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WEBINAR: Industry meets IT Online Panel Talk "Digital Factory & Smart Processes"

Industy meets IT Online Panel Talk

Am 20. April 2021 von 16:00-17:00 Uhr baten wir vier Experten aus der Fertigungsindustrie zum Online Panel Talk rund um das Thema „Digital Factory & Smart Processes“. Nur wer seine Fabriken intelligent vernetzt und digital ausrichtet, wird seine Wertschöpfung weiter optimieren können. 

Dr. Christine Wahlmüller-Schiller diskutierte mit den IT-Experten Prof. (FH) DI Dr. Herbert Jodlbauer (FH Steyr), Wolfgang Kienreich (Know-Center) und DI Mag. Markus Künstner (Kapsch BusinessCom).

 

 

Was versteht man unter „Smart Factory“?

Gleich zum Einstieg wurde von der Moderatorin Dr. Christine Wahlmüller-Schiller das einzige Live Voting des Webinars im virtuellen Raum präsentiert: 

Inwieweit haben Sie die „Smart Factory“ in Ihrem Unternehmen schon realisiert? Bitte um Ihre Einschätzung. Die Teilnehmenden des Webinars konnten direkt online ihr Voting abgeben.

58%     Stehen erst am Anfang    
17%       Teilweise begonnen, ist aber noch viel zu tun    
17%       Intensiv damit befasst und einige Maßnahmen gesetzt
8%       Sind Vorreiter, arbeiten schon lange dran    
 
Der IT-Experte Prof. (FH) DI Dr. Herbert Jodlbauer (FH Steyr) beantwortete die im Titel gestellte Frage wie folgt: Smart Factory entspricht eher smarten Wertschöpfungsnetzwerken bzw. smarten Ökosystemen. Es handelt sich hierbei um firmenübergreifende, organisationsübergreifende und um intelligente Prozesse, die letzten Endes einen Mehrwert für den Kunden und für die einzelnen Beteiligten im Wirtschaftssystem schaffen.

Intelligente Prozesse? Wo liegt da die Intelligenz? 

Wolfgang Kienreich (Know-Center) hat in seinem Arbeitsleben in Hinblick auf dieses Kernthema sehr viel mit Unternehmen zu tun. Zwei Dimensionen spielen eine zentrale Rolle: 

•    Die Verlagerung der verschiedenen Produkte und die dadurch entstehenden Dienstleistungen ins Digitale und, wenn man so will, ins Smarte, zumindest dort, wo es der Digitalisierung wesentlich zugänglicher ist. 
•    Der Übergang zu Wertschöpfungsnetzwerken ist im vollsten Gange, und zwar in die Lieferkette einerseits sowie in die Unternehmen hinein. Die sogenannte „Smartheit“ besteht auch darin, dass der Datenaustausch entsprechend erfolgt.

Ein dritter Aspekt, so der Experte, der eher einer Dimension entspricht, die in die vertikale Richtung geht: An allen Stellen der Produktion kommt es zu einer Verschiebung des Gleichgewichts zwischen Menschen und Maschinen. Das ist zwar nichts Außergewöhnliches, doch hier geht es vordergründig um eine Verschiebung des Gleichgewichts hinsichtlich der intelligenten Werkzeuge. So lassen sich Prozesse anhand von Beispielen verdeutlichen, wobei es stets darum geht, immer rascher und immer mehr Anfragen von Kunden bezüglich der Produktion zu beantworten. Diese Verschiebung versteht der Speaker als einen Smart Prozess. 

Wo stehen die Unternehmen, wenn es um Smart Factory geht?

Der Experte DI Mag. Markus Künstner (Kapsch BusinessCom) beantwortete die Frage der Moderatorin, ob denn die Corona-Krise bzw. die Pandemie das Smart Factory befeuert hat. Wie ist die Reaktion der Unternehmen in Österreich? Die ganze Thematik, die Digitalisierung, muss in der Industrie gemäß Künstner „End to End“ betrachtet werden. Die eine Seite ist die interne Digitalisierung der Shop Floors und der Produktion per se. Auf der anderen Seite sind es die smarten Produkte und die neuen Geschäftsmodelle. Die Durchgängigkeit der gesamten Kette führt dann wirklich zu smarten Prozessen, die imstande sind, Mehrwerte zu liefern. 

In der Corona-Zeit wurde gerade die externe Digitalisierungsseite, die eigentlich vom Kundenservice und vom Vertrieb ausgeht, sehr stark angezogen. So zum Beispiel, wenn es darum geht, ein Ersatzteilgeschäft aufzubauen. Es ist wichtig fürs Unternehmen, die vorhandenen Potenziale zu nutzen und wirklich vollends auszuschöpfen. Kurzum: Durch die COVID-19-Krise ist ein starker Boom in Richtung Digitalisierung der Industrie in den letzten zwölf Monaten zu verzeichnen. Auch Themen wie Teambildung oder das bereichsübergreifende Miteinander-Agieren haben sich wesentlich zum Wohle des Kunden und der Wertschöpfung verbessert.

Was genau sind die Use Cases, die Problemfelder? 

Für den Mittelstand, so der Experte Markus Künstner, ist es ein klassisches Therma, dass die Fabrik Insights in den Maschinen und im Anlagenpark benötigt. Es extrem wichtig, auf irgendeine Art und Weise Transparenz zu schaffen. Auf der anderen Seite kann es auch wichtig sein, eine Produktionsplanung zu optimieren oder die Prozesse integrativ zu gestalten. Oftmals startet das ganze Unterfangen auch mit der Thematik, dass der Betrieb ein Data Lake braucht. Das wäre dann quasi die technologiegetriebene Variante. 

