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Integration statt Isolation: Wie Unternehmen Daten-Silos überwinden – und echte Zusammenarbeit fördern

Daten

Ein Beitrag basierend auf einem Mitschnitt des Panel Talks beim LSZ Data Business Forum 2025; Copyright Foto: RoseRodionova/Shutterstock.com

Daten gelten längst als strategische Ressource, doch in vielen Unternehmen bleibt ihr Potenzial ungenutzt. Der Grund: isolierte Datenwelten, fragmentierte Prozesse, kulturelle Barrieren. Beim Panel-Talk „Integration statt Isolation“ beim LSZ Data Business Forum 2025 diskutierten sechs Expert:innen aus führenden österreichischen Organisationen, wie der Wandel zu einer datengestützten Unternehmenskultur tatsächlich gelingen kann. Das Panel unter der Moderation von LSZ-Trendscout Lisa Höllbacher machte deutlich: Der Weg führt über Technologie, Organisation, aber vor allem über gelebte Kultur.

Daten-Silos als Spiegel der Organisation

Christoph Helm von Erste Digital brachte es zu Beginn auf den Punkt: „Datensilos sind das Spiegelbild der Organisationsstruktur.“ Vertrieb, Controlling, Asset Management, jede Einheit optimiert für sich. Was in der Aufbauorganisation logisch erscheint, behindert jedoch datengetriebenes Arbeiten. Helm berichtete sogar von internen Diskussionen, bei denen Daten als „gestohlen“ empfunden wurden – ein Symptom für tief verankertes Silodenken.

Auch Thomas Winter (Wien Energie) kennt diese Realitäten. Kundendaten seien in fünf Systemen parallel gepflegt – mit hohem manuellem Aufwand und Ineffizienzen. Das Problem sei nicht allein technologisch, sondern strukturell: fehlende Integration, mangelnde Transparenz, doppelte Datenhaltung.

Föderale Datenstrukturen mit System

Mehrere Panelist:innen betonten die Notwendigkeit, dezentrale Strukturen zuzulassen,  jedoch orchestriert. Nevena Stolba (OMV) beschrieb den Aufbau einer Data-Mesh-Architektur, die den autonomen Einheiten des Konzerns erlaubt, ihre Datenprodukte selbst zu verwalten, jedoch innerhalb klar definierter Governance-Rahmen. Die Voraussetzung: ein gemeinsames Verständnis für Qualität, Standards und Schnittstellen. Drei Jahre habe es gedauert, ein gemeinsames Regelwerk zu etablieren.

Auch Amir Sadeghi (ÖBB) sieht in föderalen Strukturen keinen Widerspruch zur Integration – solange Business und IT eng kooperieren: „Wir verankern Datenverantwortung nicht in der IT, sondern direkt in den Fachbereichen.“ Besonders der Trend rund um Generative AI helfe derzeit, die Relevanz datenbasierter Zusammenarbeit auch dort zu verankern, wo bisher wenig Bewusstsein bestand.

Governance trifft Strategie

Dass Data Governance mehr ist als ein Regelwerk, zeigte Thomas Winter am Beispiel Wien Energie. Dort wird Datenstrategie als Enabler für Unternehmensstrategie verstanden: Von Klimaneutralität über Versorgungssicherheit bis zu digitaler Kundenzentrierung – alle Ziele basieren auf verlässlichen, integrierten Daten. „Ohne Top-Management-Commitment und aktives Change Management funktioniert das nicht“, so Winter. Daten seien Chefsache – und Kulturveränderung wesentlich dafür.

Christoph Helm ergänzte, dass klassische zentrale Datenarchitekturen (wie Data Warehouses) an Grenzen stoßen. Der neue Weg: Demokratisierung über Plattformen, Metadatenmanagement und Self-Service-Angebote. Daten sollen nicht mehr besessen, sondern geteilt und produktiv genutzt werden: Data as a Product statt Data as an Asset.

Von dunklen Daten zu sichtbaren Produkten

Ein wiederkehrendes Thema war die Sichtbarkeit von Daten. Stefan Vogel (Österreichische Post) betonte die Rolle von Data Catalogs, Data Contracts und Enterprise Architecture-Repositories, um die Dark Data in den Systemen sichtbar und nutzbar zu machen. Auch Nevena Stolba sieht hier Potenzial: „Unser Ziel ist es, Daten genauso intuitiv auffindbar zu machen, wie wir es aus der Google-Welt gewohnt sind.“ Metadatenmanagement, Ownership und eindeutige Verantwortlichkeiten seien dabei entscheidend.

KI als Treiber für bessere Daten

Spannend war auch der Perspektivenwechsel: Nicht nur Daten befähigen KI – KI kann auch helfen, bessere Daten zu schaffen. Christoph Helm berichtete von Machine-Learning-Algorithmen zur Anomalie-Erkennung in Massendatenströmen – ein praktisches Tool zur Qualitätsverbesserung. Gleichzeitig führt der KI-Hype vielerorts zu einem Umdenken: Wer ernsthaft mit GenAI arbeiten will, muss erst seine Daten in Ordnung bringen.

Amir Sadeghi beschrieb, wie bei der ÖBB Generative AI auch als Wissensplattform eingesetzt wird – um Erfahrungswissen im Unternehmen weiterzugeben. Das schaffe neue Use Cases und steigere die Investitionsbereitschaft in Datenqualität.

Erfolgsfaktor: Datenkompetenz und Change Management

Das Schlusswort gehörte dem Faktor Mensch. Ob IT, Business oder Management: Alle Diskutant:innen waren sich einig, dass technologische Integration nur dann funktioniert, wenn sie von einem kulturellen Wandel begleitet wird. Datenkompetenz, Empowerment, gemeinsame Sprache und offene Kommunikation sind kein Beiwerk, sondern Bedingung.

„Eine datengetriebene Unternehmenskultur entsteht nicht durch Tools – sie entsteht im Dialog“, brachte es Moderatorin Lisa Höllbacher am Ende auf den Punkt.

Weiterführende Impulse zur Datenstrategie, Governance und AI-Nutzung gibt es auch beim LSZ CIO-Kongress 2025 – der wichtigste Treffpunkt für IT-Entscheider:innen aus ganz Österreich.