Im Jahr 2019 könnte Digitalisierung zum neuen Unwort werden. Denn: alle wissen, was gemeint ist und jeder tut es. Richtig? Das Wort Digitalisierung kommt im amerikanischen Sprachgebrauch im Businessbereich viel seltener vor als hierzulande. In Österreich neigen wir dazu, so gut wie jedes IT-Projekt unter dem Schlagwort zu schubladisieren, meist ohne ein genaues Bild, was darunter zu verstehen ist.
Digitalisierung hat in der Realität sehr viele Ebenen, die meistens miteinander vermischt werden, aber nur indirekt miteinander zu tun haben. Da wäre zuerst einmal die (vermeintliche) Digitalisierung von Prozessen. Vermeintlich, da der davor aufgesetzte Prozess in der Regel auch schon digital war, sprich, Digitalisierung wird hier als Synonym für Prozessoptimierung verwendet und hat als Begriff somit keine Bedeutung. Bitte nicht missverstehen: Prozessoptimierung ist wichtig und oft auch die Voraussetzung für Digitalisierung, Prozessoptimierung ist aber eben nicht „Digitalisierung“.
Wenn es denn nun gelingt, Prozesse zu optimieren und diese digital unterstützt durchgängig in möglichst wenigen Systemen für den Kunden, die Mitarbeiter und alle Unternehmensfunktionen soweit wie möglich über Echtzeit-Schnittstellen aufzusetzen, ist sehr viel erreicht. Digitalisiert ist dann aber immer noch wenig, denn erst die Wertschöpfung des Erreichten rechtfertigt die massiven Investitionen, die österreichischen und europäischen Unternehmen bevorstehen.
Das Zauberwort auch in den USA ist auch nicht Digitalization oder digital transformation (das ist Beratersprech), sondern Digitization, also die Monetarisierung einer Idee (für Produkte oder Services) auf einer digitalen Plattform. Hier hinkt Europa ganz massiv hinterher, was zunehmend auch immer mehr Politikern Sorge bereitet. Die „Verständnislücke“ über Logik und Ernsthaftigkeit digitalen Wirtschaftens ist enorm.
Erst vor kurzem fragt mich ein Manager, ob Online denn wirklich etwas brächte. Die Antwort wird lauten: Nein, wenn man keine Ideen hat. Wenn Daten die neue Währung unserer Wirtschaft sind, dann ist die Fähigkeit, neue Ideen mittels digitaler Technologien schnell plattformübergreifend auszurollen, die notwendige Kernkompetenz.
Erst wenn die digitale Investition dabei geholfen hat, reale Marktanteile zu gewinnen, Kundensegmente massiv auszuweiten, international erfolgreich zu werden, ohne die historischen Strukturen in neuen Märkten wieder neu aufbauen zu müssen und erst wenn bedeutende Umsatzanteile aus dem digitalen Geschäftsbereich kommen, kann von erfolgreicher Digitalisierung gesprochen werden. In Österreich ist dazu nach übereinstimmender Expertenmeinung so gut wie kein Unternehmen in der Lage. 2019 wird das Jahr, in dem es einiges zu tun gibt.
Andreas Hladky | Co-Founder | Point of Origin