•    Das Wichtigste auf den Punkt gebracht: Insights in den Maschinenpark und in den Anlagenpark zu bekommen!

Zur digitalen Strategie

Prof. Herbert Jodlbauer empfiehlt nicht, in einem Unternehmen eine Digitalisierungsstrategie zu erarbeiten. Sondern, dass die Digitalisierung in die ganz normale Strategie eingearbeitet bzw. verwoben wird. Die Digitalisierung in einem Betrieb sollte vielmehr als ein Baustein, ein Instrumentarium gesehen werden, so wie es auch andere Instrumentarien in einem Unternehmen gibt, so zum Beispiel die Personalentwicklung. 

Auch eine datengetriebene, eine ressourcengetriebene oder eine technologiegetriebene Entwicklung der Strategie empfindet der Experte alles andere als empfehlenswert. Im Gegenteil. Es wäre deutlich besser, das Unternehmen würde sich Unternehmensziele setzen. Erst dann macht es Sinn, sich als UnternehmerIn zu fragen, welche Daten es hierfür braucht, ob die Daten verfügbar sind bzw. besorgt werden sollten. Welche Technologie braucht es zur Umsetzung des Ziels? Jodlbauer ist ein dezidierter Anhänger der Zielsetzung, von der Aufgabenstellung und nicht von einem ressourcenbasierten Ansatz auszugehen. 

Fazit:

Die Webinar-TeilnehmerInnen bekamen dank der geladenen Experten einen optimalen Einblick in diese sehr aktuelle und relevante Thematik. Sie erfuhren, wie wichtig es für Unternehmen ist, den Betrieb auf die digitale Schiene zu bringen. Das intelligente Vernetzen wirkt sich in allen Belangen positiv auf das erfolgsorientierte Wirtschaften aus. 
 

 

 

Prof. (FH) DI Dr. Herbert Jodlbauer | FH-Professor, Studiengangsleiter | FH Steyr
Prof. (FH) DI Dr. Herbert JodlbauerHerbert Jodlbauer ist FH-Professor, Studiengangsleiter Produktion und Management und Leiter des Center of Excellence for Smart Production an der FH OÖ sowie Inhaber des Beratungsunternehmens TechTranfer Dr. Jodlbauer. Durch seine breite Erfahrung als Projektleiter, Geschäftsführer, Aufsichtsrat, Professor und Berater kennt er sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Optimierung der Wertschöpfung, der Geschäftsmodellinnovation und der digitalen Transformation. In zahlreichen Vorträgen wie auch Publikationen sind von ihm entwickelte Methoden und Verfahren einem breiten Publikum zugänglich gemacht worden.  Aktuelle Bücher von ihm sind: Digitale Transformation der Wertschöpfung (Verlag Kohlhammer, 2018) und Geschäftsmodelle erarbeiten – Modell zur digitalen Transformation etablierter Unternehmen (Springer, 2020)

 

Wolfgang Kienreich | Prokurist & Director Business & Markets | Know-Center
Wolfgang KienreichWolfgang Kienreich studierte Computerwissenschaften in Graz und Kommunikationswissenschaften in Wien. Er gründete ein auf Visualisierungstechnologien spezialisiertes Startup und arbeitete für Hyperwave Research. Er ist seit 2003 am Know-Center in Graz tätig und leitete unter anderem den Forschungsbereich Wissenserschließung und Visualisierung. Er hat über 60 wissenschaftliche Publikationen zu diesen Themen verfasst. Seit 2014 verantwortet er als Direktor die Geschäftsstrategien am Know-Center.

 

DI Mag. Markus Künstner | Head of Business Consulting Manufacturing | Kapsch BusinessCom
DI Mag. Markus KünstnerMarkus Künstner hat bereits während seiner HTL-Ausbildung für sich erkannt, dass ohne Vision, Business-Perspektive und dem Begeistern von Menschen, jedes Technologieprojekt zum Scheitern verurteilt ist. Aus diesem Grund positionierte er sich an der Schwelle zwischen Business und Technologie und rundete dies mit einem Doppelstudium Informatik und Informationsmanagement an der Universität Klagenfurt ab. Seit Beginn seiner beruflichen Karriere war er in unterschiedlichen Positionen für Digitalisierungsprojekte, von der Ideengenerierung bis hin zur Umsetzung, tätig. Seit 2019 leitet er den Bereich Business Consulting Manufacturing bei Kapsch BusinessCom und ist mit seinem Team maßgeblich für das Vorantreiben von Digitalisierungsprojekten mit Industrieunternehmen in der gesamten DACH Region verantwortlich.

 

Mag. Dr. Christine Wahlmüller-Schiller | Fachredakteurin | CWS Communications & Consulting
Mag. Dr. Christine Wahlmüller-SchillerChristine Wahlmüller-Schiller ist seit 2003 als IT-Fachredakteurin tätig, zunächst für die IT-Zeitschrift Monitor (Bohmann Verlag) und seit 2016 bis heute für die IT-Fachzeitschriften Computerwelt und it&tbusiness. Darüber hinaus ist die Oberösterreicherin und promovierte Kommunikationswissenschaftlerin auch seit vielen Jahren erfolgreich als Moderatorin von IT-Expertenrunden und bei Business-Events im Einsatz. Seit August 2019 unterstützt sie neben Ihrer Tätigkeit den Verband der österreichischen Software-Industrie (VÖSI) in Marketing &  Kommunikation.

 

Fotoquelle: Header Shutterstock | Jirsak