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HR Minds. Persönlichkeiten, Perspektiven, Passion.

Die neue Blog-Serie von LSZ

Was treibt HR wirklich an?

In HR Minds öffnen HR-Vordenker:innen ihre ganz persönliche Tür: Was inspiriert sie? Was fordert sie heraus? Welche Erfahrungen prägen ihren Blick auf die Arbeitswelt und aufs Leben?
Wir zeigen die Menschen hinter den Jobtiteln. Ungefiltert. Nahbar. Und mit ganz viel Leidenschaft für das, was HR heute ausmacht.

Folge 1

Birgit Moser-Kadlac

Moser-Kadlac

Wenn man über HR spricht, fällt oft der Begriff „People Business“. Doch bei Birgit Moser-Kadlac ist es mehr als ein Schlagwort. Als Leiterin Human Resources bei der ProSiebenSat.1 PULS 4 ATV-Gruppe gestaltet sie seit vielen Jahren die Medienbranche mit – mutig, empathisch und konsequent. Heute ist sie nicht nur People-Verantwortliche, sondern auch Speakerin und klare Stimme für Diversität, Ethik und Fairness im HR.

Sie steht für eine HR-Arbeit, die Haltung zeigt – und diese Haltung wird besonders dann sichtbar, wenn es unbequem wird.

Wenn Recruiting auf Realität trifft

Wir haben mit Birgit ein ausführliches Interview geführt – über Karrierewege, persönliche Werte und die kleinen wie großen Geschichten des HR-Alltags.

Für den Auftakt haben wir uns eine besondere Anekdote herausgepickt, die sie mit uns geteilt hat:
Ihr ungewöhnlichstes Recruiting-Erlebnis und was sie daraus gelernt hat. Birgit erzählt uns in ihrer offenen, pointierten Art von einem Erlebnis, das sie bis heute prägt und das wohl jede:r aus dem Recruiting kennt: „Ein Bewerber, der aktuell bei einem großen, internationalen Konzern arbeitet, fragte mich im Interview: 'Können wir die Benefits vergleichen?'“Die Liste des Konzerns war lang: Fitnessstudio, Kantine, Rabatte, Zusatzversicherungen. „Unsere Liste? Kürzer“, sagt Birgit, „aber dafür mit echtem Impact.“

Sie hätte den einfachen Weg gehen können: irgendwie mithalten, vielleicht etwas schönreden. Doch sie entschied sich für Ehrlichkeit: „Ich habe offen gesagt: Wenn du Benefits in Hochglanz und Massenware suchst, bist du bei uns vielleicht nicht richtig. Aber wenn du etwas mitgestalten willst, auf einer grünen Wiese, mit echten Werten – dann schon.“

Was auf den ersten Blick wie ein Nachteil wirkt, entpuppt sich im Gespräch als klare Positionierung. Denn Benefits sind für sie keine Liste zum Abhaken, sondern Ausdruck einer Unternehmenskultur. Und diese ist bei ProSiebenSat.1 PULS 4 menschlich, ehrlich und direkt.

Der HR-Learnings daraus?

✘ Keine falschen Versprechen – auch bei Top-Talenten

✔ Ehrlichkeit zahlt sich aus – für langfristige Passung

✔ Kultur ist kein Buzzword, sondern ein Entscheidungsfaktor

„Ehrlichkeit ist kein Nice-to-have – sondern ein Muss. Auch, wenn es Überzeugungskraft braucht.“

Birgit Moser-Kadlac zeigt mit dieser Geschichte, dass Recruiting nicht Verkauf, sondern Beziehung ist. Dass es nicht um „Gefallen um jeden Preis“ geht, sondern um Authentizität – für beide Seiten.

Nachgefragt: Birgit Moser-Kadlac ganz persönlich

Das vollständige Interview gewährt uns Einblicke, die über den Büroalltag hinausgehen. Aber lest selbst:​​​​​​​

