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Aktuell fehlt es am Arbeitsmarkt an einem umfassenden Tool, das die Qualität von Teams ganzheitlich beurteilen kann. Dabei ist die Teamqualität und -stärke, ein wichtiger Parameter für Unternehmen selbst, aber auch potentielle Bewerber:innen. Bestehende Instrumente fokussieren meist nur auf Teilaspekte wie Zufriedenheit oder Stimmung – wichtige Faktoren, aber bei weitem nicht ausreichend, um ein vollständiges Bild von Teamdynamik und -leistung zu erhalten.
Hier setzt die Arbeit des Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologen Florian Sachsenhofer an: er steckt mitten in der Entwicklung eines innovativen Teamdiagnose-Verfahrens, das diese Lücke schließen soll. Ziel ist es, eine zuverlässige Methode zu schaffen, um die Relevanz von Teamarbeit als Erfolgsfaktor in der modernen Arbeitswelt sicht- und messbar zu machen. Aber lesen Sie selbst:
In einer zunehmend dynamischen Arbeitswelt, in der Teams und Zusammenarbeit eine immer größere Rolle spielen, wird die Bedeutung von Teamqualität für den Unternehmenserfolg immer offensichtlicher. Hochfunktionale Teams sind nicht nur die treibende Kraft hinter Innovationen, sie sind auch entscheidend für die Effizienz und Leistungsfähigkeit von Organisationen.
Teamqualität wird oft nur als abstrakter Begriff behandelt, ohne dass messbare Parameter vorliegen. Doch genau hier setzen wir an: indem Teamqualität systematisch messbar gemacht wird, können Unternehmen Stärken und Schwächen von Teams exakt identifizieren und schaffen damit die Grundlage für eine gezielte, maßgeschneiderte Teamentwicklung.
Doch wann ist eigentlich eine Teamdiagnose sinnvoll?
Einsatzbereiche: Es gibt viele Situationen, in denen eine systematische Analyse der Teamqualität entscheidend sein kann. Besonders bei Neugründungen oder Umstrukturierungen bietet die Diagnose die Möglichkeit, die Ausgangssituation eines Teams zu bewerten. So können frühzeitig die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, um eine effektive Zusammenarbeit von Anfang an sicherzustellen.
Auch wenn Konflikte oder Kommunikationsprobleme die Leistungsfähigkeit eines Teams beeinträchtigen, ist eine Teamdiagnose von unschätzbarem Wert. Sie liefert Einblicke in die Ursachen von Reibungspunkten und hilft dabei, nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Ebenso kann eine Diagnose unterstützen, wenn Teams trotz vorhandener Ressourcen und Potenziale nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen. Eine hohe Fluktuation und häufige Fehlzeiten sind weitere typische Indikatoren für die Notwendigkeit einer Teamdiagnose.
Aber wie lässt sich Teamqualität konkret messen?
Kann man die Leistungsfähigkeit eines Teams genauso präzise fassen wie jene eines einzelnen Mitarbeiters?
Die Messbarkeit der Dinge: In vielen Bereichen des Lebens sind wir es gewohnt, Dinge zu messen: Sei es die Temperatur, das Gewicht oder die Geschwindigkeit. Während derartige physikalische und biologische Größen relativ einfach direkt messbar sind, müssen andere wissenschaftliche Disziplinen, wie die Medizin oder die Psychologie, auf komplexere indirekte Messungen setzen. Aber auch hier steht meistens das Individuum und nicht ein soziales System im Vordergrund.
Bei der Messung von Teamqualität handelt es sich im Wesentlichen um die Bewertung von interpersonellen Faktoren und komplexen Zusammenarbeitsprozessen, die auf sozialen, psychologischen und kulturellen Aspekten basieren. Durch die Identifikation jener Parameter, die für Teamqualität ausschlaggebenden sind, gelingt es jedoch eine Datenlage zu erzeugen, die eine fundierte Analyse der Leistungsfähigkeit von Teams ermöglicht.
Wie können wir nun einen Einblick in die Teamprozesse erhalten und Licht in die Black Box bringen?
Teams als Black Box: Mittels der identifizierten Parameter kann zielgenau für jedes Team erhoben werden, hinsichtlich welcher Aspekte die Teamprozesse bereits hervorragend funktionieren und wo möglicherweise noch Verbesserungspotenzial oder sogar dringender Handlungsbedarf besteht. Die einzelnen Teammitglieder bewerten hierbei anhand einer standardisierten Vorgabe die aktuelle Situation im Team und erzeugen dadurch eine Datenbasis, deren Auswertung einen aussagekräftigen Ergebnis-Report ermöglicht.
Dieser dient als Ausgangsbasis für weitere Schritte und liefert konkrete Einsichten darüber, wie das Team hinsichtlich der einzelnen Facetten aufgestellt ist, indem er sowohl Themen auf der sachbezogenen Ebene als auch auf der Beziehungsebene beleuchtet. Eine darauf aufbauende Analyse und Interpretation der Ergebnisse sowie ein gemeinsam mit dem Team durchgeführter Workshop dienen zur Ableitung von Maßnahmen, um eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Teams zu gewährleisten.
Beim FUTURE OF WORK-Kongress vom 21.-22. Mai präsentiert Florian Sachsenhofer in seinem Workshop einen technischen Prototyp seiner neu entwickelten Methode. Gleich Ticket sichern!
Ein besonders spannender Aspekt ist die Möglichkeit, mithilfe einer Vergleichsmessung die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zu messen. Durch regelmäßige Teamdiagnosen können die Fortschritte und Veränderungen dokumentiert und objektiv bewertet werden. So lässt sich nachvollziehen, ob die getroffenen Maßnahmen tatsächlich zu einer Verbesserung der Teamqualität geführt haben, oder ob weitere Anpassungen nötig sind.
Fazit
Die Messung von Teamqualität ist ein entscheidender Schritt, um den Erfolg von Teams und damit natürlich auch jenen von Unternehmen zu fördern. Mit einer fundierten, systematischen Diagnose lässt sich nicht nur die aktuelle Teamleistung bewerten, sondern auch gezielt an den Stärken und Schwächen eines Teams arbeiten. In einer Arbeitswelt, die zunehmend von Kollaboration und Teamarbeit geprägt ist, wird dieser Ansatz zukünftig wohl eine immer größere Rolle spielen und sich zu einem unverzichtbaren Instrument für Führungskräfte und HR-Experten entwickeln, die den Erfolg ihrer Teams gezielt gestalten möchten.
Florian Sachsenhofer ist Personalleiter in einem international agierenden Industrieunternehmen und beschäftigt sich leidenschaftlich mit den Themen Teamführung und Teamqualität. Nach seinem Psychologiestudium und einem Master in Personalentwicklung hat er sich in den letzten 15 Jahren im HR-Bereich ein fundiertes Wissen erarbeitet – und das mit großem Interesse für die feinen Mechanismen hinter erfolgreichen Teams. In seiner Freizeit vertieft er sich in die Welt der Teamdiagnose und entwickelt derzeit ein innovatives Tool zur Analyse von Teamqualität.