt Monschein zu bedenken.
War for Talents
Auch erheblicher Personalmangel und Schwierigkeiten beim Recruiting prägen den ohnehin bereits angespannten Arbeitsmarkt – und das über nahezu alle Branchen hinweg. „Selbst mit professionellen Headhuntern ist es für Unternehmen aktuell alles andere als einfach, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden“, berichtet Monschein. Vielmehr habe sich ein gegenseitiger Bewerbungsprozess etabliert: Nicht nur potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen überzeugen, auch Unternehmen bewerben sich.
- Anknüpfungspunkt: Aufbau einer starken Employerbrand
Hier ortet Monschein mehrere Ansatzpunkte: „Unternehmen müssen Vertrauen und eine starke Arbeitgebermarke aufbauen, wenn sie gute Leute erfolgreich rekrutieren wollen.“ Essenziell sei dabei ein authentischer Purpose und das Etablieren einer Unternehmenskultur, die von Respekt und Begegnung auf Augenhöhe geprägt ist. Hier seien Führungskräfte ganz besonders gefragt. Es gehe um Vorbildverhalten und das Leben von Teamgeist und Menschlichkeit. „Das ist es, was die jungen Generationen wollen – verständlicherweise. Arbeitszeit gegen Cash war gestern“, so Monschein.
Clash of Generations
Denn inmitten aller aktuellen Herausforderungen bahnt sich am Arbeitsmarkt auch ein Generationswechsel an: Junge Generationen strömen sukzessive in den Arbeitsmarkt und bringen teilweise gänzlich andere Anforderungen und Ansprüche an ihren Arbeitsplatz und Arbeitgeber mit.
- Anknüpfungspunkt: Mehr Teilhabe und sinnstiftende Arbeit
Laut der Studie von Deloitte haben sich die Generation Z, also die heute 19- bis 27-Jährigen, und auch die Millenials, in den Pandemiejahren neu orientiert. Ihr Blick in die Zukunft ist aufgrund der vielen Unsicherheiten pessimistischer geworden, Prioritäten und Wertigkeiten haben sich verschoben. „Junge Menschen wollen von ihrer Arbeit leben können. Und sie wollen gestalten und verändern, was sie von Unternehmen auch verstärkt einfordern“, so Edenred-Geschäftsführer Christoph Monschein. Es gilt, die Stärken und Potenziale von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu nutzen, diese zu fördern und aktiv weiterzuentwickeln. Zudem sollten Teams verstärkt eingebunden werden und mitgestalten können.
Starke Nachfrage nach hybriden Arbeitsmodellen
Als Folge der Corona-Pandemie ist auch der Wunsch nach hybriden Arbeitsformen deutlich gestiegen: Rund drei Viertel der von Deloitte Befragten wünschen sich mehr Remote Working und flexible Arbeitszeiten.
- Anknüpfungspunkt: Mehr Flexibilität und Vertrauen
„Unternehmen müssen in puncto Arbeitszeitgestaltung wesentlich flexibler werden und mitunter alteingesessene Strukturen aufbrechen. Sonst bleiben sie im Wettbewerb um die besten Köpfe auf der Strecke. Dadurch werden sie langfristig auch unternehmerische Performance einbüßen“, ist Monschein überzeugt.
Agile Führung als zeitgemäße Antwort auf ein volatiles Umfeld
Diese Umfeldbedingungen stellen Führungskräfte heute also vor neue, nie dagewesene Herausforderungen. Fest steht für Monschein, dass mehrere Hebel zusammenwirken müssen. Dabei kommt Führungskräften eine besondere Rolle zu: „Der Arbeitsmarkt braucht agil denkende und handelnde Führungskräfte“, ist Monschein überzeugt. Will heißen: Führungskräfte müssen flexibel und situationselastisch sein. Sie müssen also rasch auf ein sich dynamisch wandelndes Umfeld reagieren und sich rasch umstellen können und dabei den Zusammenhalt im Team stets aufrechterhalten. Eine Herkules-Aufgabe, wie Monschein weiß. Denn die Unzufriedenheit mit dem Job ist bei vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sehr hoch: Laut aktuellem Arbeitsklimaindex wollen mehr als ein Viertel aller Beschäftigten den Job wechseln. Besonders wechselwillig sind dabei Akademikerinnen und Akademiker sowie junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Gerade bei den jüngeren Generationen liegen die Hauptgründe laut Deloitte-Befragung neben schlechter Bezahlung, fehlendem Sinn in der Arbeit und mangelnder Perspektiven im hohen Stress-Level und in der Angst vor Burnout.
Sinnstiftende Arbeit, Entfaltungsmöglichkeiten und Begegnung auf Augenhöhe
Hier muss angesetzt werden. Denn bei allem Pessimismus hinsichtlich der aktuellen Umstände und der Befragungsergebnisse junger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bieten diese doch auch wertvolle Erkenntnisse: „Es gilt, sich in die jungen Generationen hineinzuversetzen und über den eigenen Tellerrand zu schauen – auch das ist agile Führung“, sagt Monschein. „Die Young Professionals leben seit Jahren mit vielen Unsicherheiten. Allerdings sind sie bereit, aktiv an Veränderungen zu arbeiten, wenn sie Sinn darin erkennen. Unternehmen müssen verstärkt diesen Sinn liefern und ihren gesellschaftlichen Mehrwert zeigen. Es gilt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt einzubinden und gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um das Unternehmen erfolgsversprechend weiterzuentwickeln. Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Träger meines Unternehmenserfolgs“, gibt Monschein abschließend zu bedenken.
Fotos © David Višnjić