  1. Was treibt dich morgens an, wenn der Wecker klingelt und du an deinen HR-Arbeitstag denkst?
    Neugier treibt mich an. Ich bin jeden Tag gespannt, was auf mich zukommt – HR ist (allen Unkenrufen zum Trotz) kein eintöniger, langweiliger Job. Ganz im Gegenteil: Hier spielt das Leben. Wir begleiten unsere Mitarbeiter:innen durch Höhen und Tiefen – a la „Gute Zeiten, schlechte Zeiten!“.
  2. Welches Buch, welcher Podcast oder welche Person hat deine Sicht auf Personalmanagement am stärksten geprägt?
    Gleich vorweg: Ich schätze Menschen, die inspirieren – besonders, wenn sie in meinem direkten Umfeld wirken. Markus Breitenecker, Gründer unseres Hauses in Österreich und heute Vorstand unseres Konzerns, begleitet mich seit über 20 Jahren als Mentor. Seine einzigartige Verbindung von Vision, Strategie und Unternehmenskultur prägt mich bis heute. „Geht nicht, gibt’s nicht“ und „Don’t ask for permission – einfach machen“ sind nicht nur seine Leitsätze, sondern längst auch meine. Gute Ideen darf man kopieren – besonders, wenn sie Wirkung zeigen.
  3. Wie schaffst du den Spagat zwischen den Bedürfnissen der Mitarbeitenden und den Zielen der Geschäftsführung?
    Ich finde das gar nicht so schwer. Unsere Mitarbeiter:innen sind erwachsene Menschen mit Weitblick – und unser Management ebenso. Das schafft eine Basis, auf der wir gemeinsam gute Lösungen finden. Entscheidungen werden bei uns nicht im Elfenbeinturm getroffen, sondern in den meisten Fällen im Dialog. Und wenn etwas nicht möglich ist, dann sagen wir das auch – transparent und nachvollziehbar. Diese Offenheit ist kein Risiko, sondern ein Zeichen von Respekt.
  4. Wie beeinflusst die Digitalisierung deine Rolle im HR-Alltag – wo bringt sie dir echte Erleichterung, wo eher Herausforderungen?
    Die Digitalisierung im HR-Bereich ist aktuell eine Herausforderung, da wir uns mitten im Transformationsprozess befinden und unsere Abläufe schrittweise umstellen. Veränderungen bringen naturgemäß Belastung und Stress mit sich – auch für mich persönlich. Dennoch ist die Bereitschaft im Team spürbar, weil wir den Sinn hinter den Maßnahmen klar erkennen und kommunizieren.
  5. Welche Rituale oder Routinen helfen dir, in stressigen Zeiten einen klaren Kopf zu bewahren?
    Ich arbeite nach der 2-Minuten-Regel: Alles, was weniger als zwei Minuten dauert, erledige ich sofort. So bleibt der Kopf frei und Kleinigkeiten sammeln sich nicht an. Zusätzlich fokussiere ich mich täglich auf maximal vier zentrale Themen, um Prioritäten klar zu setzen und gezielt voranzukommen.
    Ob ich dennoch manchmal gestresst bin? JA, definitiv! 😉
  6. Welchen Ratschlag würdest du deinem jüngeren Ich geben, als du in der HR-Welt angefangen hast?
    Mein Einstieg ins HR war ein Quereinstieg – mein „junges Ich“ war also gar nicht so jung. Jetzt, im achten Jahr, würde ich der damaligen Birgit Folgendes mitgeben: „Es ist alles anders, als du denkst – HR ist Beziehungsarbeit.“
  7. Was machst du außerhalb der Arbeit, um deine Kreativität und Empathie weiterzutreiben?
    Ich bin Mutter – und vieles, was man im Alltag mit Kindern lernt, lässt sich direkt im HR anwenden: Geduld, Kommunikation, Flexibilität.
    Und ich bin generell offen für verrückte Ideen. Denn man weiß nie, wo die guten Impulse herkommen.
  8. Welches Vorurteil gegenüber HR kannst du gar nicht mehr hören und warum ist es falsch?
    „HR ist ein Admin-Job.“
    Ich muss gestehen, das war mein eigenes Bild von HR. Und das ist grundlegend falsch. HR bedeutet gestalten, begleiten und strategisch mitdenken. Es ist Beziehungsarbeit und gehört konsequent in die Nähe der Unternehmensführung.
  9. Wenn du für einen Tag die Position eines Mitarbeitenden übernehmen könntest: Was würdest du testen oder verändern?
    Ich würde viele, viele Fragen an das Management stellen. Nicht um sie zu ärgern oder zu nerven, und nicht destruktiv, sondern interessiert und um neue Perspektiven zu entfachen. Btw. ich mache das auch täglich und meine Topmanagement-Kolleg:innen ebenso. Wir lieben es, Dinge zu hinterfragen, nur so kann man was verändern.
  10. Was ist aus deiner Sicht die wichtigste digitale Kompetenz, die HR heute (und morgen) mitbringen muss?
    Ich glaube, HR muss heute und in Zukunft vor allem lernen, mit Daten umzugehen. Also nicht nur Tools benutzen, sondern wirklich verstehen, was die Zahlen sagen. Wer das kann, trifft bessere Entscheidungen und bleibt relevant. Und ganz ehrlich: Ohne digitales Know-how wird’s schwer, mit der Geschwindigkeit da draußen mitzuhalten.
  11. Magst du weiter noch etwas ganz Persönliches mit uns teilen?
    Wir machen HR gerade in einer unglaublich spannenden Zeit oder in anderen Worten „es ist wild“ – so viel bewegt sich, so viel ist möglich. Ich bin echt neugierig, wo wir in einem Jahr stehen. Klar, Veränderung kann auch stressen, aber come on: ein bisschen genießen gehört dazu. Und mal ehrlich: Stillstand ist keine Option.“