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KI trifft auf Industrie: Hype oder Gamechanger?

Foto: Shuttersock

Künstliche Intelligenz (KI) sorgt in der Industrie für enorme Erwartungen: Automatisierung, Effizienzsprünge und neue Geschäftsmodelle stehen im Raum. Doch wie viel davon ist bereits Realität? Auf der Production & IT Konferenz am 12. März in Linz diskutierten führende Expert:innen aus der Industrie über ihre praktischen Erfahrungen, Herausforderungen und die nächsten Schritte. Eines wurde klar: KI ist mehr als nur ein Trend – aber ihr Potenzial entfaltet sich nicht von selbst.

KI zwischen Vision und Realität

Michael Eder (Global CDO & Geschäftsführer | voestalpine HPM Digital Solutions & voestalpine) betonte, dass KI kein Selbstzweck sei: „Es geht darum, sie in bestehende Prozesse zu integrieren, um echte Mehrwerte zu generieren.“ Dies erfordert nicht nur technologische Investitionen, sondern auch eine klare Strategie. Christoph Knogler (CEO | KEBA Group) sieht KI als mächtiges Werkzeug, das mit Augenmaß eingesetzt werden muss: „Automatisierung ist nichts Neues. Der Unterschied liegt darin, dass KI die Prozesse intelligenter und anpassungsfähiger macht.“ Unternehmen sollten also gezielt prüfen, wo KI wirklich einen Mehrwert schafft – und wo klassische Automatisierungslösungen effizienter sind.

Paneldiskussion bei der Production & IT-Konferenz
Foto: Moderatorin Christine Wahlmüller-Schiller (AIT) mit den Panelist:innen Michael Eder (voestalpine), Christoph Knogler (KEBA), Martin Schagerl (Stora Enso Wood Products) und Kathrin Wambacher ( Schrattenecker) ©LSZ/Jenia Symonds

Qualitätssicherung als Top-Anwendungsfall

Eine Blitzumfrage unter den Teilnehmenden zeigte, dass der vielversprechendste Einsatzbereich für KI in der Industrie in der Qualitätssicherung liegt. Mit rund 30 % Zustimmung lag dieses Thema vor Produktionsoptimierung (26,9 %) und Logistik (25 %). Knogler berichtete, dass KI-gestützte Qualitätssicherung in seinem Unternehmen bereits erfolgreich eingesetzt werde. Allerdings sei der initiale Aufwand hoch: „Es braucht Geduld und die richtigen Daten, um wirklich signifikante Verbesserungen zu erzielen.“ Unternehmen sollten daher mit gezielten Pilotprojekten starten und realistische Erwartungen haben, anstatt sofort eine vollständige Automatisierung anzustreben.

Die Herausforderung der Datenqualität

Martin Schagerl (Head of Automation | Stora Enso Wood Products) wies auf eine zentrale Hürde hin: „Ohne qualitativ hochwertige Daten bleibt KI ineffektiv.“ Viele Unternehmen kämpfen mit veralteten oder unstrukturierten Daten, was die Einführung von KI erheblich erschwert. Kathrin Wambacher (Leitung IT | Schrattenecker Holding) ergänzte, dass besonders mittelständische Unternehmen oft vor der Herausforderung stünden, relevante Daten überhaupt erst in ausreichender Qualität zu sammeln. 

Tipp: Bevor KI-Projekte gestartet werden, sollten Unternehmen ihre Datenstrategie überdenken. Klare Strukturen, einheitliche Schnittstellen und ein umfassendes Datenmanagement sind essenziell, um KI erfolgreich einsetzen zu können.

Der Faktor Mensch: Akzeptanz und Change-Management

Einig waren sich die Panelist:innen darin, dass der Mensch weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird. „KI nimmt uns nicht die Arbeit weg, sondern verändert sie“, so Schagerl. Doch diese Veränderung bringt auch Widerstände mit sich. Wambacher betonte: „Technologie allein reicht nicht. Die Mitarbeiter:innen müssen mitgenommen werden, sonst bleibt das Potenzial ungenutzt.“ Unternehmen sollten daher frühzeitig auf transparente Kommunikation und Schulungen setzen. Mitarbeitende müssen verstehen, dass KI ein Hilfsmittel ist, das sie unterstützt – und keine Bedrohung für ihre Jobs darstellt.

Blick in die Zukunft: Was kommt als Nächstes?

Die Panelist:innen waren sich einig, dass KI sich in den kommenden Jahren weiter etablieren wird. Eder sieht großes Potenzial in der vorausschauenden Wartung: „Predictive Maintenance könnte viele Prozesse revolutionieren.“ Auch in der Produktionsplanung und im Ressourcenmanagement werden KI-Modelle zunehmend wertvolle Unterstützung leisten. Knogler hob hervor, dass sich Unternehmen nicht vom Hype treiben lassen dürfen: „Es braucht eine kluge Strategie, um KI nachhaltig zu etablieren.“ Handlungsempfehlung: Wer langfristig von KI profitieren möchte, sollte ein klares Zielbild entwickeln. Statt blind in KI zu investieren, sollten Unternehmen zunächst identifizieren, welche Prozesse am meisten von intelligenter Automatisierung profitieren.

KI als echter Gamechanger – mit der richtigen Strategie

Die Diskussion auf der Production T IT Konferenz zeigte, dass KI in der Industrie angekommen ist. Doch um das volle Potenzial auszuschöpfen, braucht es mehr als nur Technologie. Entscheidend sind eine solide Datenbasis, eine gezielte Strategie und die Einbindung der Mitarbeitenden. Unternehmen, die diese Aspekte berücksichtigen, können KI gezielt als Gamechanger einsetzen – und so langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.

Diskutieren Sie mit uns beim Forum Industrie WEST am 7. Mai in Vorarlberg zu aktuellen Trends und Herausforderungen ins Österreichs Fertigungsindustrie.